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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Schuch, Werner; Kampf, Arthur: Der deutsch-französische Kunstaustausch
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Ein Erholungs- und Altersheim für Künstler
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Der Kunstverein in Hannover
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Juristischer Briefkasten der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
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Preisausschreiben / Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0515

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Heft 37.

Die Werkstatt der Kunst.

2. eine auf das empfindlichste gefühlte Konkurrenz
der fremden, namentlich der französischen Kunst auf dem
deutschen Markte und endlich
z. das allerschlimmste, auf idealem Gebiete eine
enorme Einbuße an nationalem Kunstempfinden und -schaffen
infolge unheilvoller Infektion der deutschen Kunst durch
die massenhaft und fonder Mahl vorgeführten „Vorbilder"
fremder, namentlich dekadenter französischer Kunst.
Au diesen drei Punkten bemerke ich zunächst acl l:
Ls steht zweifellos fest, daß das Ansehen unserer Kunst im
Auslande heute völlig verloren ist, denn weder lassen sich,
im Gegensatz zu früher, heute ausländische Kunsthändler
in Deutschland blicken, noch besteht im Auslande irgend-
welche Neigung zur Veranstaltung deutscher Kunstausstel-
lungen. Daß dieses aber eine Folge unseres zwanzig Jahre
hindurch einseitig betriebenen Kunstinternationalismus ist,
der im Verein mit der abfälligen Beurteilung deutscher Kunst
durch unsere Presse im Auslande den Glauben erweckt hat,
Deutschland besitze gar keine „lebensfähige nationale
Kunst", ist nur zu leicht erklärlich. Dieser Auffassung bin ich
bei Gesprächen mit Kunsthändlern und Liebhabern im Aus-
lande, vor allem in Frankreich, leider nur zu oft begegnet.
Den Punkt 2 kann ich übergehen, denn jeder deutsche
Künstler spürt die Richtigkeit meiner Behauptung am eigenen
Fleische.
Mas Punkt Z betrifft, so haben die retrospektiven
Ausstellungen, angliedernd an solche moderne Dekadenzkunst in
Deutschland letzthin recht belehrend gewirkt und sollten uns
wahrlich warnen, unter Verkennung der eigenen Kraft
immer und immer wieder nach einer künstlerischen Be-
fruchtung durch das Ausland zu schreien. Rach dem Ge-
sagten kann ich meinen Kollegen nicht dringend genug ans
Herz legen, sich taub zu machen gegen die Kampfsche Leier,
mag sie noch so verlockend tönen.
Haben wir dagegen endlich wieder Achtung vor uns
selbst, schreiten wir aus eigener Kraft vorwärts und zeigen
dem stolzen Franzosen, daß wir keine „kunstlahmen
Barbaren" sind, die seiner Hilfe bedürfen!
Nur so können wir das verlorene Ansehen zurück-
gewinnen und später weit eher zu einer künstlerischen An-
näherung an Frankreich gelangen, als heute durch un-
würdiges Lobhudeln der französischen Kunst a la Kampf!
Kämen, das möchte ich zum Schluß noch sagen, gegen-
wärtig reziproke Ausstellungen in Deutschland und Frank-
reich zustande, so würden, daran zweifle ich nicht, die der
Franzosen in Deutschland allerdings einen bedeutenden
„Sukzeß" haben, dagegen könnten die der Deutschen in
Frankreich nur mit einem kläglichen moralischen wie mate-
riellen „Fiasko" abschließen, ja es wäregar nicht un-
wahrscheinlich, daß sie noch obendrein durch Ausbrüche
französischen Lhauvinismusses, politische Verwickelungen im
Gefolge hätten. Fort also mit den gefährlichen Projekten
des Herrn Prof. Arthur Kampf!
Hierauf sandte uns der Präsident des Senats der
Königlichen Akademie, Herr Prof. Arthur Aanipf,
folgendes Schreiben:
„Zunächst eine Richtigstellung:
Linen Brief habe ich nicht an eine französische Kunst-
zeitschrift geschrieben; ich bin vielmehr von dem Berliner
Vertreter des ,Gaulois< interviewt worden; daher sind auch
einige Irrtümer, wie sie bei Interviews öfter vorkommen,
auch hier passiert.
Ich habe bei der Unterredung vor allem gesagt, daß
die französische Kunst bei uns seit Jahrzehnten in der
denkbar entgegenkommendsten Meise ausgenommen worden
sei, ich wies auf Berlin, Dresden, München, Mannheim,
Düsseldorf hin; ferner, daß wir Mert darauf legten, daß
man jetzt zunächst versuchen sollte, auch einmal gute
deutsche Kunst in Frankreich zu zeigen. Ich fügte
hinzu, daß wir eine Kunst hätten, die in Frankreich leider
zu wenig bekannt sei, aber sicher dort sehr interessieren

