REGIONALE GRUPPEN UND IHRE STELLUNG IM RAHMEN
DER SÜDDEUTSCHEN URNENFELDERZEIT
1. ALLGEMEINES
Am Anfang der regionalen Differenzierung des
vorgeschichtlichen Fundstoffs stand die Kartierung
einzelner Typen ohne Rücksicht auf Beifunde und
Quellen. Solche Karten geben allerdings einen
relativ oberflächlichen und durch die Umstände
von Überlieferung und Auffindung der Quellen
verzerrten Überblick über die Verbreitung einer
bestimmten Form. Eine Verfeinerung der vorge-
schichtlichen Kartierung und die Entwicklung der
„archäologisch-geographischen Methode" leistete
vor allem H.J. Eggers. Neben technischen Verbes-
serungen berücksichtigte er bei der Kartierung die
Umstände der Überlieferung in verschiedenen
Quellengattungen und die Vergesellschaftung meh-
rerer verschiedener Typen401). Diese differenzierte
Methode erlaubt eine Deutung von Fundlücken in
einzelnen Regionen. Außer der rein antiquarischen
Verbreitung der Typen kann sie z. B. „Grabsitten-
kreise" aufzeigen, d. h. sie erfaßt Gruppierungen im
Bereich nicht nur der materiellen, sondern auch der
geistigen Kultur.
Für die späte Bronzezeit Mitteleuropas wurden
bisher vor allem der Nordische Kreis in Norddeutsch-
land, die Lausitzer Kultur im Osten und die
Urnenfelderkultur im südlichen Mitteleuropa un-
terschieden, die in verschiedenem Maße weiter
untergliedert werden konnten. Die Erarbeitung
dieser Gruppen ging in Süddeutschland von der
Betrachtung eng begrenzter Gebiete aus, deren
Typen dann in größerem Rahmen kartiert wurden.
So entstand der Eindruck von Schwerpunkten in
Südbayern, im südwestdeutschen-schweizerischen
Raum und im Rheinmaingebiet. Davon hob sich
eine böhmisch-ostbayerische Gruppe ab402). In
Böhmen wurden Knovizer, Milavecer und Lausit-
zer Kultur unterschieden. Während die Gruppen
von Knoviz und Milavec heute weitgehend als
zusammengehörig aufgefaßt werden, hat sich der
Unterschied zum lausitzischen Ostböhmen bestä-
tigt403). In Mitteldeutschland gelangten E. Sprock-
hoff und W. A. v. Brunn zu einer klaren Scheidung
von Nordischer und Lausitzer Kultur. Außerden
konnte W.A. v. Brunn für Anhalt und Thüringen
zwei eigenständige Gruppen herausstellen404). Für
den besprochenen Raum liegt eine Vielzahl von
Karten vor, die z. B. das Vorkommen süddeutscher
Typen bis nach Mecklenburg und das Auftreten
östlicher Formen im Rheingebiet zeigen405). Die
Berücksichtigung von Fundkombination und
Quellengattung, von W.A. v. Brunn für Mittel-
401) H. J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (1959) 286ff.
402) Südbayern:z.B.J. Naue, Die Hügelgräber zwischen Ammer-und Staffelsee (1887). — H. Müller-Karpe, Münchner
Urnenfelder.
Südwestdeutschland-Schweiz : z. B. W.Kimmig, Baden. — Zu verschiedenen Aufsätzen E. Vogts zu diesem Thema
vgl. das Schriftenverzeichnis in: Helvetia Antiqua [Festschrift E. Vogt] (1966) 327.
Rhein-Main-Gebiet: H. Müller-Karpe, Hanau. — F.R. Herrmann, Mittel- und Südhessen.
Böhmen und Ostbayern: z. B. J. Böhm', Zäklady hallstattske periody v Cechäch. Obzor praehist. 10, 1936 = 37,
1 —246. — R. Eckes, Eine Töpferei der Urnenfelderzeit zu Atting, B. A. Straubing, Bayerische Ostmark. Marbur-
ger Studien [Festschrift G. v. Merhart] (1938) 43 ff.
403) J. Bouzek, Sbornik Praha 17, 1963, 115ff. bes. 116.
404) E. Sprockhoff, Hortfunde (Per. IV) 1937, 57 ff. (mit zahlreichen Karten). — W. A. v. Brunn, Zur Nordwestgrenze
der Lausitzer Kultur. Prähist. Zeitschr. 38, 1960, 72 ff.
Zur Saalemündung- und Unstrutgruppe: W. A. v. Brunn, Köthen 17ff. Karte 1—4. — Vgl. auch V. G. Childe,
The Danube in Prehistory (1929) Karte 9 (nach S. 334).
405) z.B. E. Sprockhoff, Hortfunde (Per. IV) 1937, Karte 36. — W. Coblenz, Mittelbronzezeit Sachsens, Karte 8
(nach S. 96).
