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Achtes Kapitel. S. Maria Maggiore. 511

mittelalterlichen Kunst gewöhnlich mit seinem Vater David abgebildet ist. Sion gegenüber
ragt der Olberg, MOS | OLIVE|TI, in die Lüfte, ein felsiger Berg mit einigen Bäumen und
einem villenartigen Gebäude auf der Anhöhe. Zu den Füßen des Totenbettes knien, wie
bemerkt, die beiden Franziskanerkünstler Torriti und Jakob von Camerino, sowie Kardinal
Colonna, der Stifter der Mosaiken. Alles ist von der besten Erhaltung.

III. Zwei Darstellungen auf der Frontwand der Apsis.

Den Bildern aus der Marienlegende fügte man auf der Vorderwand der Apsis zwei Dar-
stellungen an, welche bei den nachträglich vorgenommenen baulichen Veränderungen „in bar-
barischer Weise" bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Nur mit Hilfe der Aufzeichnungen
Alemannis, der die Mosaiken in einem besseren Zustand sah, konnte de Rossi ihre Bedeutung
feststellen. Die zur Linken hatte die Unterschrift: S ■ HIERONYMVS • SERMONE• FECIT- AD •
PAVLÄ ET EVSTOCHIV. Der Heilige sitzt in bischöflichen Gewändern mit der Mithra
auf dem Kopf und hat die Rechte im Reden erhoben; vor ihm steht ein Pult mit aufgeschlage-
nem Buch und nebenan kniet eine Frau. Die zweite Frauengestalt wurde mit einem guten
Teil des Architekturhintergrundes zerstört, wie auch von der Inschrift nichts mehr übrig ist.

Die zweite Szene stellte den Apostel Matthias, wie er den Juden predigte, dar:
S• MATTHIAS APOSTOLVS PREDICAVIT IVDEIS. Heute ist die Volksmenge auf die
Beine von zwei männlichen Gestalten reduziert und die Inschrift gleichfalls verschwunden.
Daß man gerade diese beiden Heiligen hier abbildete, erklärt sich daraus, daß die liberia-
nische Basilika sich rühmt, die Reliquien derselben zu besitzen.

IV. Darstellungen an der Außenwand der Apsis.

Kardinal Colonna schmückte, wie de Angelis schreibt1, auch die Außenwand der Apsis mit
Mosaiken aus, welche unter Paul V. der Bekleidung der Wände mit Travertinplatten weichen
mußten. Das Hauptbild bot eine Kopie des berühmten Tafelgemäldes (Taff. 271 f), wie aus
der Beschreibung Alemannis und noch mehr aus dem Stich de Angelis'2 ersichtlich ist; neu waren
daran nur die zwei anbetenden Engel. Unter der Gruppe sah man die Huldigung der drei Könige.

Von den vier Feldern der beiden Seitenwände hatten zur Zeit, als Alemanni seine Auf-
zeichnungen machte, nur die zur Linken ihre Mosaiken; die übrigen waren bereits herab-
gefallen. Der Madonna zunächst stand die hl. Agnes, dann ein Palmbaum mit Vögeln und
zuletzt die hl. Cäcilia; im nächsten Felde sah man die hll. Lucia und Katharina und
dazwischen einen Palmbaum. Alle waren an dem Namen mit vorgesetztem S(ancta) kenntlich;
alle hatten Kronen auf dem Haupt und hielten eine angezündete Lampe; Alemanni erinnerten
sie an diejenigen der Fassade von S. Maria in Trastevere3. In den zerstörten Feldern
waren demnach aus Rücksichten der Symmetrie vier weitere heilige Jungfrauen und Mär-
tyrerinnen abgebildet.

1 Basilicae S. Marine Maioris descripüo 90. 2 A. a. O. 66. 3 De Rossi, Musaici, Fasz. IX—X, fol. 2.
 
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