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arbeit verzichtet hatte, konnte Lothar Franz den geadelten Baumeister nicht
rvohl wieder beiziehen.
Irr seinem Dienst stand noch ein zweiter hochbegabter Architekt, der in
Welschs Schule sich herangebildet hatte: Anselm Franz Freiherr von Ritter
zu Grünstein, geboren 1701, seit 1718 Rammerrat in Mainz. Welche Stücke
der Rurfürst auf ihn hielt, ergibt sich daraus, dasz er ihn auf des dortigen Fürst-
bischofs, seines Neffen, Wunsch im Winter 1722/23 nach Würzburg schickte, um
in den Fragen des Schlostbaues behilflich zu sein, da Neumann eben auf Reisen
war. Dort fertigte Ritter gerade einen „Hauptrist", als seiu Herr ihn „ohne
Verroeilung" nach Hause rief, obgleich Johann Philipp von Schönborn, wie
er am 13. Januar 1723 nach Mainz schrieb, ihn noch gern drei bis vier Wochen
behalten hätte. Kurz darauf, am 7. Mai 1723, wurde Ritter Hofrat in Mainz,
und nach und nach trat er an die Stelle Welschs, der infolge seiner Migräne und
seiner Jahre sich zurückzog. Im Jahre 1730 wurde Ritter Baudirektor in Mainz.
Ihn veranlasste nun der Rurfürst, unter seiner Beratung für Bruchsal Risse
zu liefern, wobei Ritter auf Veranlassung seines Herrn namentlich den zweiten
Stock, die Beletage, zur Wohuung des Bischofs bestimmte. Die Zeichnungen
Ritters existieren noch, wenigstens zum Teil. I)r. Fritz Hirsch, der kunstsinnige
Renovator unseres Schlosses, gebührt das Verdienst, drei Risse im Ritterschen
Familienarchiv in Riedrich nachgewiesen zu haben. Zwei davon sind Grund-
risse vom 6orps äs logis. Einer davon „stellt den beinahe genau eingehaltenen
Ausführungsplan dar". Daß tatsächlich nach Ritters Plan das Oorps äo logis
gebaut wurde, ergibt sich aus der folgenden Begebenheit zur Evidenz. Im Som-
mer 1726 gedieh der nördliche Teil des Mittelbaues empor. Ritter erhielt von
Rurfürst die Erlaubnis, nach Bruchsal zu reisen und die Ausführung seines
Planes zu besichtigen. Zu seiner Überraschung fand er, dast der Bauherr ohne
sein Wissen in dem Projekt eine auffällige Änderung vorgenommen hatte.
Schönborn baute auf den ersten Stock ein Zwischengeschoss (Romana), wovon
die Zeichnung Ritters nichts enthielt. Er suchte den Architekten von den Gründen
dieser Anordnung zu überzeugen, jedoch vergeblich. Ritter kehrte nach Mainz
zurück uud berichtete über den Vorfall dem Rurfürsten, der die Partei seines
Baumeisters ergriff und nach Bruchsal schrieb, „dast es auf andere Art besser-
sei", als es dem Bischof beliebte. Dieser antwortete in ausführlicher Weise am
13. September 1726. Er bedauerte den eingetretenen Zwiespalt. „Es tut mir
leid, dast mein Gebäude des Herrn von Ritter Approbation wegen der Mezzana
nicht gefunden." Aber eine Änderung sei nicht mehr möglich. „Die Mezzana ist
nicht wieder wegzubringen, denn der halbe Bau vom Oorps cks logis steht und
auch schon das Beletage." Dann suchte Schönborn seine Anordnung zu begründen.
Gemätz dem Rat des Rurfürsten sei der obere d. h. der zweite Stock zu seiner,
des Bischofs, Wohnung bestimmt worden. Bei diesem Entwurf sei Ritter von
Verhältnissen ausgegangen, wie sie in Mainz waren, dast nämlich die Diener-
schaft in der Hauptsache ihre Wohnung in nächster Nähe des Schlosses und nicht
in diesem hatte. Hier in Bruchsal fehlten aber diese Quartiere, und zudem sei
arbeit verzichtet hatte, konnte Lothar Franz den geadelten Baumeister nicht
rvohl wieder beiziehen.
