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NACHAHMUNG DER GRIECHISCHEN WERKE

Seht den schnellen Indianer an, der einem Hirsche
zu Fuße nachsetzt: wie flüchtig werden seine Säfte,
wie biegsam und schnell werden seine Nerven und
Muskeln, und wie leicht wird der ganze Bau des
Körpers gemacht. So bildet uns Homer seine Hel-
den, und seinen Achilles bezeichnet er vorzüglich
durch die Geschwindigkeit seiner Füße.
Die Körper erhielten durch diese Übungen den
großen und männlichen Kontur, welchen die grie-
chischen Meister ihren Bildsäulen gegeben, ohne
Dunst und überflüssigen Ansatz. Die jungen Spar-
taner mußten sich alle zehn Tage vor den Ephoren
nackend zeigen, die denjenigen, welche anfingen fett
zu werden, eine strengere Diät auflegten. Ja es war
eines unter den Gesetzen des Pythagoras, sich vor
allem überflüssigen Ansatz des Körpers zu hüten. Es
geschah vielleicht aus eben dem Grunde, daß jungen
Leuten unter den Griechen der ältesten Zeiten, die
sich zu einem Wettkampf im Ringen angaben, wäh-
rend der Zeit der Vorübungen nur Milchspeise zu-
gelassen war.

Aller Übelstand des Körpers wurde behutsam ver-
mieden, und da Alcibiades in seiner Jugend die Flöte
nicht blasen lernen wollte, weil sie das Gesicht ver-
stellt, so folgten die jungen Athenienser seinem Bei-
spiele.

Zudem war der ganze Anzug der Griechen so be-
schaffen, daß er der bildenden Natur nicht den ge-
ringsten Zwang antat. Das Wachstum der schönen
Form litt nichts durch die verschiedenen Arten und
Teile unserer heutigen pressenden und klemmenden

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