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Winckelmann, Johann Joachim; Winckelmann, Johann Joachim [Editor]; Bruer, Stephanie-Gerrit [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Gross, Marianne [Oth.]
Schriften und Nachlaß (Bd. 2, T. 2): Nachrichten von den neuesten herculanischen Entdeckungen — Mainz: von Zabern, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.51407#0072
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Nachrichten von den neuesten herkulanischen Entdeckungen' Kommentar

von welcher Seite die Flut herandrängt, auf der Gegenseite ein Abfluß offen ist. Diese Öffnungen sollen nach
meiner Meinung ganz unten am Fuß der Ummauerung angebracht sein, wenn die Anlage so gebaut ist, daß eine
auf den Boden des Beckens gestellte Meßlatte aufzeigt, daß die Wasseroberfläche sieben Fuß über dem Boden steht.
Für die Fische im Becken genügt eine solche Wassertiefe vollauf, und es ist unbezweifelbar, daß das Wasser um so
kälter ist, je tiefer unten es einfließt; und dies ist für die darin schwimmenden Tiere sehr günstig. In: Columella,
Zwölf Bücher über Landwirtschaft II, lat.-dt., hrsg. von Will Richter, München, Zürich 1982 S. 318-321.)
Lit.: Kroh, Autoren S. 145-146; Will Richter a.O. III S. 569-656; Albrecht, Literatur S. 450-455, 460-461, 486, 983-984, 1172.
21.29 mit Anm. d völlig ausgemauert zu seyn pflegten: W. zitiert Palladius Rutilius Taurus Aemilianus
(4. Jh. n. Chr.), der nach dem Vorbild des Columella (s. Komm 21,28) De re rustica libri XIV verfaßte. Das Werk
von W. nur hier und S. 25,3 zitiert, wobei sich die Stelle (Palladius 1, 17, 1-4) in dem Werk von J. M. Gesner,
Scriptores rei rusticae (s. Komm. 21,28) S. 873 findet. Es lautet die in Anm. d genannte Stelle (Palladii Rutilii
Tauri Aemilianiviri inlustris opus agriculturae, Buch 1, Kap. 17 § 1-4): De cisternis et maltha frigidaria: 1. Signinis
parietibus magnitudo ea cui delectaris et sufficis construatur longior magis quam latior. Huius solum alto rudere
solidatum relicto fusoriis loco testacei pauimenti superfusione leuigetur. hoc pauimentum omni cura terendum est
ad nitores et lardo pingui decocto adsidue perfricandum. In: Robert H. Rodgers (Hrsg.), Palladii Rutilii Tauri
Aemiliani viri inlustris opus agriculturae, Leipzig 1975 S. 20,5-21,7 = Rene Martin (Hrsg.), Paris 1976,1 S. 22-23;
frz. Übers. S. 125. (Über die Zisternen und den Teer für [das Abdichten] des Kaltbades. Diejenige Größe für die
Wände in opus signinum, an welcher du Gefallen haben wirst und die dir genügen wird, soll länger als breiter
gebaut werden. Der Boden von dieser [Zisterne], der dicht gemacht wurde mit der Kelle, soll geglättet werden
durch das Darübergießen des aus Ziegelstein bestehenden Estrichs, nachdem der Ort mit Gerinnen gelassen wurde.
Dieser Estrich ist mit aller Sorgfalt zu polieren bis er glänzt vor Glätte, und er ist tüchtig zu reiben auf beständige
Weise mit abgekochtem, fettem Speck.)
Lit. zum Begriff maltha: Georges II Sp. 783 I; OLD V S. 1068 Nr. 1. - Zum opus signinum:. Vitruv 8,6,11 (ed. Fensterbusch S. 400 mit Anm.
86 auf S. 539); Georges II Sp. 2660 s.v. Signia; OLD VII S. 1759c s.v. Signinus.
21.30 Das erste, welches man ausgrub: nicht mehr nachweisbar. Da es vom Herkulaner Tor weiter entfernt
gewesen sein soll als die "zweyte Villa" (d.h. die sog. Villa des Cicero, s. S. 22,11), käme - sofern hier nicht
verschiedene Räume ein und derselben Villa zwei verschiedenen Bauten zugewiesen werden - von den heute
bekannten Villen nur die des Diomedes in Betracht. Diese wurde jedoch, soweit bekannt, erst 1771-1774 freigelegt.
Lit.: Amedeo Maiuri, Roberto Pane, La casa di Loreio Tiburtino e la villa di Diomede in Pompei, I Monumenti Italiani 11,1, Rom 1947 S. 11.
- Plan der Bauten vor dem Tor: Kockel, Grabbauten, nach S. 212.
21,34 gemahlte Bekleidung: die Wandmalerei; s. Bekleidung'm Komm. Sendschreiben 94,16.
22,1 gemahlten Grottesken: wahrscheinlich der Fries im Nationalmuseum Neapel (Taf. 14,1), Inv. 9925; aus
Pompeji, H. 42 cm, L. 113 cm. Er ist, wie von W. beschrieben, aus zahlreichen kleinen Fragmenten zusammenge-
setzt und wurde von den Hrsg, der AdE (VII S. 317-318 Taf. 71) ebenso enthusiastisch gelobt wie von W.
Lit.: Pompeji, Kat. Essen 1973 Nr. 219 S. 164; KäferS. 144-145.
22.3 Loggie des Raphaels: Raffael malte das zweite Geschoß der um einen Innenhof des Vatikan umlaufenden
Loggien mit Grotesken aus. Diese umrankten nach antikem Vorbild zahlreiche Stuckreliefs.
Lit.: G. Volpato, G. Ottaviani, L. Teseo, Logge di Raffaelo nel Vaticano, Roma 1772-1777; H. Knackfuß, Raffael. Künstlermonographien,
Bielefeld, Leipzig 1895 I S. 91-96 Abb. 88-90; Nicole Dacos, Le logge di Raffaello. Maestro e bottega di fronte all' antico, Roma 1977
Taf. 1-165 (Nachdruck einiger Volpato-Stiche Taf. 87-97); Sylvia Ferino Pagden, Maria Antonietta Zancan, Raffaelo. Catalogo completo dei
dipinti, Firenze 1989 Nr. 77 S. 124, 126.
22.4 Erfindung: inventio, 'schöpferischer Einfall'. Das Wort ursprünglich in einem weiteren Sinne und mit
breiterer Anwendung als heute für 'etwas vom Menschen Ersonnenes, Erdachtes, Hervorgebrachtes, Erschaffenes',
vgl. Zedier VII Sp. 1600-1602. Als Begriff der schönen Künste bei Sulzer; mit Erfindung bezeichnet er die durch
Nachdenken und Überlegung gefundenen Mittel des Künstlers, um mit einem Kunstwerk eine Wirkung zu
erreichen oder einen Zweck zu erfüllen (Sulzer a.O. S. 73). Dementsprechend erkärt GWB 'Erfindung' in der
bildenden Kunst als nomen acti für die geistige Konzeption eines Werkes, auch einer Gattung, ebenso für einen
stärker zweckgebundenen Entwurf; seit der Hochklassik häufig gebraucht als kategorialer Begriff neben 'Entwurf,
Anordnung, Ausführung' u.a.
 
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