64 Nachrichten von den neuesten herkulanischen Entdeckungen'Kommentar
Meinung, daß sacerdos publica, Erzpriesterin (dpyicpciaj und sacerdos prima ungefähr dasselbe seien, ist nur
teilweise zuzustimmen. Der Titel sacerdos publica bezeichnet in ganz allg. Weise eine Priesterin, die sich im Auftrag
des Staates um den Kultus einer bestimmten Gottheit kümmert, s. RE I A2 1920 Sp. 1631-1653 s.v. Sacerdotes
(Paul Riewald). Er ist von allen drei Begriffen der am weitesten gefaßte Oberbegriff. Die in griech. Inschriften
(Wilhelm Dittenberger, Sylloge inscriptionum Graecarum II, 3. Aufl. Leipzig 1917 Nr. 846 Z. 2,4 S. 558; Nr. 882
Z. 3 S. 596) belegte äpyicpeia bezeichnet, wie W. feststellt, eine Oberpriesterin. Es handelt sich um einen relativ
eng gefaßten Oberbegriff, für die "Vorsteherinnen" von Priesterkollegien aller möglicher Gottheiten bzw. Städte.
Der nur einmal belegte Begriff sacerdos prima scheint, wie W. wohl richtig vermutet, dasselbe zu bedeuten und
ist sicher nicht (vgl. die Inschrift: CIL II Nr. 1956 S. 250 = ILS 11,1 Nr. 5512 S. 378), wie der zitierte Spanheim
annimmt, identisch mit der Flaminica, der Gattin des Flamen Dialis (oberster röm. Priester des Jupiter).
Lit.: RE 11,1 1895 Sp. 471-483 s.v. ’ Ap%iepeu<; (Carl Georg Brandis) bes. Sp. 473,1-19; 477,48-54; VI,2, 1909 Sp. 2484-2492 s.v. Flamines
(Ernst Samter) bes. Sp. 2490,19-2491,13; I,A2, 1920 Sp. 1631-1653 s.v. Sacerdotes (Paul Riewald); Latte, Religion S. 394-411.
19,18 ähnliches Werk: Das Grab des A. Veius M. F. (Taf.71,2). Es hat die Form einer halbrunden Bank und
wurde seit dem 18.8.1763 freigelegt. Die Grabinschrift wurde erst am 17.3.1764, kurz nach W.s Besuch, entdeckt.
Sie ist in einen rechteckigen Steinblock gemeißelt, der auf der Rückenlehne der Bank steht.
Lit.: Kockel, Grabbauten S. 51-52 Taf. 5-6.
19.20 ein kleines Grabmaal: Die aus kleinen Tuffquadern gebaute Grabädikula des M. Cerrinius (Taf. 72,1-2)
hat hochrechteckige Form und in der einen Längsseite eine breite bogenförmige Öffnung. Aufgrund ihrer Lage
direkt neben dem Stadttor wurde sie mehrfach zu Unrecht für ein Wächterhäuschen gehalten.
Lit.: Kockel, Grabbauten Si 47-51 Taf. la, 2a, 4.
19.21 Cippus: Grenzstein oder Grabstein einfachster, häufig nur grob zugehauener Form, in der Regel höher als
breit. Aufwendiger gestaltete "Cippi" waren bei den Etruskern üblich. LAW Sp. 634-635 (Otto Wilhelm von Vacano);
KP I Sp. 1193,40-55 (Walter Hatto Gross). Der laut W. 7,5 Röm. Palmen (= 1,67 m) hohe Stein (Taf. 72, 2), der
nach heutigem Sprachgebrauch eher als Stele zu bezeichnen ist, befindet sich im Nationalmuseum Neapel, seine
H. beträgt laut Kockel 173 cm (Kockel, Grabbauten S. 47-48 Taf. 4c, d).
19,24 und 19,30 M. CERINIVS: Beide Inschriften (CIL X, 1 Nr. 994, 995 S. 117) besagen dasselbe, nur mit
unterschiedlich abgekürzten Wörtern. Ausgeschrieben würde beider Text lauten: Marcus Cerrinius Restitutus
Augustalis loco dato decurionum decreto. (Der Augstale Marcus Cerrinius Restitutus, [ihm] ist auf Beschluß der
Ratsherren der Ort [der Bestattung] gegeben worden.) Im CIL (a.O.) sind beide Inschriften in geringfügig anderer
Schreibweise wiedergegeben: CERINIVS jeweils mit doppeltem R als CERRINIVS; A VGVSTAL' in der ersten
Inschrift ausgeschrieben als AVGVSTALIS; LOCO- DATO- in der zweiten Inschrift abgekürzt als LOO D-.
Lit.: Etienne, Pompeji S. 339 mit Anm. 33 S. 432; Vos, Pompei S. 232 (Inschrift mit ital. Übers.); Kockel, Grabbauten S. 47-49 Taf. 4c, d.
19,28 ein niedriger Altar: Yieute. verschollen, H. laut Kockel 66 cm (Kockel, Grabbauten S. 48-49).