Irr seinem Dienst stand noch ein zweiter hochbegabter Architekt, der in
Welschs Schule sich herangebildet hatte: Anselm Franz Freiherr von Ritter
zu Grünstein, geboren 1701, seit 1718 Rammerrat in Mainz. Welche Stücke
der Rurfürst auf ihn hielt, ergibt sich daraus, dasz er ihn auf des dortigen Fürst-
bischofs, seines Neffen, Wunsch im Winter 1722/23 nach Würzburg schickte, um
in den Fragen des Schlostbaues behilflich zu sein, da Neumann eben auf Reisen
war. Dort fertigte Ritter gerade einen „Hauptrist", als seiu Herr ihn „ohne
Verroeilung" nach Hause rief, obgleich Johann Philipp von Schönborn, wie
er am 13. Januar 1723 nach Mainz schrieb, ihn noch gern drei bis vier Wochen
behalten hätte. Kurz darauf, am 7. Mai 1723, wurde Ritter Hofrat in Mainz,
und nach und nach trat er an die Stelle Welschs, der infolge seiner Migräne und
seiner Jahre sich zurückzog. Im Jahre 1730 wurde Ritter Baudirektor in Mainz.
Ihn veranlasste nun der Rurfürst, unter seiner Beratung für Bruchsal Risse
zu liefern, wobei Ritter auf Veranlassung seines Herrn namentlich den zweiten
Stock, die Beletage, zur Wohuung des Bischofs bestimmte. Die Zeichnungen
Ritters existieren noch, wenigstens zum Teil. I)r. Fritz Hirsch, der kunstsinnige
Renovator unseres Schlosses, gebührt das Verdienst, drei Risse im Ritterschen
Familienarchiv in Riedrich nachgewiesen zu haben. Zwei davon sind Grund-
risse vom 6orps äs logis. Einer davon „stellt den beinahe genau eingehaltenen
Ausführungsplan dar". Daß tatsächlich nach Ritters Plan das Oorps äo logis
gebaut wurde, ergibt sich aus der folgenden Begebenheit zur Evidenz. Im Som-
mer 1726 gedieh der nördliche Teil des Mittelbaues empor. Ritter erhielt von
Rurfürst die Erlaubnis, nach Bruchsal zu reisen und die Ausführung seines
Planes zu besichtigen. Zu seiner Überraschung fand er, dast der Bauherr ohne
sein Wissen in dem Projekt eine auffällige Änderung vorgenommen hatte.
Schönborn baute auf den ersten Stock ein Zwischengeschoss (Romana), wovon
die Zeichnung Ritters nichts enthielt. Er suchte den Architekten von den Gründen
dieser Anordnung zu überzeugen, jedoch vergeblich. Ritter kehrte nach Mainz
zurück uud berichtete über den Vorfall dem Rurfürsten, der die Partei seines
Baumeisters ergriff und nach Bruchsal schrieb, „dast es auf andere Art besser-
sei", als es dem Bischof beliebte. Dieser antwortete in ausführlicher Weise am
13. September 1726. Er bedauerte den eingetretenen Zwiespalt. „Es tut mir
leid, dast mein Gebäude des Herrn von Ritter Approbation wegen der Mezzana
nicht gefunden." Aber eine Änderung sei nicht mehr möglich. „Die Mezzana ist
nicht wieder wegzubringen, denn der halbe Bau vom Oorps cks logis steht und
auch schon das Beletage." Dann suchte Schönborn seine Anordnung zu begründen.
Gemätz dem Rat des Rurfürsten sei der obere d. h. der zweite Stock zu seiner,
des Bischofs, Wohnung bestimmt worden. Bei diesem Entwurf sei Ritter von
Verhältnissen ausgegangen, wie sie in Mainz waren, dast nämlich die Diener-
schaft in der Hauptsache ihre Wohnung in nächster Nähe des Schlosses und nicht
in diesem hatte. Hier in Bruchsal fehlten aber diese Quartiere, und zudem sei