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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 15.1915/​1916

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XV, Heft 3.

Die Werkstatt der Kunst.

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Gedanken weit auseinander. Dies festzustellen schien auf
mehrfache an uns gestellte Anfragen geboten.

Deutsche Künstler in französischer Gefangenschaft.
von dem, wie früher berichtet, verwundet in fran-
zösische Gefangenschaft geratenen Berliner Maler Ernst
Gabler ist bei der Leitung der Monatsschrift „Kunst und
Künstler" ein Brief aus Belle-Isle-en-Mer eingelaufen.
Daraus geht hervor, daß es dem Künstler den Verhält-
nissen entsprechend, gut geht. Er schreibt u. a.:
„Vor einem der Nachbarzelte sitzt der Berliner Bild-
hauer Gerstel und schnitzt Holzfiguren, kann sich auch Auf-
trägen, wie dem Linschnitzen von Namen in Tabaks-
pfeifen, nicht entziehen. Ich habe Porträtaufträge, bei
denen auf gute Ausführung der Uniform und der Grdens-
abzeichen Wert gelegt wird."

Zur Venagelungsfrage wendet sich die Ber-
liner Bildhauervereinigung mit folgender beachtenswerten
Anregung an die Veffentlichkeit:
„Damit sich vaterländischer Gpfersinn betätige, be-
nagelt man heute die ungeeignetsten Dinge. Ist zum Bei-
spiel die zur sinnlosen Größe verzerrte wirklichkeitser-
scheinung unseres Hindenburgs, wie sie in Berlin steht,

ein Gegenstand zum Benageln? Oder die naturgetreue
Nachbildung eines deutschen Feldgrauen? Hindenburg zu
„vernageln" ist, wenn es nicht gelingt, sein Abbild völlig
zu einem Symbol in unwirklicher und ornamentierter Form
zu gestalten, mindestens so geschmacklos, wie ihn auf
Schnupftüchern usw. darzustellen. Betriebsame Aestheten
haben sich der allgemeinen Nagelwünsche angenommen und
suchen nach dankbaren Gegenständen dafür. Da der Er-
folg immerhin zweifelhaft ist, so fragen wir, warum erst
mühsam und mit Kosten fragwürdige Gegenstände ent-
stehen lasten, um sie zu benageln, statt sich solcher aus un-
serer Umgebung zu bedienen, die sich durch ihre Art dazu
eignen, ohne den Beschauer durch ein falsches Phatos zu
falschem Maßstab zu nötigen? Line Rathaustür, ein
Brunnenstock usw. sind z. B. tausendmal geeigneter und
bester für den Zweck, als fragwürdige realistische
Statuen, wir erweitern diesen Kreis von Möglichkeiten,
indem wir ernsthaft anregen: „Benagelt Eure — Stamm-
tische!" Auch im einfachsten Dorfwirtshaus wird ein
Tisch, auf dem die Jahreszahl des Krieges, ein Kreuz, ein
Schwert, ein Kranz usw. vorgezeichnet wird, ein geeigneter
Gegenstand zum Nageln. Man wird auf diese weise in
gesunder, volkstümlicher und anspruchsloser weise viel
Geld zum Wohltun ernageln, ohne die Kunst zu — ver-
nageln!"

Vermischter Qrchrlchtenteil.

- Geplsnie Ausstellungen

Nürnberg. (MünchenerKünstlergruppe „Der Bund".)
Die nächste Ausstellung findet wieder in der Städtischen
Kunstausstellungshalle am Marientor statt. Sie bringt
eine nach einheitlichen Gesichtspunkten zusammengetragene
Sammlung deutsch-österreichischer Künstler und wird etwa
in der Mitte der kommenden Woche zur Eröffnung ge-
langen.