19,36 rund ummauerten Platzes: Die Deutung der Anlage ist umstritten. Sie wird als Amphitheater oder als großes
ovales Verteilerbecken für Wasser interpretiert (Taf. 73,1). Der größte Durchmesser beträgt 34,27 m (nach W.:
100 Pariser Fuß = 32,48 m). Die Höhe der Umfassungsmauer laut W. 4 Fuß = 1,30 m.
Lit.: Mirella Calvani Marini, Veleia, Guida alla visita della Zona Archeologica e dell' Antiquarium, Parma 1975 S. 13, 20 Taf. 4, 5, 7; Capoferro
Cencetti, Gli anfiteatri romani dell Aemilia, in: Studi Sulla citta antica. L'Emilia Romagna, Rom 1983 S. 269-273 Abb. 32-34.
20,6 Vstrina, oder Vstrinum, KavoTpa-, ustrina, ae, fern, als "Brand-, Leichenbrandstätte'' belegt für: Arnob. 7,15,
in: Le opere di Arnobio, hrsg. von Concetto Marchesi, 2. Aufl. Paravia 1953 S. 360,10; Servii Grammatici in
Vergilii carmina commentarii I, hrsg. von Georg Thilo, Leipzig 1881 (Nachdruck Hildesheim 1961) S. 340,14 (zu
Vergil. Aeneis 3,22); Pomponi Porphyrionis Kommentar zu Horatii Flacci sermones 1,8,11, in: Pomponi Porfyrio-
nis commentum in Horatium Flaccum I, hrsg. von Alfred Holder, Innsbruck 1894 (Nachdruck Hildesheim 1967)
S. 272,24-24 und 1,8,14 in: Holder a.O. S. 273,7-8; Sexti Pompei Festi de verborum significatu quae supersunt
cum Pauli epitome, hrsg. von Wallace Martin Lindsay, Leipzig 1913 S. 29,9-10 (32,6): is locus ab urendo ustrina
vocatur (Dieser Platz findet seine Benennung als ustrina [Leichenbrandstätte] von [dem Verb] urere [vom
Verbrennen]); CIL 1,2,2 Nr. 594 Tab. 11,2,12 S. 489,10 r. Sp. (= ILS 11,1 Nr. 6087 [LXXIV] S. 505); Nr. 838, 839
Z. 6 (= ILS 11,2 Nr. 8208 S. 889); VI,2 Nr. 4417 S. 908; Nr. 10237,12 S. 1358 (= ILS 11,2 Nr. 7870,6 S. 842);
Nr. 10243,3 S. 1361. Lat. ustrinum (neutr.) als 'Brand- oder Leichenbrandstätte' wird durch mehrere Inschriften
Meinung, daß sacerdos publica, Erzpriesterin (dpyicpciaj und sacerdos prima ungefähr dasselbe seien, ist nur
teilweise zuzustimmen. Der Titel sacerdos publica bezeichnet in ganz allg. Weise eine Priesterin, die sich im Auftrag
des Staates um den Kultus einer bestimmten Gottheit kümmert, s. RE I A2 1920 Sp. 1631-1653 s.v. Sacerdotes
(Paul Riewald). Er ist von allen drei Begriffen der am weitesten gefaßte Oberbegriff. Die in griech. Inschriften
(Wilhelm Dittenberger, Sylloge inscriptionum Graecarum II, 3. Aufl. Leipzig 1917 Nr. 846 Z. 2,4 S. 558; Nr. 882
Z. 3 S. 596) belegte äpyicpeia bezeichnet, wie W. feststellt, eine Oberpriesterin. Es handelt sich um einen relativ
eng gefaßten Oberbegriff, für die "Vorsteherinnen" von Priesterkollegien aller möglicher Gottheiten bzw. Städte.
Der nur einmal belegte Begriff sacerdos prima scheint, wie W. wohl richtig vermutet, dasselbe zu bedeuten und
ist sicher nicht (vgl. die Inschrift: CIL II Nr. 1956 S. 250 = ILS 11,1 Nr. 5512 S. 378), wie der zitierte Spanheim
annimmt, identisch mit der Flaminica, der Gattin des Flamen Dialis (oberster röm. Priester des Jupiter).
Lit.: RE 11,1 1895 Sp. 471-483 s.v. ’ Ap%iepeu<; (Carl Georg Brandis) bes. Sp. 473,1-19; 477,48-54; VI,2, 1909 Sp. 2484-2492 s.v. Flamines
(Ernst Samter) bes. Sp. 2490,19-2491,13; I,A2, 1920 Sp. 1631-1653 s.v. Sacerdotes (Paul Riewald); Latte, Religion S. 394-411.
19,18 ähnliches Werk: Das Grab des A. Veius M. F. (Taf.71,2). Es hat die Form einer halbrunden Bank und
wurde seit dem 18.8.1763 freigelegt. Die Grabinschrift wurde erst am 17.3.1764, kurz nach W.s Besuch, entdeckt.
Sie ist in einen rechteckigen Steinblock gemeißelt, der auf der Rückenlehne der Bank steht.
Lit.: Kockel, Grabbauten S. 51-52 Taf. 5-6.
