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Etruskische und italische Denkmäler
Stich aus Dempster
Heute glaubt man, daß sich der Ortsname aus einem etrukischen Gentilnamen herleitet (vgl.
RE IX A,1 [1961] Sp. 830 s. v. Volsinii [Ragna Enking]). Der Name des von W. nicht ganz kor-
rekt bezeichneten römischen Eroberers lautet richtig Marcus Fulvius Flaccus (RE VII,1 [1910]
Sp. 239 s. v. Fulvius Nr. 55 [Friedrich Münzer]). Die Basis einer Statuenweihung aus der Beute
von Volsinii mit einer Inschrift des M. Fulvius Flaccus wurde in den dreißiger Jahren in Rom
im Bereich des Heiligtums unter S. Omobono entdeckt (Filippo Coarelli, II Foro Boario, dalle
origini alla fine della repubblica, Roma 1988 S. 213ff. Abb. 37-38).
Bei W.: GK1 S. 85 (GÄ Text S. 142); GK2 S. 142, 147 (GK Text S. 137, 143).
Lit.: Plin. nat. 34,34. - Zu den jüngeren archäologischen Grabungen in Volsinii/Bolsena zusammenfaßend: Pierre
Gros, Bolsena. Guide des fouilles, Ecole Francaise de Rome, Melanges d’Archeologie et histoire, Suppl. 6, Rom 1981;
EAA Suppl. 11,1 (1994) S. 715ff. s. v. Bolsena (Frangoise-Helene Massa-Pairault).
Skulptur
Großbronzen
129. Porträtstatue des Aule Metle, ,Arringatore‘
ein vermeynter Haruspex ... auf dem Saume dessen Mantels hetrurische Schrift... stehet
Florenz, Museo Archeologico Inv. 3. - Gefunden 1566 in Pila bei Perugia. - H. 1,79 m.
W.s Beobachtungen und seine Datierung sind zutreffend: Die Statue stammt aus der Spätzeit,
und dargestellt ist ein Angehöriger der Oberschicht. Die etruskische Dedikationsinschrift auf
dem unteren Rand der kurzen Toga besagt, daß die Statue für Aule Metle (lateinisch: Aulus
Metellus) in einem Heiligtum aufgestellt wurde. Die Figur trägt Insignien, die in Etrurien
und, von dort übernommen, in Rom die Inhaber höherer Ämter oder Angehörige oberer Ge-
sellschaftsschichten kennzeichneten: den breiten Purpursaum der Toga (toga praetexta), die
schmalen Purpurstreifen auf der Tunica (angusti clavi), die hoch geschnürten Schuhe (calcei)
und einen Ring. Umstritten bleibt, ob diese Insignien als römisch zu deuten sind und die Statue
deshalb nach 89 v. Chr. entstanden sein muß, als die Etrusker das römische Bürgerrecht und
die römische Kommunalverfassung erhielten, oder ob sie zur etruskischen Tradition gehören,
was eine frühere Datierung erlaubte. Stilistisch paßt der Porträtkopf gut in das späte 2. und
frühe 1. Jh. v. Chr. Die schon von W. bezweifelte Deutung als haruspex (Seher, Opferbeschau-
er) ist unbegründet. Dem Gestus des erhobenen rechten Arms verdankt die Statue die moderne
italienische Bezeichnung Arringatore (Redner).
Bei W.: GK1 S. 92,102 (GK Text S. 152,162); GK2 S. 156-157, 169, 544 (GA Text S. 151,163, 513).
De ratione S. 16.
Lit.: Gori, Mus. Flor. III Taf. 81; Dempster, Etruria I Taf. 40; Tobias Dohrn, Der Arringatore, Bronzestatue im
Museo Archeologico von Florenz, Monumenta artis Romanae 8, Berlin 1968; Klaus Fittschen, Der „Arringatore“,
ein römischer Bürger?, in: RM 77, 1970 S. 177-184; Cristofani, Etruschi S. 64ff., 300 Nr. 129; Giovanni Colonna, 11
posto dell’Arringatore nell’arte etrusca di etä ellenistica, in: Studi etruschi 56,1989-1990 S. 99-122 Taf. 90ff.; Lahusen
- Formigli, Bronze S. 26-30 Nr. 5 mit Abb.
