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ÜBER GEGENSTÄNDE DER ALTEN KUNST

Meister kann ich nichts Vollkommeneres angeben,
als die griechische Tänzerin von Mengs, groß wie die
Natur, halbe Figur, in Pastell auf Holz gemalt.
Daß die Kenntnis der wahren Schönheit in Be-
urteilung der Werke der Kunst zur Regel dienen
kann, bezeugen die mit großem Fleiße nach alten
geschnittenen Steinen gearbeiteten neueren Steine.
Natter hat gewagt, den angeführten Kopf der Mi-
nerva in gleicher Größe und kleiner zu kopieren,
und dennoch hat er die Schönheit der Form nicht
erreicht. Die Nase ist um ein Haar zu stark, das
Kinn ist zu platt, und der Mund schlecht, und ebenso
verhält es sich mit anderen Nachahmungen in dieser
Art. Gelingt es den Meistern nicht, was ist von Schü-
lern zu hoffen, und was könnte man sich von selbst
entworfenen Schönheiten versprechen? Ich will nicht
die Unmöglichkeit sogar der einfachen Nachahmung
alter Köpfe daraus zu erkennen geben, aber es muß
solchen Künstlern irgendwo fehlen.
Die eigene Uberzeugung von der schwer zu er-
reichenden Schönheit der Alten ist daher eine der
vornehmsten Ursachen von der Seltenheit unterge-
schobener griechischer Münzen in der besten Zeit.
Eine falsche neue Münze, die in griechischen freien
Staaten geprägt ausgegeben würde, wäre gegen eine
jede echte zu entdecken. Unter den kaiserlichen
Münzen ist der Betrug leichter gewesen.
Was zum dritten die Ausarbeitung eines Werks der
Kunst im engern Verstände, nach dessen geendigtem
Entwürfe, betrifft, so ist der Fleiß in derselben zu
loben, aber der Verstand zu schätzen. Die Hand

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