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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Kansteiner, Sascha; Kuhn-Forte, Brigitte; Kunze, Max [Hrsg.]; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]
Schriften und Nachlaß (Band 5,1): Ville e Palazzi di Roma: Antiken in den römischen Sammlungen : Text und Kommentar — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.58928#0423
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Museo Capitolino • Kommentar

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diesem lauten Getöse. Daß hier nur zwei, nicht drei oder mehrere Kureten bzw. Korybanten dargestellt sind, spricht für die Meinung
derer, die in ihnen die Castoren erkennen möchten (Pausan. Phocicis c. 38. & in Lacon. c. 24 [Paus. 10,38,7 und 3,24,5]). Auf einer
Münze aus Laodicea in Phrygien, die zu Ehren von Caracalla geprägt wurde und die C. Patin S. 74 unter anderen erläutert hat, sind drei
Korybanten abgebildet, die Jupiter bewachen.
(S. XLII) [zu Taf. III: „Jupiter Rex sedens in concilio deorum“] Bemerkenswert ist, daß der Kopf des Jupiter Rex auf ganz ungewöhn-
liche Weise nach Frauenart geschmückt, frisiert und mit einer Kopfbinde umwunden ist, so wie ihn laut Plinius [Plin. nat. 35,140] Kte-
silochos gemalt haben soll. Die Haare sind nicht gelöst und bis auf die Schultern fallend, sondern, wie bei Frauen üblich, hinten am
Hinterkopf zusammengefaßt und -gebunden und über dem Ohr wohlgeordnet zurückgeführt. In der rechten Hand hält er als Insignie
seiner ehrwürdigen Erhabenheit das von Vulcanus geschmiedete Szepter, bei dem die Alten zu schwören pflegten. Die linke Hand hält
Blitze, deren Strahlen und Spitzen nicht zum Schrecken ausgebreitet, sondern gebündelt sind. (vgl. Lucianus, Timone T. 1. p. 98 [Luc. Tim.
1]). Minerva befindet sich ehrenhalber zur Rechten des Jupiter; sie ist mit solch großem Bedacht dargestellt, daß es scheint, als würde sie
ein weiteres Mal aus Jupiters Kopf geboren werden und in Erscheinung treten.
Apollon ist am weissagenden Gesichtsausdruck zu erkennen, sein Kopf ist mit einer äußerst schönen Frisur geschmückt; er trägt
nämlich keinen Lorbeerkranz, sondern ein alleredelstes Gebinde: ein Teil seiner Haare ist zu eleganten, um das Haupt gewundenen
Zöpfen geflochten, während die übrigen vortrefflich mit dem Brenneisen gekräuselt sind. Diese Frisur hat der äußerst akkurate Ritter
Hieronymus Odam [Gerolamo Odam, 1681-1741] an der marmornen Statue des Apollon beobachtet, die bei Antium ausgegraben
wurde und in Rom in dem herzoglichen Haus der Conti [Casa Conti] zu sehen ist, und an einem anderen marmornen Kopffragment
desselben Apollon, das kürzlich in den Trümmern der Domus Aurea des Nero gefunden worden ist.
[S. XLIV] Venus, der Minerva, wie immer, feindlich gesinnt, wendet ihr hier den Rücken zu, wie wir es auf der Gemme der Medici-
Dactyliothek bemerkt haben, Vol. I Mus. Flor. Tab. XLIL n. I. p. 128.
[Anmerkung W.s] Siehe ebd. p. L. LI. das bei Pausanias (Eliae I. c. 25) [geschilderte] Schicksal der mamertinischen Knaben auf
einem dem Neptun geweihten Altar in Interamna auf dem Forum.“
marmorea statua Apollinis apud Antium eruta: Statue des Apollon, Typus des ‘Omphalos-Apollon’. Rom, Palazzo Torlonia-Giraud,
ehemals Rom, Palazzo Conti. Marmor. H. ca. 2,00 m. Römische Kopie einer griechischen Apollonstatue aus dem zweiten Viertel des
5. Jh. v. Chr.
Im Palazzo Conti hat sich offenbar noch eine weitere Statue des Apollon befunden (aus Sabaudia, heute in Kassel, vgl. W, GK2
S. 157-158, 363; GKiS. 93-96; GKDenkmäler Gr. 296).
Lit.: Lucia Guerrini, Due disegni di Pier Leone Ghezzi, in: Studi Miscellanei 15 1970 S. 29-32; Neudecker, Skulpturenausstattung S. 133 Nr. (2.25).
Apollinis capite e marmorefracto: Kopffragment einer Kopie des Apollon, Typus des ‘Omphalos-Apollon. Aus der Domus Aurea in
Rom, verschollen.
Lit.: Lucia Guerrini, Marmi antichi nei disegni di Pier Leone Ghezzi, Vatikan 1971 S. 65-66 Nr. 11 Taf. 8; dies., Due disegni di Pier Leone Ghezzi, in:
Studi Miscellanei 15 1970 S. 29-32.
Gemma Mediceae Dactyliothecae: Römischer geschnittener Stein mit Darstellung der Venus und der Minerva zu beiden Seiten eines
Pfeilers, den ein Helm bekrönt. Nicht nachweisbar, ehemals Florenz, Sammlung Riccardi, heute vielleicht Florenz, Museo Archeolo-
gico-
Bei der Angabe der Tafel sind X und L vertauscht.
Lit.: Antonio Franciscus Gori, Museum Florentinum. Gemmae antiquae ex thesauro Mediceo I, Florentiae 1731 S. 128Taf. 62,1 („ex Mus. Ricchard.").
Mamertinorum puerorum fatum ap. Pausan. in Eliae. I. c. 25] in Ara Neptuno sacra Interamnae in Foro. v. Ibid. p. L. LI: Votivaltar für
Neptun. Terni (Umbrien), Palazzo Carrara, Inv. 85. Marmor. H. 82 cm. 1. Jh. n. Chr.
Auf den Nebenseiten des Altars sind Ruderboote mit Besatzung wiedergegeben, die W. in Beziehung setzt zu der von Pausanias
5,25,2-4 überlieferten Geschichte vom Untergang eines Schiffes aus Messina mit einem Knabenchor an Bord.
Lit.: Ellen Schraudolph, Römische Götterweihungen mit Reliefschmuck aus Italien, Heidelberg 1993 S. 235 Nr. L 132 Taf. 39.
150,16—30 Marcellus
Zitat aus Jean Tristan de Saint-Amant, Commentaires historiques, contenans l’Histoire generale des Empereurs, Imperatrices, Caesars,
et Tyrans de l’Empire Romain I, [Paris 1635] Paris 1644 S. 133: Gemme (Sardonyx) mit vermeintlichem Kopf des Marcellus und Sig-
natur des Gemmenschneiders Epitynchanos. London, British Museum, Inv. 3592, zuvor Sammlung Blacas und Sammlung Strozzi. Die
Gemme zeigt wahrscheinlich das rechte Profil des Germanicus.
Lit.: Johannes Faber, In Imagines Illustrieren ex Fulvii Ursini Bibliotheca, Antverpiae 1606Taf. 87 („Marcellus Augusti nepos"); Philippe deStosch, Pierres
antiques gravees, sur lesquelles les graveurs ont mis leurs noms, Amsterdam 1724 S. 42-43 Taf. 32 (Germanicus); Marie-Louise Vollenweider, Die
 
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