VON DER ALLEGORIE
verständlich sein und keineBeischriftvonnöten haben,
es versteht sich jedoch diese Deutlichkeit verhältnis-
weise. Dieses ist der allgemeine Begriff von der
Allegorie und von ihrer erforderten Eigenschaft, und
diese sowohl als jene werden in diesem Kapitel deut-
licher erklärt, so daß zuerst von der Allegorie der
Alten, sonderlich der Griechen, und hernach von der
Allegorie der neueren Schriftsteller und Künstler, in-
gleichen von neuen Bildern überhaupt gehandelt
wird. Es hat also dieses Kapitel zwei Abschnitte.
Die Natur selbst ist die Lehrerin der Allegorie ge-
wesen, und diese Sprache scheint ihr eigener, als die
nachher erfundenen Zeichen unserer Gedanken.
Denn sie ist wesentlich und gibt ein wahres Bild der
Sachen, das in wenig Worten der ältesten Sprache
gefunden wird, und die Gedanken malen ist un-
streitig älter, als sie schreiben, wie wir aus der Ge-
schichte der Völker der alten und der neuen Welt
wissen. Einige bildliche Benennungen sind Ländern
und Gegenden von ihrer Gestalt gegeben, wie der
älteste Namen der Insel Sardinien, Ichnusa, zeigt,
weil die ersten Schiffahrenden sich dieses Land als
eine menschliche Fußsohle vorgestellt hatten. Einige
Vorgebirge in Sizilien und ein anderes in Pontus
hießen Widderköpfe, weil sie denselben ähnlich
schienen. Zuweilen ist zweifelhaft, ob die Benen-
nung oder das Zeichen der Sache älter sei, wie an
den Hörnern des Ochsen im Tierkreise, welche in
Gestalt eines griechischen Y stehen und Yddsg ge-
nannt wurden, weil sie auf Regen deuteten, wenn sie
auf unserm Horizont erscheinen.
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verständlich sein und keineBeischriftvonnöten haben,
es versteht sich jedoch diese Deutlichkeit verhältnis-
weise. Dieses ist der allgemeine Begriff von der
Allegorie und von ihrer erforderten Eigenschaft, und
diese sowohl als jene werden in diesem Kapitel deut-
licher erklärt, so daß zuerst von der Allegorie der
Alten, sonderlich der Griechen, und hernach von der
Allegorie der neueren Schriftsteller und Künstler, in-
gleichen von neuen Bildern überhaupt gehandelt
wird. Es hat also dieses Kapitel zwei Abschnitte.
Die Natur selbst ist die Lehrerin der Allegorie ge-
wesen, und diese Sprache scheint ihr eigener, als die
nachher erfundenen Zeichen unserer Gedanken.
Denn sie ist wesentlich und gibt ein wahres Bild der
Sachen, das in wenig Worten der ältesten Sprache
gefunden wird, und die Gedanken malen ist un-
streitig älter, als sie schreiben, wie wir aus der Ge-
schichte der Völker der alten und der neuen Welt
wissen. Einige bildliche Benennungen sind Ländern
und Gegenden von ihrer Gestalt gegeben, wie der
älteste Namen der Insel Sardinien, Ichnusa, zeigt,
weil die ersten Schiffahrenden sich dieses Land als
eine menschliche Fußsohle vorgestellt hatten. Einige
Vorgebirge in Sizilien und ein anderes in Pontus
hießen Widderköpfe, weil sie denselben ähnlich
schienen. Zuweilen ist zweifelhaft, ob die Benen-
nung oder das Zeichen der Sache älter sei, wie an
den Hörnern des Ochsen im Tierkreise, welche in
Gestalt eines griechischen Y stehen und Yddsg ge-
nannt wurden, weil sie auf Regen deuteten, wenn sie
auf unserm Horizont erscheinen.
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