5U

würde und wohl auch viel zum Verständnis des
Deutschtums beitragen würde.
Zur Beruhigung der Herren Kollegen, welche etwa
eine Invasion französischer Kunst fürchten, kann ich nur
sagen, daß ich nicht eher daran denke, eine französische
Ausstellung in Deutschland zu befürworten, bis nicht
eine gute Ausstellung deutscher Kunst in Paris
gezeigt worden ist.
Sie erlassen es mir wohl, auf die Aeußerungen des
Herrn Prof. Werner Schuch einzugehen. Die von dem
Herrn beliebte Tonart ist so, daß ich es ablehnen muß,
mich damit zu beschäftigen. ^.riknr Kampf."
6m Srkolungs- unct Mtersberm
für RimMer.
Der deutsche Künstlertag nahm nach dem
Referate des Kunstmalers William Pape eine
Resolution an, die sich für die Schaffung von Lr-
holungs- und Altersheimen für deutsche Künstler
durch die Allgemeine Deutsche Kunstgenossen-
schaft ausspricht. (Lin näherer Bericht folgt in
der „Werkstatt der Kunst". -— Red.)
Der Runstverem m Hannover.
Der Kunstverein in Hannover stellt es in einer
Hannoverschen Zeitung in Abrede, in seiner letzten Aus-
stellung 75 Bilder von einem Münchener Kunsthändler be-
herbergt zu haben. Im übrigen gibt er die Tatsache
zu, über die schon oft bei uns Klage geführt worden ist,
daß in feinen Ausstellungen oft Kunsthändler-Bilder ent-
halten sind. Raummangel verbietet es uns, heute auf die An-
gelegenheit einzugehen; wir kommen in der nächsten Nummer
noch einmal auf die Kunstverhältnisse in Hannover zurück.
Juristischer Briefkasten der Allgemeinen
Deutschen Runstgenossenschakt.
^.. V. Die Ausstellungsleitung ist bei Beschädigung
von ausgestellten Kunstwerken schadensersatzpstichtig, sofern
sie nicht nachweist, daß sie und ihre Angestellten kein ver-
schulden an der Beschädigung trifft, und sofern nicht etwa
die mir nicht bekannten Ausstellungsbedingungen die Haft-
pflicht anders regeln.
Ihre weitere Frage, wie lange Ihnen Ihre Merke
vorenthalten werden können, ist in dieser Allgemeinheit
nicht zu beantworten, da Sie nicht angeben, aus welchem
Rechtsgrunde die Vorenthaltung erfolgt. Or. Kr. Korde.

Erledigte Preisausschreiben.
München. Wettbewerb für einen Brunnen am
Iosephplatze. Von den 90 eingelieferten Modellen
wurden fünf gleichmäßig prämiiert. Die Verfasser dieser
Projekte sind: Bildhauer Prof. Hubert Netzer, Bildhauer
Ludwig Lngler, Bildhauer Prof. Lrwin Kurz und Architekt
G. Grlando Kurz, Bildhauer G. Albertshofer und Architekt
G. Bestelmeyer, Bildhauer Frz. Drexler und Architekt Karl
Göpfel. Die Modelle waren im Saal des alten Rathauses
bis einschließlich ll- Juni ausgestellt.
Pforzheim. Das Preisausschreiben der Brauerei
w. Ketterer in Pforzheim hat sich doch in ganz ein-
wandfreier Form abgewickelt, was wir in Berichtigung
unserer Notiz in Heft 35 hiermit besonders hervorheben
wollen. Preisrichter waren: die Architekten H. Bühling
und H. Malder, der Bildhauer Prof. Molber, der Kunst-
maler H. Lichrodt und als Laien M. Ketterer und K. Fischer.
 
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