WINCKELMANNS KLEINE SCHRIFTEN
des Wirkens in sich, wie durch ein flüssiges feines
Geblüt und mit einem sittsamen Geiste zu geschehen
pflegt. Nur die Stellung der Bacchanten auf ge-
schnittenen Steinen ist der Absicht bei denselben
gemäß, das ist, gewaltsam^)Was von stehenden Fi-
guren gesagt wird, gilt auch von liegenden.
Im ruhigen Stande, wo ein Bein das tragende ist,
und das andere das spielende, tritt dieses nur so weit
zurück, als nötig war, die Figur aus der senkrechten
Linie zu setzen.fAn Faunen hat man die ungelehrte
Natur auch in der Richtung dieses Fußes beobachtet,
welcher, gleichsam unmerksam auf Zierlichkeit,
einwärts steht); Den neuern Künstlern schien ein
ruhiger Stand unbedeutend und ohne Geist; sie rücken
daher den spielenden Fuß weiter hinaus, (und um
eine idealische Stellung zu machen) setzen sie ein
Teil der Schwere des Körpers von dem tragenden
Beine weg und drehen den Oberleib von neuem
aus seiner Ruhei und den Kopf wie an Personen, die
nach einem unerwarteten Blitze sehen." Diejenigen,
welchen dieses nicht deutlich ist, aus Mangel der Ge-
legenheit das Alte zu sehen, mögen sich einen Ritter
einer Komödie oder auch einen jungen Franzosen
in seiner eigenen Brühe vorstellen. Wo der Raum
diesen Stand der Beine nicht erlaubte, um nicht das
Bein, welches nicht trägt, müßig zu lassen, setzt man
es auf etwas Erhabenes, als ein Bild eines Menschen,
welcher, um mit jemand zu reden, das eine Bein alle-
zeit auf einen Stuhl setzen wollte oder, um fest zu
stehen, sich einen Stein unterlegte. Die Alten waren
dergestalt auf den höchsten Wohlstand bedacht, daß
158
des Wirkens in sich, wie durch ein flüssiges feines
Geblüt und mit einem sittsamen Geiste zu geschehen
pflegt. Nur die Stellung der Bacchanten auf ge-
schnittenen Steinen ist der Absicht bei denselben
gemäß, das ist, gewaltsam^)Was von stehenden Fi-
guren gesagt wird, gilt auch von liegenden.
Im ruhigen Stande, wo ein Bein das tragende ist,
und das andere das spielende, tritt dieses nur so weit
zurück, als nötig war, die Figur aus der senkrechten
Linie zu setzen.fAn Faunen hat man die ungelehrte
Natur auch in der Richtung dieses Fußes beobachtet,
welcher, gleichsam unmerksam auf Zierlichkeit,
einwärts steht); Den neuern Künstlern schien ein
ruhiger Stand unbedeutend und ohne Geist; sie rücken
daher den spielenden Fuß weiter hinaus, (und um
eine idealische Stellung zu machen) setzen sie ein
Teil der Schwere des Körpers von dem tragenden
Beine weg und drehen den Oberleib von neuem
aus seiner Ruhei und den Kopf wie an Personen, die
nach einem unerwarteten Blitze sehen." Diejenigen,
welchen dieses nicht deutlich ist, aus Mangel der Ge-
legenheit das Alte zu sehen, mögen sich einen Ritter
einer Komödie oder auch einen jungen Franzosen
in seiner eigenen Brühe vorstellen. Wo der Raum
diesen Stand der Beine nicht erlaubte, um nicht das
Bein, welches nicht trägt, müßig zu lassen, setzt man
es auf etwas Erhabenes, als ein Bild eines Menschen,
welcher, um mit jemand zu reden, das eine Bein alle-
zeit auf einen Stuhl setzen wollte oder, um fest zu
stehen, sich einen Stein unterlegte. Die Alten waren
dergestalt auf den höchsten Wohlstand bedacht, daß
158