19.20 ein kleines Grabmaal: Die aus kleinen Tuffquadern gebaute Grabädikula des M. Cerrinius (Taf. 72,1-2)
hat hochrechteckige Form und in der einen Längsseite eine breite bogenförmige Öffnung. Aufgrund ihrer Lage
direkt neben dem Stadttor wurde sie mehrfach zu Unrecht für ein Wächterhäuschen gehalten.
Lit.: Kockel, Grabbauten Si 47-51 Taf. la, 2a, 4.
19.21 Cippus: Grenzstein oder Grabstein einfachster, häufig nur grob zugehauener Form, in der Regel höher als
breit. Aufwendiger gestaltete "Cippi" waren bei den Etruskern üblich. LAW Sp. 634-635 (Otto Wilhelm von Vacano);
KP I Sp. 1193,40-55 (Walter Hatto Gross). Der laut W. 7,5 Röm. Palmen (= 1,67 m) hohe Stein (Taf. 72, 2), der
nach heutigem Sprachgebrauch eher als Stele zu bezeichnen ist, befindet sich im Nationalmuseum Neapel, seine
H. beträgt laut Kockel 173 cm (Kockel, Grabbauten S. 47-48 Taf. 4c, d).
19,24 und 19,30 M. CERINIVS: Beide Inschriften (CIL X, 1 Nr. 994, 995 S. 117) besagen dasselbe, nur mit
unterschiedlich abgekürzten Wörtern. Ausgeschrieben würde beider Text lauten: Marcus Cerrinius Restitutus
Augustalis loco dato decurionum decreto. (Der Augstale Marcus Cerrinius Restitutus, [ihm] ist auf Beschluß der
Ratsherren der Ort [der Bestattung] gegeben worden.) Im CIL (a.O.) sind beide Inschriften in geringfügig anderer
Schreibweise wiedergegeben: CERINIVS jeweils mit doppeltem R als CERRINIVS; A VGVSTAL' in der ersten
Inschrift ausgeschrieben als AVGVSTALIS; LOCO- DATO- in der zweiten Inschrift abgekürzt als LOO D-.
Lit.: Etienne, Pompeji S. 339 mit Anm. 33 S. 432; Vos, Pompei S. 232 (Inschrift mit ital. Übers.); Kockel, Grabbauten S. 47-49 Taf. 4c, d.
19,28 ein niedriger Altar: Yieute. verschollen, H. laut Kockel 66 cm (Kockel, Grabbauten S. 48-49).
19,36 rund ummauerten Platzes: Die Deutung der Anlage ist umstritten. Sie wird als Amphitheater oder als großes
ovales Verteilerbecken für Wasser interpretiert (Taf. 73,1). Der größte Durchmesser beträgt 34,27 m (nach W.:
100 Pariser Fuß = 32,48 m). Die Höhe der Umfassungsmauer laut W. 4 Fuß = 1,30 m.
Lit.: Mirella Calvani Marini, Veleia, Guida alla visita della Zona Archeologica e dell' Antiquarium, Parma 1975 S. 13, 20 Taf. 4, 5, 7; Capoferro
Cencetti, Gli anfiteatri romani dell Aemilia, in: Studi Sulla citta antica. L'Emilia Romagna, Rom 1983 S. 269-273 Abb. 32-34.
20,6 Vstrina, oder Vstrinum, KavoTpa-, ustrina, ae, fern, als "Brand-, Leichenbrandstätte'' belegt für: Arnob. 7,15,
in: Le opere di Arnobio, hrsg. von Concetto Marchesi, 2. Aufl. Paravia 1953 S. 360,10; Servii Grammatici in
Vergilii carmina commentarii I, hrsg. von Georg Thilo, Leipzig 1881 (Nachdruck Hildesheim 1961) S. 340,14 (zu
Vergil. Aeneis 3,22); Pomponi Porphyrionis Kommentar zu Horatii Flacci sermones 1,8,11, in: Pomponi Porfyrio-
nis commentum in Horatium Flaccum I, hrsg. von Alfred Holder, Innsbruck 1894 (Nachdruck Hildesheim 1967)
S. 272,24-24 und 1,8,14 in: Holder a.O. S. 273,7-8; Sexti Pompei Festi de verborum significatu quae supersunt
cum Pauli epitome, hrsg. von Wallace Martin Lindsay, Leipzig 1913 S. 29,9-10 (32,6): is locus ab urendo ustrina
vocatur (Dieser Platz findet seine Benennung als ustrina [Leichenbrandstätte] von [dem Verb] urere [vom
Verbrennen]); CIL 1,2,2 Nr. 594 Tab. 11,2,12 S. 489,10 r. Sp. (= ILS 11,1 Nr. 6087 [LXXIV] S. 505); Nr. 838, 839
Z. 6 (= ILS 11,2 Nr. 8208 S. 889); VI,2 Nr. 4417 S. 908; Nr. 10237,12 S. 1358 (= ILS 11,2 Nr. 7870,6 S. 842);
Nr. 10243,3 S. 1361. Lat. ustrinum (neutr.) als 'Brand- oder Leichenbrandstätte' wird durch mehrere Inschriften