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96 Erstes Buch. Allgemeine Untersuchungen zur konstantinischen etc. Monumentalkunst Roms.

vorschützte'. Wie wir aus den Darstellungen des Theodotus ersehen, trugen die laikalen
Beamten die Pänula ebenfalls über der langen Tunika.

Wer jetzt auf die erörterten Kleidungsstücke zurückblickt, dem wird bei den Monu-
menten aus dem 4. Jahrhundert auffallen, wie schnell sich die aus dem Orient stammende
Sucht nach einer übermäßigen Verzierung der Gewänder verbreitet hat und wie schnell sie
aus dem Leben in die Kunst eingedrungen ist. Man darf sich darüber nicht wundern; denn
die Mode greift wie eine ansteckende Krankheit um sich, und die Künstler kleideten ihre
Gestalten mit geringen Ausnahmen so, wie sie sie in der Wirklichkeit sahen.

Die Verzierung wurde auf die antiken Gewänder übertragen, ohne daß die Form der-
selben eine Veränderung erlitt. Nur zwei Stücke, die Krone der Kaiserinnen und der
Paradehelm der Kaiser, wurden fertig aus dem Orient übernommen. Weder das Übermaß
der Verzierung noch die beiden Kopfbedeckungen lassen sich als Fortschritt bezeichnen.
Es waren im Gegenteil Danaergeschenke; denn die letzteren, zumal die Krone, verliehen
den Gestalten ein fremdartiges, fast barbarisches Aussehen, und die Ausartung im Schmuck
schädigte die Schönheit sowie die ernste Würde der antiken Formen. Und diese Geschenke
hat nicht bloß Rom, sondern das ganze Reich übernommen. Die „königliche Stadt", wie
Eusebius Rom schlechthin nennt2, war auch hier tonangebend; schon auf den liberianischen
Mosaiken zeigten sich uns Gestalten von Männern und Frauen in der Gewandung, welche
spätere Generationen irrtümlich „byzantinisch" nennen sollten. Irrtümlich, weil um die Mitte
des 4. Jahrhunderts das vor kurzem entstandene Konstantinopel auf dem Gebiete der Kunst
noch selbst auf Hilfe von auswärts angewiesen war. Wir haben des weiteren gesehen, daß
die Gestalten mit den Prunkgewändern von den Mosaiken des Liberius auf diejenigen
Sixtus' III. übergingen und dann auch den Weg nach Ravenna fanden. Die Abhängigkeit
der ravennatischen Künstler von Rom ist hier um so beachtenswerter, als die Kleider der
weiblichen Prunkgestalten zum Teil Phantasiegebilde waren. Dieselben wurden in der Folge
auf den römischen Monumenten bis tief in das Mittelalter in der gleichen Weise, nur mit
weniger Geschick wiederholt.

Ähnlich verhält es sich fast mit allen andern Kleidungsstücken, von denen zwei, die
Dalmatik der Diakone und das heilige Pallium, echt römisch, bei den Griechen ungebräuchlich
waren. Und da für die Hauptpersonen, für Christus, die Apostel, Propheten und Maria —
ihre Darstellungen als Himmelskönigin ausgenommen —, die Kleider die schon in der Kata-
kombenmalerei gebräuchliche Form das ganze Mittelalter hindurch unverändert bewahrten,
so ist die Gleichförmigkeit in der Gewandung eine allgemeine. Die christliche Monumental-
kunst bleibt also auch darin im wesentlichen stets römisch.

1 Ed. Duchesne II 4, n. 369: „. . . dum praedictus venera- ypochrisi veniam Uli petebat, dicens: Quia infirmus sum et ideo
bilis pontifex a patriarehio egressus fuisset, obviam IUI sine sine planeta veni."
planeta iniquus nee dicendus Paschales primicerius oecurrit et 2 Vita Const. 3, 47: Migne, PG 20, 1107 f; ed. Heikel 97.
 
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