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Geleitwort

Die Universitätsbibliothek Heidelberg besitzt eine Reihe bedeutender Handschriften-
sammlungen. Am bekanntesten sind die Codices der berühmten Bibliotheca Palatina,
die 1623 in die Vatikanische Bibliothek nach Rom entführt wurden. Ihr deutschspra-
chiger Anteil, die 847 Codices Palatini Germanici, kehrte 1816/17 nach Heidelberg zu-
rück und wird seit 1998 dank finanzieller Unterstützung der Stiftung Kulturgut
Baden-Württemberg neu erschlossen. Die Herausgabe eines ersten Katalogbandes ist
bereits für das Jahr 2002 in der Reihe der Kataloge der Universitätsbibliothek Heidel-
berg geplant.

Zu den bis heute in Rom verbliebenen lateinischen Handschriften der Bibliotheca Pa-
latina liegen bereits drei mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
erarbeitete Katalogbände vor, ein die Katalogisierung der lateinischen Handschriften
abschließender Band ist als Band 4 der Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg
im Jahre 2001 zu erwarten.

Neben den Codices der Bibliotheca Palatina kommt den Codices Salemitani als zweit-
größtem geschlossenen Handschriftenfonds der Heidelberger Bibliothek herausra-
gende Bedeutung zu. Nach der napoleonischen Neuordnung Europas wurde auch das
große Zisterzienserkloster Salem unweit des Bodensees säkularisiert. Seinen Bestand
an Büchern und Handschriften kaufte - ergänzt um die Bibliothek des Klosters Peters-
hausen- 1826/27 die Universität Heidelberg. Wertvollster Kern dieser Erwerbung wa-
ren 442 überwiegend lateinische Handschriften aus Salem und Petershausen, die Codi-
ces Salemitani. Einzelne dieser Codices wie z. B. das Petershausener Sakramentar oder
der ,Liber Scivias' der Hildegard von Bingen sind vor allem auch wegen ihrer kostba-
ren Ausstattung längst bekannt und in der Literatur häufig behandelt worden. Hinge-
gen fehlt bislang eine umfassende Erschließung des Gesamtbestands. Dies ist umso be-
dauerlicher, als es sich bei der im 12. Jahrhundert begründeten Bibliothek von Salem
um eine Handschriftensammlung handelt, die schon früh über ein eigenes Skriptorium
verfügt hat und die auf eine vergleichsweise ungestörte jahrhundertelange Entwick-
lung zurückblicken kann.

Mit dem hier anzuzeigenden Katalog wird erstmals ein Teilbestand der Salemer Klo-
sterbibliothek wissenschaftlich erschlossen. Er umfaßt die 144 mittelalterlichen nicht-
liturgischen Handschriften, darunter die oben schon erwähnte berühmte illustrierte
Handschrift des ,Liber Scivias' der Hildegard von Bingen. Die Datierung dieser Codi-
ces reicht vom 9. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Wie nicht anders zu erwarten,
decken sie inhaltlich ein breites Spektrum ab, das von der Theologie im weiteren Sinne
über Philosophie, Rechtskunde, Geschichte, Poesie bis hin zu den Quadriviums-Wis-
senschaften und der Medizin reicht. Besondere Aufmerksamkeit werden sicherlich die

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