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EINLEITUNG

Reformation - Das Kloster Bebenhausen - Die Reformation hat das Kloster Salem of-
fenbar nicht in eine ernste Krise gebracht. Mönche aus aufgehobenen Klöstern fanden
hier eine Zuflucht, so 1535 anscheinend die Mehrheit der Konventualen aus Beben-
hausen, einer 1208 durch Schönau gegründeten Zisterze bei Tübingen. Zu ihr hatte das
Kloster Salem seit langem Beziehungen unterhalten. So arbeitete eine Gruppe der Bau-
hütte von Salem 1335 in Bebenhausen63.

Nach dem Restitutionsedikt von 1629 war es Salem, das die Neubesiedlung des Klo-
sters Bebenhausen durchführte, so daß die von Schönau gegründete Abtei 1632 folge-
richtig der Paternität Salems unterstellt wurde64.

Einer der Mönche, die 1535 aus Bebenhausen nach Salem kamen, war Felix Huber aus
Kirchheim. Am 13. April 1488 in Heidelberg immatrikuliert, seit 1494 Subprior in Be-
benhausen, schreibt er seit diesem Jahr bis 1507 in einer Kursive von fast kalligraphi-
scher Ebenmäßigkeit vier Handschriften mit Predigten, fremden und vielleicht auch
eigenen, die er nach Salem mitbrachte (Cod. Sal. VIII 39; VIII 51; VIII 52; VIII 80);
außer diesen gelangten drei weitere Bände, eventuell ein vierter Band aus Bebenhausen
nach Salem (Cod. Sal. VII 98, VIII 81, VIII 68, vielleicht VII l)65, wohl nicht alle zur
gleichen Zeit.

Amandus Schaff er - Auch für Amandus Schäffer war »anno domini 1493 ... in misera-
bih dispersione fratrum monastern Argentinensis in suburbio« das Kloster Salem ein
Ort der Zuflucht geworden. Der Name - und der Orden! - seines Heimatklosters bei
Straßburg sowie der Grund seines anscheinend erzwungenen Wechsels nach Salem
sind nicht bekannt. Väth66 stellt die verschiedenen Erklärungsversuche zusammen;
hier sei der Vollständigkeit halber eine weitere - von Väth wohl nicht ernst genom-
mene und daher übergangene - Hypothese zitiert. Bei E. Sitzmann67 heißt es zu die-
sem Punkt: »... la ville de Strasbourg rasa les couvents situes hors de Penceinte, en
1475, pour faire place ä des fortifications lors des entreprises de Charles-le-Temeraire
en Alsace« (!).

In Salem schrieb Schäffer in den Jahren 1493 und 1494 im Auftrag der Abte Johannes
Stantenat (1471-1494) und seines Nachfolgers Johannes Scharpfer (1494-1510) die
beiden Bände (Cod. Sal. IX c und Cod. Sal. IX d) des »Salemer Abtsbreviers«. Erst
1500 (!) wird er in den Salemer Konvent aufgenommen, schreibt 1501 noch einmal ein
Werk ab, den Fürstenspiegel für Karl den Kühnen (!), und wird im hohen Alter 1529
im zweiten Wahlgang zum Abt gewählt. Bestattet ist er in der Barfüßerkirche zu Über-
lingen. In der Kloster-Chronik des Gabriel Feyerabend (Cod. Sal. VIII 108, 212) von
1827-1833 wird er »ein vertrauter Freund des großen Theologieprofessors Johann Eck
zu Ingolstadt ["j" 1543], des Gegners Luthers«, genannt68.

Man darf wohl vermuten, daß der ungewöhnliche Bestand von mehr als 1300 Flug-
schriften, 1928 Broschüren der Reformationszeit sowie einer umfassenden Sammlung

Sydow, Bebenhausen, S. 219.

Sydow, Bebenhausen, S. 97.

Vgl. Sydow, Bebenhausen, S.46f.

Väth, Liturgische Handschriften, S.222 f.

Sitzmann, Dictionnaire II, S.668, übernommen aus Gerard II, S.363.
Siwek, Salem, S.207.

LVI
 
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