-—j Eröffnete Ausstellungen -
Berlin. Die Oktober-Ausstellung im Verein der Künst-
lerinnen zu Berlin, Schöneberger Ufer 38, bringt Kol-
lektionen von: Lucie du Bois-Reymond (Nachlaßausstellung),
Helene Maß, Johanna von der Schulenburg, Lharlotte
willimek. — Paul Lassirer eröffnete Sonntag, den
;o. Oktober, die Reihe seiner diesjährigen Ausstellungen
mit einer Kollektion von Wilhelm Trübner, die dreiund-
fünfzig Werke aus den Jahren t870—aus Privat-
besitz zusammengestellt, enthält. Ihr werden im Laufe des
Winters größere Ausstellungen von Ferdinand von Rayski,
Max Slevogt, Max Liebermann u. a. folgen. — Die Galerie
Eduard Schulte hat ihre neue Ausstellung noch um eine
nach dem Leben gearbeitete Marmorbüste des Reichsbank-
Präsidenten Exzellenz Hävenstein von Georg Muth in
Leipzig bereichert.
Frankfurt. (Frankfurter Künstler im Kunstverein.)
Die Ausstellung Frankfurter Künstler, welche kürzlich im
Kunstverein eröffnet wurde, ist bestimmt die sonst um diese
Zeit stattgehabte „Iahresausstellung", eine repräsentierende
Schau der neuesten Frankfurter Kunstschöxfungen, zu er-
setzen und unserer heimischen Künstlerschaft unter den
gegenwärtig für sie so besonders schweren Verhältnissen
Verkaufsmöglichkeiten zu schaffen. Im Interesse des Ge-
lingens der Veranstaltung und zu Gunsten ihrer jüngeren
Kollegen haben auch die Altmeister unserer heimischen
Kunst sich an der Ausstellung beteiligt, die über 250 Werke
aufweist und in der jetzigen Form bis Ende dieses Monates
zu besichtigen sein wird. Mögen Kunstfreunde, die die

Erwerbung eines Kunstgegenstandes für jetzt oder die bald
herannahende Geschenkszeit beabsichtigen, in erster Linie
dieser Veranstaltung gedenken und möge dieser so für
unsere heimische Künstlerschaft ein allgemeiner Erfolg be-
schieden sein. — von den vom Frankfurter Kunstverein
herausgegebenen Künstlerxostkarten nach Werken Frank-
furter Meister (Altheim, Burger, Dielmann, Winter,
Wucherer) wurden in der ersten Verkaufswoche gegen
sooo Stück abgesetzt.
München. (Sommerausstellung der Münchener Se-
zession im Kgl. Kunstausstellungsgebäude am
Königsplatze.) verkaufte Kunstwerke: Gelgemälde:
Max Buri ff, Brienz, „Alte Frau"; Paul Lrodel, München,
„Kornmandeln"; Friedrich Lckenfelder, München, „Pferde
beim Stall"; Amandus Faure, Stuttgart, „Wirtshaus in
der Lampagna"; Heinrich Knirr, München, „Rosenstilleben";
Rudolf Nißl, München, „Blumenstrauß"; Josef Schmid,
München, „Zwei Mädchen". — Plastiken: Karl Karcher,
Pforzheim, „Kinderköpfchen" (Bronze); Ludwig Penz,
Schwaz (Tirol), „Tiroler Dorfmusik" (6 Holzfigürchen);
Renee Sintenis, Berlin, „Negerin" (getönter Gips) und
„Schwabende" (Bronze); ferner Medaillen von: Josef
Gangl, Ludwig Gies und Arnold Zadikow in München,
sowie die farbige Radierung „Bach am Waldesrand" von
Otto Ballriedl in München und die Originallithographie
„Transport von verwundeten" von Hermann Goebel in
Karlsruhe. — Hans Baluschek hat soeben einen Zyklus
Kriegsbilder vollendet. Die Originale werden auf der
diesjährigen Winterausstellung der „Freien Sezession" ge-
zeigt werden. In den nächsten Tagen erscheint eine Buch-
ausgabe des Gesamtwerkes, herausgegeben vom „Roten
Kreuz", dem der Ertrag zufiießen wird. — (Kunstverein
München.) Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß
die Ausstellung von Mitgliedern der Münchener
Künstlergenossenschaft im Kunstverein, die sich
andauernd regen Besuches erfreute, am Oktober
abends geschloffen wurde.
Wien. In Wien findet augenblicklich eine Kriegsbilder-
Ausstellung des K.K. Kriegspresse-Ouartiers in den Räumen
des ersten Stockwerkes des Künstlerhauses statt. Die Aus-
stellung wird auf Anregung des Kommandanten des Kriegs-
 
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