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des Ersteren Schüler Abraham Blooteling*) fort, den man übrigens zuweilen auch
einen Schüler Visscher's nennt. Blooteling (die Schreibweise variirt oft, doch kommt
diese aus dessen Blättern am zahlreichsten vor) ist in Amsterdam 1634 geboren. Er war
in seiner Kunst vielseitig und arbeitete mit dem Grabstichel, der Radirnadel und ver-
öffentlichte auch treffliche Schabkunstblätter, für welche Manier er den Granierstahl erfand.
Wie er felbst auch Compositionen erfand, fo hat er uns auch die Werke vieler Maler
im Stich erhalten. Jnsbefondere sind die Meister Rubens, van Dyck, G. Flinck, A. van
Ostade, Lairesse und der Engländer P. Lelh zahlreich in seinem Werke vertreten. Vor
der Jnvasion der Franzosen in Holland siedelte nämlich Blooteling nach England über,
wo er Gelegenheit fand, englische Bildnisse nach P. Lely zu stechen oder in Schabmanier
auszuführen. Zu seinen fchönsten Stichen gehören die Bildnisse des G. Flinck, des
Bischofs Ferdinand von Fürstenberg, nach dem Bilde von dessen Bruder Theodor, des
Marquis Mirabelle (im ersten Abdruck sehr fein und reizend), nach van Dyck, des Herzogs
von Monmouth nach Lely und das seltene Hauptblatt der Cavalier, P. Schout Muylman,
zu Pferde; die Landschaft ist von I. Wynants, das Pferd von Ph. Wouwerman und
die Figur von C. Netscher gemalt. Von radirten Blättern nennen wir die vier Löwen
nach Rubens, aus verschiedenen Bildern desselben entlehnt. Unter den geschabten Blättern
zeichnen sich aus die Bildnisse des C. Earl of Derby, C. Gravesande nach van Dyck,
B. van der Helst, Const. Huygens nach B. Vaillant, Katharina von England, Maria
von Oranien, der Herzog und die Herzogin von Monmouth, alle nach Lely und Judith
nach Raphael aus. Bei den Stichen hat Blooteling in den Fleischpartien die Uebergänge
zum Lichte und dieses selbst mit kleinen Strichelchen ausgeführt, wodurch er eine große
Weichheit erzielte. Bei den fchönsten Schabknnstblättern ist das Korn sehr fein und
gleichmäßig getönt, so daß sich die Blätter wie Heliogravuren nach Gemälden aus-
nehmen.

Während das Werk der Passe noch die alte Stichweise verräth, erössnen die Ar-
beiten der weiter besprochenen Meister eine neue Zeit und eine neue Ausdrucksweise nnd
wenn man die Stiche von W. Delsf, Suyderhoef, Corn. und Jan Visscher, van Dalen
und Blooteling zusammenstellt, so wird man sich überzeugen, daß man es mit Arbeiten
geistesverwandter Künstler zu thun hat.

Wenn auch nicht so trefflich wie die genannten Künstler, arbeitete Adam van
Zylvelt doch ansprechend. Geboren in Amsterdam um 1643, hielt er sich meist an Jan
de Visscher und stach Bildnisse. Geistvoller sind seine genuesischen Häfen nach Lingelbach,
eine Folge von vier Blättern.

Minder bedeutend wird uns Peter Gunst erscheinen, der in Amsterdam um
1667 geboren wurde. Er stach Bildnisse nach van Dyck und A. van der Werff, die
geschätzt werden. Die Arbeit ist auch tadellos, nur fehlt ihr die Weihe des Genies.
Der Künstler war auch in England thätig, wo er eine Folge von Bildnisfen englischer
Herren und Damen nach van Dyck und eine sehr geschätzte Folge der Götterliebschaften
nach Tizian stach. Der Künstler starb 1724.

Jn Amsterdam hat I. van Munnickhuysen (um 1626—1680) mehrere ge-
schickt behandelte Porträts und Michiel Mozyn, geboren 1635 ebendaselbst neben
einigen Bildnissen Historien gestochen. Er war auch Maler. Seine Stiche radirte er
vor, wie die Nymphen nach Poelemburg, die Satyrfamilie nach Holsteyn, eine Venns

*) Wessely, Abr. Blooteling. 1867.

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