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Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0096
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die sie bestätigen. Auf der Ostseite steht der greise Kardinal Damian Hugo von
Schönborn an einer Brüstung, vor dem ein Genius den Plan zum Schloßbau
entfaltet. Gegenüber thront Fürstbischof Hutten; zu seiner Rechten ein Architekt,
den Arm auf ein Reißbrett gestützt, auf dem die Saline abgebildet ist. Unter
dem Treppenbogen zeigt ein Wassergott die Fassade der Wasserburg. Zur Linken
des Bischofs lehnt ein junger Architekt an das Geländer und entrollt den Plan
zum Mittelstück des Oorps äo logi8. Darunter als weitere Schöpfung Huttens
die ehemalige Kaserne, heute Landesgefängnis. An einer hohen Bogenöffnung
liest man: „iloarm Äolr ivv. 6t pinx. 1752."
6. Der Marmorsaal
hieß ursprünglich wegen seiner Lage der Gartensaal. Ihn mit Marmor zu be-
legen, hat Neumann Hutten vorgeschlagen, der dem Rate „vollen Beifall zollte"
(6. Januar 1753). Bei der Anwesenheit des Baumeisters kurz darauf winde das
Projekt näher besprochen und ein Modell verfertigt. Am 22. Mai 1753 unterbrach
Hutten seinen Aufenthalt in Waghäusel und kam nach Bruchsal, um mit Feicht-
meier den Akkord zu schließen. Er bot 5250 Gulden „samt dem Schleifwerk".
Feichtmeier akzeptierte aber nicht. Am folgenden Tag gab der Bischof der Kam-
mer Nachricht von dem negativen Ergebnis und beauftragte sie, mit Feichtmeier
zu verhandeln und zu seheu, „wie weit derselbe zu bringen sei". Aber 5500 Gulden
gedachte er nicht zu gehen, und er erwartete vor Abschluß des Vertrags das
Konzept. Innerhalb zwei Jahren sei die Arbeit vollkommen herzustellen. Feicht-
meier wollte aber lieber mit dem Fürstbischof als mit den Kammerräten ver-
handeln; deswegen begab er sich am 24. Mai nach Waghäusel, und dort wurde
er mit dem Bauherrn einig, der ihm 5500 Gulden versprach „für alle Arbeit
in dem Gartensaal ohne Ausnahme an Stuckatur, Marbolieren, Schleifen und
Quadratur, wobei von den herrschaftlichen Maurern nichts zu machen ist als
der rauhe Wurf".
Den Marmor lieferte der kurtrierische Schultheiß und Marmorierer Stephan
Strahl in Balduinstein nach einem Vertrag, den die hochfürstl. Speierische Rent-
kammer am 12. September 1753 mit ihm schloß. Verlangt wurden ungefähr
1400 Schuh Platten, 686 Schuh Sockel und 191 Schuh Fries, „alles Nürnberger
Maß", und Strahl hatte diese Steine „recht geschliffen und hell poliert" auf seine
eigenen Kosten und Gefahr in Verschläg verpackt bis nach Rheinhausen zu liefern.
Mit den Sockelsteinen mußte er bis Ostern 1754 den Anfang machen und bis
Michaeli 1754 die ganze Lieferung leisten. Die Sockelsteine mußten „nach dem
Quadratschuh sämtlich von einem Stück bis etwa die acht größten von zwei Stück,
in der Höhe drei Zoll dick von dunkeln: oder sog. Achatmarmor" sein, wofür
ihm „pro Schuh" 1 Gulden 40 Kreuzer bezahlt wurden. Die Friessteine sollten
von grauem Marmor „nach dem Quadratschuh stark Zoll dick" zum Preise
von 1 Gulden 10 Kreuzer und die Platten „15 Zoll, vierkantig und zwei Zoll
dick, von hell und dunklem Marmor" sein; eine ganze 15zöllige, vierkantige,
wohlgefügte Platte zu 1 Gulden 56 Kreuzer. Wenn ein Stück unterwegs ver-
 
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