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Sechstes Kapitel. Basilika des heiligen Kreuzes. 339

eine Kreuzpartikel, DE LIGNV CRVCIS, aufzählt1; und Jerusalem besaß schon unter
dem Bischof Makarius (f um 333) „einen dem Zeichen des Erlösers geweihten Tempel"2.

§ 1. Einschiffige Form der Basilika.

Der Bau der sessorianischen Basilika geschah in der üblichen Weise: man versah die
große Aula1 des Palastes mit einer Apsis4 und schmückte sie mit Marmorbekleidung und
Mosaiken aus. Als einschiffige Kirche existierte sie über das 1. Jahrtausend hinaus.
Gregor II. (715—731), auf den man ihre Umwandlung in eine dreischiff ige Basilika bisher
zurückzuführen pflegte, hat ihre Form nicht geändert, sondern nur ihr Dach und das-
jenige der sie umgebenden Säulenhalle erneuert5. Ähnliches wird auch in der Lebens-
beschreibung Hadrians I. (772—795) gemeldet6.

Die Mosaiken der Apsis und der Apsiswand sind durch keine schriftliche Nachricht
bezeugt. Ihre einstige Existenz ergibt sich zunächst aus der Tatsache, daß selbst die Helena-
kapelle, also ein untergeordneter Teil der Basilika, musivisch ausgeschmückt war. Wir dürfen
sie sodann, da es sich um einen konstantinischen Bau handelt, auch deshalb voraussetzen,
weil die Wände mit bunter Marmorinkrustation bedeckt waren, diese aber stets mit dem
musivischen Schmuck zusammen auftrat. Die Mosaiken lassen sich also nicht in Abrede
stellen. Sie sind seit langem spurlos verschwunden; statt ihrer sieht man jetzt in der Apsis
Malereien, welche mit ihnen gar keine Verwandtschaft haben.

Als ursprünglichen Schmuck der Apsis müssen wir uns eine Komposition denken, in
welcher das Kreuz eine Hauptrolle spielt. Dieses gilt in hohem Grade von dem Mosaik in
S. Pudenziana, auf welchem das Gemmenkreuz in dem himmlischen Jerusalem erglänzt.
Wenn die Konjektur richtig ist, so hat der Künstler in dem Mosaik zugleich den Namen
der Kirche — „basilica sanctae Crucis in Hierusalem" — zum Ausdruck gebracht. Die
beiden Lokalheiligen Pudentiana und Praxedis wären natürlich auszuschalten; alles übrige
könnte unverändert bleiben. — Nicht weniger passend wäre auch das Mosaik der Apsis von
S. demente, wo das in die Akanthusranken eingeschlossene Kreuz fast die ganze Koncha
ausfüllt, also den Hauptgegenstand bildet. Wir haben gesehen, daß die gleiche Komposition
auch in der Vorhalle des von Konstantin gebauten Baptisteriums dargestellt war; und für
ihre sonstige Beliebtheit und Verbreitung spricht die oben S. 4 behandelte Tatsache, daß der
hl. Nilus sie in alle Kirchen eingeführt wissen wollte. Beide Annahmen hätten somit eine große
Wahrscheinlichkeit für sich. Die erste würde sich noch durch den Namen der Basilika empfehlen.

1 C. /. L. VIII 20600; Paul Monceaux, Enquete sur l'epi- 4 Lanciani, L'itinerario di Einsiedeln e l'ordine di Benedetto
graphie chretienne d'Afrique, in Memoires de l'Aeademie des Canonico, Roma 1891, Taf. IV, Fig. 3; Forma UrbisTs.1. XXXII.
Inscriptions et Belles-lettres X\\ (1908) 298. Eine zweite, nicht 5 über poniificalis ed. Duchesne I 401: „Hie Hierusalem
datierte Inschrift ebenda 303 und C. I. L. VIII 9255. ecclesiam sanctam quae multo fuerat distecta tempore et cir-

2 Euseb., De laud. Constantini 9: Migne, PG 20, 1369; ed. cumquaque porticos vetustate quassatos, trabibus deductis
Heikel 221. cooperuit et reparavit."

3 Sie mißt 34,35X21,75 m. Vgl. Pesarini in Studi romanil ' A. a. O. 508.
(1913) 260.
 
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