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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 9.1909/​1910

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Kallmorgen, Friedrich: Ausstellungssorgen, 2
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D.W.D.K.: Eine Flora-Broschüre von Martin Schauß - Berlin
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52069#0402
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Die Werkstatt der Kunst.

k^est 29.

396

nirgend hingenommen werden, wenn auch die Tatsache
bestehen bleibt, daß bei anderen großen Ausstellungen der
Anmeldetermin und der Einlieferungstermin beinahe zu-
sammensallen.
ad II. Die Termine der Eröffnung der Berliner Aus-
stellung und der Anmeldung resp. der Einlieferung in
München liegen nun einmal so, daß günstigenfalls,
d. h. wenn die in Berlin zurückgewiesenen Künstler bis
zum 15.—20. April benachrichtigt würden, manche Werke
noch in München angemeldet und ausgestellt werden könnten,
wir hatten gehofft, daß Sie unter Berücksichtigung jenes
Umstandes die Benachrichtigung der Refüsierten bis 15. bis
20. April prinzixell zusagen würden. Handelt es sich doch
oft um die einzige Möglichkeit, das Schaffen eines Jahres
vorzuführen, die wiederum für ein ganzes Jahr schwindet!
a.6 IV. Unser Gewährsmann bleibt bei seiner Be-
hauptung. wir wären ev. bereit, einen Empfänger ver-
schieden gehaltener Schreiben, vor und nach Antritt einer
amtlichen Stellung, zu nennen, wir selbst legen auf diesen
Punkt das geringste Gewicht. — Der Vorwurf der absicht-
lichen Schädigung darf einer Jury nicht gemacht werden;
wohl aber sollte der Jury durch Anführung des Falles
Fechner in Erinnerung gebracht werden, daß ihr Spruch,
eben wegen der unter II geschilderten Umstände, noch nicht
alle Lhancen für dieses Jahr beseitigt. Damit soll an dem
Spruch der Jury, den wir prinzipiell als in bester Ueber-
zeugung gesprochen respektieren, keine Kritik geübt werden.
Wir wissen, wieviel Rebenumstände und Notwendigkeiten
oft bestimmend sind. Doch könnte die Jury sich der unter
II angeführten Umstände erinnern, wenn sie das täte, so
würde sie sich ferner vorstellen, daß es Jurys geben könnte,
bei denen andere Nebenumstände und weniger Notwendig-
keiten (Platzmangel usw.) bestimmend sind. Den Vorwurf
der absichtlichen Verhinderung eines anderen Urteilsspruches
haben wir bereits selbst öffentlich zurückgewiesen.
^lora-Vroseküre von Martin
SckaulZ-AerUn
Man mag zur „Flora-Frage" stehen, wie man will,
auf jeden Fall wird man es mit erlösendem Aufatmen
begrüßen, daß sich nach all dem Hin- und Hergezerre der
Kunstgelehrten und Amateurkriminalisien endlich einmal
ein wirklicher Fachmann über die Wachsbüste äußert,
und zwar, um nicht mit einem geringschätzigen Lächeln der
Zünftler abgetan zu werden, in streng wissenschaftlicher
Methode. Bildhauer Martin Schauß in Berlin, eine
Autorität auf dem Gebiete der Wachsplastik, war schon
seinerzeit bei der Meffnung der Büste von Exz. Or. Bode
zugezogen worden. Eine bald darauf nach London unter-
nommene Reise zum Besuche der dortigen Kunstsammlungen
brachten ihm so eigentümliche Erkenntnisse, daß er beschloß,
die Forschungen methodisch weiter zu betreiben. Schauß
konnte von vornherein darauf verzichten, Mümmelgreise
oder Lukassche Dienstmädchen zu interviewen, weil er eben
als Fachmann imstande war, nach Augenschein zu unter-

