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Achtes Kapitel.
S. Maria Maggiore.

Sie liberianische Basilika hat ungeachtet der vielen Veränderungen, die sie im Laufe der
Jahrhunderte durchmachen mußte, einen großen Teil ihrer ehemaligen Ausschmückung
bewahrt: es sind altchristliche und mittelalterliche Mosaiken und einige wenige Fresken.
Letztere gehören in die Zeit, da die Kirche einen offenen Dachstuhl hatte; seitdem das
Mittelschiff von den Borgiapäpsten Kalixt III. (1455—1458) und Alexander VI. (1492—1503)
die noch heute bestehende Decke erhielt, wurden sie den Blicken entzogen, so daß man jetzt
auf das Gewölbe steigen muß, um sie zu sehen. Wir werden uns zuerst mit den altchristlichen
Mosaiken, dem Hauptschatz der Kirche, beschäftigen und an zweiter Stelle die mittel-
alterlichen Schöpfungen behandeln.

§ 1. Altchristliche Mosaiken.

Die altchristlichen Mosaiken bilden zwei Serien. Die eine befindet sich an den beiden
Hochwänden über den Säulen des Mittelschiffs und vergegenwärtigt lauter Szenen aus dem
Alten Testament: die der linken Wand erzählen uns die wichtigsten Begebenheiten aus dem
Leben der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob; die der rechten die wunderbaren Er-
lebnisse des Moses und die Heldentaten Josues. Die zweite Bilderreihe breitet sich auf dem
Triumphbogen aus und führt vornehmlich Darstellungen aus der Kindheitsgeschichte Jesu vor.

Obgleich beide Zyklen fürs Auge fast unzugänglich sind, konnte es bei ihrer Wichtig-
keit nicht ausbleiben, daß man ihnen schon frühzeitig die größte Aufmerksamkeit zuwendete.
Der erste, der sich auf sie beruft, ist Papst Hadrian I. (772—795); er führt sie in der an seinen
Freund Karl d. Gr. gerichteten Abhandlung Über die Bilder unter den Zeugen für den
Bilderkult an und schreibt sie Sixtus III. (432—440) zu'. In die gleiche Zeit verlegen sie
auch alle älteren Gelehrten, während die neueren darüber geteilter Meinung sind: die meisten
halten an der hergebrachten Datierung fest2, andere erkennen den Bildern aus dem Alten
Testament ein höheres Alter zu und nehmen an, daß sie von Liberius (352—366) stammen3.
Diese chronologischen Einschätzungen entsprechen den Nachrichten des Liber pontificalis,
welcher beide Päpste als die Erbauer der Kirche hinstellt.

1 Mansi, Concil. XIII 801. Kunst 237; Venturi, Storia dell' arte I 265.

2 Duchesne, Liber pontificalis I 235, Anm. 2; Tikkanen, Die 3 De Rossi, Musaici cristiani delle chiese di Roma Fasz.
Genesismosaiken in Venedig und die Cottonbibel 61 144; XXIV—XXV, fol. 8; davon abhängig- Kraus, Geschichte der
Ainaloff, Die Mosaiken des 4. und 5. Jahrhunderts (russisch) christlichen Kunst I 418. Beiden ging Garrucci, Storia IV 17
107; Bertaux, Rome 41; Schultze, Archäologie der altchristlichen voraus.
 
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