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Wilpert, Joseph [Editor]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 1): Text: 1. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1403#0009
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Vorwort.

las vorliegende Werk bietet eine Arbeit, welche dreizehn volle Jahre meiner wissen-
schaftlichen Tätigkeit ausgefüllt hat. Es behandelt vornehmlich die Malereien und
Wandmosaiken der kirchlichen Bauten Roms aus der Zeit von rund 300 bis 1300, also aus
jener Periode, deren Erforschung noch große Lücken aufweist. Die Kunsthistoriker haben
sich nämlich schon längst und in der überwiegenden Mehrzahl Konstantinopel und dem
weiteren Orient, besonders Kleinasien, Syrien und Palästina, zugewendet, wodurch Rom
mit Notwendigkeit etwas vernachlässigt wurde. Dafür haben sie der Kunstgeschichte eine
Menge neues und wertvolles Material zugeführt und unsere Kenntnis des Denkmälerschatzes
in erfreulichstem Maße bereichert. Monumente von außergewöhnlicher Wichtigkeit sind von
ihnen allerdings nicht ans Tageslicht gezogen worden. Namentlich für Syrien und Palästina,
wohin man gern die Wiege der christlichen Monumentalkunst verlegen möchte, ist es
wesentlich beim alten geblieben: Syrien hat wohl großartige Reste von kirchlichen Quader-
bauten, aber keine Malereien und Wandmosaiken; und für Palästina bilden die Ampullen
von Monza immer noch die „Kronzeugen der palästinensischen Kunst", wie sie mit einem
etwas volltönenden Ausdruck genannt wurden. In der kunsthistorischen Bewertung und
Verwendung dieser Ampullen ist man von einigen Seiten auch zu weit gegangen. Wie
sehr wir dieselben als Zeugen der Kleinkunst schätzen, so sind sie doch nur Dutzendware,
in mehr als einer Hinsicht mit den Bildern vergleichbar, welche an Wallfahrtsorten feil-
geboten werden. In der wichtigen Frage nach der Entstehung der Monumentalkunst können
sie begreiflicherweise nur wenig mitreden.

Will man wissen, wie die christliche Monumentalkunst entstanden ist und wo ihre
Anfänge zu suchen sind, so muß man die Möglichkeit haben, ihre Schöpfungen bis zum
Beginn des Christentums zu verfolgen; man muß dann auch sehen können, welche Entwicklung
sie genommen und vor allem wie sie sich gestaltet hat, als Kaiser Konstantin nach der
Besiegung des Maxentius der Kirche die Freiheit gab und die christliche Religion. all-
mählich zur Staatsreligion erhoben wurde. Das alles ist weder in Konstantinopel noch in
Antiochien noch in Jerusalem noch sonstwo im Orient, sondern nur in der alten Hauptstadt
 
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