- 92 -
DER SÜDDEUTSCHEN URNENFELDERZEIT
1. ALLGEMEINES
Am Anfang der regionalen Differenzierung des
vorgeschichtlichen Fundstoffs stand die Kartierung
einzelner Typen ohne Rücksicht auf Beifunde und
Quellen. Solche Karten geben allerdings einen
relativ oberflächlichen und durch die Umstände
von Überlieferung und Auffindung der Quellen
verzerrten Überblick über die Verbreitung einer
bestimmten Form. Eine Verfeinerung der vorge-
schichtlichen Kartierung und die Entwicklung der
„archäologisch-geographischen Methode" leistete
vor allem H.J. Eggers. Neben technischen Verbes-
serungen berücksichtigte er bei der Kartierung die
Umstände der Überlieferung in verschiedenen
Quellengattungen und die Vergesellschaftung meh-
rerer verschiedener Typen401). Diese differenzierte
Methode erlaubt eine Deutung von Fundlücken in
einzelnen Regionen. Außer der rein antiquarischen
Verbreitung der Typen kann sie z. B. „Grabsitten-
kreise" aufzeigen, d. h. sie erfaßt Gruppierungen im
Bereich nicht nur der materiellen, sondern auch der
geistigen Kultur.
Für die späte Bronzezeit Mitteleuropas wurden
bisher vor allem der Nordische Kreis in Norddeutsch-
land, die Lausitzer Kultur im Osten und die
Urnenfelderkultur im südlichen Mitteleuropa un-
terschieden, die in verschiedenem Maße weiter
untergliedert werden konnten. Die Erarbeitung
dieser Gruppen ging in Süddeutschland von der
Betrachtung eng begrenzter Gebiete aus, deren
Typen dann in größerem Rahmen kartiert wurden.
So entstand der Eindruck von Schwerpunkten in
Südbayern, im südwestdeutschen-schweizerischen
Raum und im Rheinmaingebiet. Davon hob sich
eine böhmisch-ostbayerische Gruppe ab402). In
Böhmen wurden Knovizer, Milavecer und Lausit-
zer Kultur unterschieden. Während die Gruppen
von Knoviz und Milavec heute weitgehend als
zusammengehörig aufgefaßt werden, hat sich der
Unterschied zum lausitzischen Ostböhmen bestä-
tigt403). In Mitteldeutschland gelangten E. Sprock-
hoff und W. A. v. Brunn zu einer klaren Scheidung
von Nordischer und Lausitzer Kultur. Außerden
konnte W.A. v. Brunn für Anhalt und Thüringen
zwei eigenständige Gruppen herausstellen404). Für
den besprochenen Raum liegt eine Vielzahl von
Karten vor, die z. B. das Vorkommen süddeutscher
Typen bis nach Mecklenburg und das Auftreten
östlicher Formen im Rheingebiet zeigen405). Die
Berücksichtigung von Fundkombination und
Quellengattung, von W.A. v. Brunn für Mittel-
401) H. J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (1959) 286ff.
402) Südbayern:z.B.J. Naue, Die Hügelgräber zwischen Ammer-und Staffelsee (1887). — H. Müller-Karpe, Münchner
Urnenfelder.
Südwestdeutschland-Schweiz : z. B. W.Kimmig, Baden. — Zu verschiedenen Aufsätzen E. Vogts zu diesem Thema
vgl. das Schriftenverzeichnis in: Helvetia Antiqua [Festschrift E. Vogt] (1966) 327.
Rhein-Main-Gebiet: H. Müller-Karpe, Hanau. — F.R. Herrmann, Mittel- und Südhessen.
Böhmen und Ostbayern: z. B. J. Böhm', Zäklady hallstattske periody v Cechäch. Obzor praehist. 10, 1936 = 37,
1 —246. — R. Eckes, Eine Töpferei der Urnenfelderzeit zu Atting, B. A. Straubing, Bayerische Ostmark. Marbur-
ger Studien [Festschrift G. v. Merhart] (1938) 43 ff.
403) J. Bouzek, Sbornik Praha 17, 1963, 115ff. bes. 116.
404) E. Sprockhoff, Hortfunde (Per. IV) 1937, 57 ff. (mit zahlreichen Karten). — W. A. v. Brunn, Zur Nordwestgrenze
der Lausitzer Kultur. Prähist. Zeitschr. 38, 1960, 72 ff.
Zur Saalemündung- und Unstrutgruppe: W. A. v. Brunn, Köthen 17ff. Karte 1—4. — Vgl. auch V. G. Childe,
The Danube in Prehistory (1929) Karte 9 (nach S. 334).
405) z.B. E. Sprockhoff, Hortfunde (Per. IV) 1937, Karte 36. — W. Coblenz, Mittelbronzezeit Sachsens, Karte 8
(nach S. 96).
- 92 -