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Achtes Kapitel. S. Maria Maggiore. 415

dem gleichnamigen Papst, welcher nach Ausweis der Gesta Liber iP den Saal durch Hinzufügung
einer Apsis dem christlichen Kult geweiht2, nach dem Liber pontificalis „seinem Namen eine
Basilika errichtet habe"3. Dem gleichen Papstbuch nach soll schließlich auch Sixtus III. diese
Kirche „gebaut" haben". Es ist schwer zu entscheiden, welcher von den Nachrichten wir
beipflichten sollen. Das Mauerwerk des Langhauses harrt noch einer gründlichen fach-
männischen Untersuchung, welche allein die Frage definitiv beantworten wird. 'Dasselbe
kann, heißt es, sowohl aus der Zeit des Liberius stammen als auch etwas älter5, etwa
konstantinisch sein, wie die innere Füllung der Attika am Triumphbogen Konstantins d. Gr.
und das Mauerwerk der Basilika des Maxentius beweisen6; da aber kleinere Zeiträume
keine wesentlichen Unterschiede darin bedingen, so könnte es natürlich auch um einige
Jahrzehnte später datiert werden. Dann muß noch hinzugefügt werden, daß der Ausdruck
„fecit" in dem Papstbuch nicht immer wörtlich zu nehmen ist.

Die Voraussetzung, daß Liberius die seinen Namen tragende Basilika zum mindesten
entsprechend ausgeschmückt habe, findet eine Stütze in den Mosaiken des Mittelschiffes,
welche ihrem Inhalte nach für eine Marienkirche nicht berechnet sind, also, scheint es, nicht
von Sixtus sein können. Stilistisch beanspruchen sie aber ganz entschieden ein höheres
Alter: sie stehen noch in einer engeren Fühlung mit der Antike, sind, wenn ich so sagen
soll, ungezwungener und urwüchsiger und enthalten nur wenige christliche Bestandteile,
während aus denjenigen des Triumphbogens hinsichtlich der Form schon ein viel mehr
christlicher Hauch entgegenweht. Allerdings ist der Gegenstand jener oft derart, daß der
Künstler fast unmöglich ein christliches Zeichen anbringen konnte.

Die soeben berührtenUnterscheidungsmerkmale, die zu allgemeiner Natur sind und deshalb
auch weniger Beweiskraft besitzen, lassen sich noch durch einige besondere vermehren. Auf
den Mosaiken des Schiffes ist die Sitte, erklärende Namen den Figuren beizusetzen, ganz
unbekannt, auf denen des Bogens dagegen dreimal angewendet; auf den letzteren fehlt jede
Spur einer landschaftlichen Behandlung, während dort fast jede Szene einen landschaftlichen
Hintergrund hat; im Schiff tragen die Engel entsprechend ihrer Gewandung Sandalen, auf
dem Bogen sind sie stets mit bloßen Füßen dargestellt; dort haben sie nur den Nimbus,
hier Nimbus und Flügel. Letzteres Attribut kam für die gewöhnlichen Engel erst seit
dem 5. Jahrhundert allgemein auf, während der Nimbus schon im zweiten Dezennium des
4. Jahrhunderts aus der klassischen Kunst übernommen und zunächst Christus, dann den

1 „In eius (Liberii) tempora fabricata est absis in urbeRoma, 3 Duchesne, Liber pontificalis 208 u. 209, Anm. 18; ed.
in regione quinta." Vgl. dazu Duchesne, Liber pontificalis I Mommsen 79: „Hie (Liberius) fecit basilicam nomini sui iuxta
209, Anm. 18. macellum Libiae."

2 Vgl. Lanciani, Gli Itinerari di Einsiedeln e di Benedetto 4 Duchesne, Liber pontificalis I 232, ed. Mommsen 97: „Hie
Canonico Taf. IV, Fig. 3, wo vier durch Anbringung der Apsis (Xystus) fecit basilicam sanetae Mariae, quae ab antiquis
zu einer christlichen Basilika umgewandelte Profanbauten ver- Liberi cognominabatur, iuxta macellum Libiae."

einigt sind. Ein fünftes Beispiel bietet die Diakonie S. Maria 5 Vgl. de Rossi, Musaici Fasz. XXIV—XXV, fol. 8, wo

in Cosmedin bei Giovenale, La Basiüca di S. Maria in Cos- weitere Autoritäten dafür zitiert werden.

medin 13. 6 Hierauf machte mich Thomas Ashby jun. aufmerksam.
 
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