suchen und auf dem rein technischen Gebiete zu bleiben.
Er ließ sich nur von den chemischen Experimentatoren sekun-
dieren. Seine ad Koc unternommenen Reisen führten ihn
zu den bedeutendsten Museen in Deutschland, Frankreich,
Tirol und Gberitalien.
Die erste Erkenntnis, zu der Schauß gelangte, war die,
daß ans den sehr charakteristischen Strichen, wie sie sich an
der Florabüste nahe an der Abbruchstelle des rechten Armes
befinden und wie sie nur beim Modellieren in Ton ent-
stehen können, mit Sicherheit hervorgeht: die Flora ist ein
Guß. (Also nicht bossiert. Red.)
Die Fragestellung war für Schauß logischerweise jetzt
die folgende: „wenn es sich nachweisen ließe, daß der
Wachsguß zur Zeit Lionardos entstanden sein kann, so
würde dies viel für die Hypothese Or. Bodes sprechen.
Sollte sich aber aus der Geschichte der Wachstechnik mit
Sicherheit ergeben, daß es im 15. Jahrhundert und bis
in die Mitte des 16. Jahrhunderts keine mittelst Stück-
form gegossene Wachsbüste gab, so ist die Autorschaft Lio-
nardos und seiner Zeitgenoffen widerlegt." Käme man
aber zu dieser Entscheidung, so wäre dann die zweite Frage
die nach der Autorschaft eines Anderen.
Auf Grund einer interessanten und vielfach belegten
Beweisführung kommt nun Schauß zu dem Schluffe, daß
ein runder Wachsguß mit so feinen Details wie
die Florabüste im Zeitalter Lionardos nicht ent-
standen sein kann. Diese Beweisführung, die mit recht
viel nüchterner Ueberlegung und fachlichem Ernst geführt
ist, wird nun der casus belli der nächsten Zeit fein. Man
wird die gegnerischen Argumente, falls solche sich überhaupt
finden lassen, mit Spannung erwarten dürfen. (Vergl. unter
„Geplante Ausstellungen" Berlin in der heutigen Nummer.
— Red.)
Schauß hat nun ferner eine große Zahl anderer Wachs-
büsten in Hinsicht auf die Beschaffenheit des Wachses unter-
sucht, aber keine entdeckt, die darin auch nur im entferntesten
mit der Florabüste sich vergleichen ließe. Allen diesen
Werken stehen einzig und allein die Wachsarbeiten des
Lukas gegenüber und bei diesen kehrt eine eigenartige
Behandlungstechnik immer wieder, bei der insbesondere
die Verwendung von denselben Stoffen zur Füllung auf-
fällt, die sich in der Flora fanden; ferner stimmt das wachs
der Flora chemisch vollkommen mit dem wachs der Lukas-
schen Athene überein. Schauß schließt daraus, daß Lukas
der Autor der Flora sein müsse, und sucht weiter z»
beweisen, daß er im Auftrage einer italienischen Fälscher-
gesellschaft gehandelt habe.
Die Schaußsche Broschüre wird außerordentliches Auf-
sehen erregen. v. Wi V. K.

ÜNSSI'K Iieuiigö öeilsgs, üiö Meliim IdllisNrvtiil. Mtek Kk. 15,
Kat folgenden Inka.lt: k. ^Viegmann: Neber die
Nalvveise des Tizian nnd Ooetkes Karbenlekre.
Nit Einleitung von O. L. — Oie Kontroverse über
ein Kubensbild in der kinalcotkek.

Vermischter Nachrichten teil.

Vermischter
- Geplante Ausstellungen -
wegen des großen Berichtes des Hauptaus-
schusses mußten wir einige Ausstellungsnach-
richten zurück st eilen, die nun in der vorliegenden
und in der nächsten Nummer nachgeholt werden.
Die Schriftleitung.
Berlin. Heber 5000 "Kunstwerke sind in diesem Jahre
der „Großen Berliner Kunstausstellung" eingeliefert
worden. Da die meisten Werke -retinal besichtigt werden,
so hat die aus 12 Künstlern bestehende Jury unter dem
Vorsitz des Prof. Lonrad Kiesel eine schwere Aufgabe,

die nur in wochenlanger Tätigkeit zu erledigen ist. (Die
Zahl der ausgestellten Werke geht alljährlich zurück.
Sie betrug in den Jahren 1907: 2222, 1YO8: 2175, 1909:
1860 Nummern. Red.)
Berlin. Das den Martin Schaußschen Untersuchungen
über den Autor und Ursprung der vielbesprochenen „Flora"-
Büste zugrunde liegende tatsächliche Material wird in
allernächster Zeit in einer der ersten Berliner Kunsthand-
lungen zur Ausstellung gelangen. Die Ausstellung
wird ein klares Bild geben über die historische Entwick-
lung des wachs- und Bronzegusses in den letzten Jahr-
hunderten.
Flensburg. Der „Verein für Kunst und Kunstgewerbe"
in Flensburg veranstaltet vom 30. Juni bis -I. September
 
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