Etruskische und italische Denkmäler
Stich aus Dempster
Heute glaubt man, daß sich der Ortsname aus einem etrukischen Gentilnamen herleitet (vgl.
RE IX A,1 [1961] Sp. 830 s. v. Volsinii [Ragna Enking]). Der Name des von W. nicht ganz kor-
rekt bezeichneten römischen Eroberers lautet richtig Marcus Fulvius Flaccus (RE VII,1 [1910]
Sp. 239 s. v. Fulvius Nr. 55 [Friedrich Münzer]). Die Basis einer Statuenweihung aus der Beute
von Volsinii mit einer Inschrift des M. Fulvius Flaccus wurde in den dreißiger Jahren in Rom
im Bereich des Heiligtums unter S. Omobono entdeckt (Filippo Coarelli, II Foro Boario, dalle
origini alla fine della repubblica, Roma 1988 S. 213ff. Abb. 37-38).
Bei W.: GK1 S. 85 (GÄ Text S. 142); GK2 S. 142, 147 (GK Text S. 137, 143).
Lit.: Plin. nat. 34,34. - Zu den jüngeren archäologischen Grabungen in Volsinii/Bolsena zusammenfaßend: Pierre
Gros, Bolsena. Guide des fouilles, Ecole Francaise de Rome, Melanges d’Archeologie et histoire, Suppl. 6, Rom 1981;
EAA Suppl. 11,1 (1994) S. 715ff. s. v. Bolsena (Frangoise-Helene Massa-Pairault).
Skulptur
Großbronzen
129. Porträtstatue des Aule Metle, ,Arringatore‘
ein vermeynter Haruspex ... auf dem Saume dessen Mantels hetrurische Schrift... stehet
Florenz, Museo Archeologico Inv. 3. - Gefunden 1566 in Pila bei Perugia. - H. 1,79 m.
W.s Beobachtungen und seine Datierung sind zutreffend: Die Statue stammt aus der Spätzeit,
und dargestellt ist ein Angehöriger der Oberschicht. Die etruskische Dedikationsinschrift auf
dem unteren Rand der kurzen Toga besagt, daß die Statue für Aule Metle (lateinisch: Aulus
Metellus) in einem Heiligtum aufgestellt wurde. Die Figur trägt Insignien, die in Etrurien
und, von dort übernommen, in Rom die Inhaber höherer Ämter oder Angehörige oberer Ge-
sellschaftsschichten kennzeichneten: den breiten Purpursaum der Toga (toga praetexta), die
schmalen Purpurstreifen auf der Tunica (angusti clavi), die hoch geschnürten Schuhe (calcei)
und einen Ring. Umstritten bleibt, ob diese Insignien als römisch zu deuten sind und die Statue
deshalb nach 89 v. Chr. entstanden sein muß, als die Etrusker das römische Bürgerrecht und
die römische Kommunalverfassung erhielten, oder ob sie zur etruskischen Tradition gehören,
was eine frühere Datierung erlaubte. Stilistisch paßt der Porträtkopf gut in das späte 2. und
frühe 1. Jh. v. Chr. Die schon von W. bezweifelte Deutung als haruspex (Seher, Opferbeschau-
er) ist unbegründet. Dem Gestus des erhobenen rechten Arms verdankt die Statue die moderne
italienische Bezeichnung Arringatore (Redner).
Bei W.: GK1 S. 92,102 (GK Text S. 152,162); GK2 S. 156-157, 169, 544 (GA Text S. 151,163, 513).
De ratione S. 16.
Lit.: Gori, Mus. Flor. III Taf. 81; Dempster, Etruria I Taf. 40; Tobias Dohrn, Der Arringatore, Bronzestatue im
Museo Archeologico von Florenz, Monumenta artis Romanae 8, Berlin 1968; Klaus Fittschen, Der „Arringatore“,
ein römischer Bürger?, in: RM 77, 1970 S. 177-184; Cristofani, Etruschi S. 64ff., 300 Nr. 129; Giovanni Colonna, 11
posto dell’Arringatore nell’arte etrusca di etä ellenistica, in: Studi etruschi 56,1989-1990 S. 99-122 Taf. 90ff.; Lahusen
- Formigli, Bronze S. 26-30 Nr. 5 mit Abb.