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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]
Schriften und Nachlaß (Band 4,3): Geschichte der Kunst des Alterthums: allgemeiner Kommentar : Erste Auflage Dresden 1764, zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.58925#0126
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124

Kommentare zu S. 52-129

Canopus“ ist also identisch mit dem im vorhergehenden Satz erwähnten capitolinischen Canopus. Schon die WA
III S. 113 korrigierte den Satz entsprechend.
91,12 Scarabei: Siegel-Steine in Form eines Scarabäus-Käfers, deren ,Stempelfläche‘ sich auf dem Bauch des
Tieres befindet. Dieser ursprünglich in Ägypten aus Fayence hergestellte Siegeltypus war im phönizisch-griech.
Raum im 6. Jh. v. Chr. sehr beliebt. Er wurde auch sehr schnell von etruskischen Künstlern übernommen und
bis ca. 100 v. Chr. hergestellt; vgl. Zazoff, Handbuch S. 85-98, 215-250 Taf. 20-22, 55-64. W.s Feststellung, daß
es sich bei aus Stein geschnittenen Skarabäen mit erhaben gearbeiteten ägypt. Motiven um keine ägypt. Werke
handelt, sondern um Nachahmungen des ägypt. Stils, ist korrekt; die meisten Skarabäen dürften aus dem 6. Jh. v.
Chr. stammen.
91.14 mit Anm. 1 Die Scribenten, welche dergleichen Steine für sehr alt halten: W.s Zitat ist nicht zu veri-
fizieren. W. verweist auf den Edelsteinschneider, Medailleur und Münzstecher Johann Lorenz Natter (1705-
1763). Offenbar nicht gemeint ist dessen Werk: Catalogue des pierres gravees, tant en relief qu’en creux, de
mylord Comte de Bessborough, Londres 1761, denn dort sind auf keiner Taf. Skarabäen oder Steine mit ägypt.
Gottheiten dargestellt. Auch in Natters berühmteren Werk: Traite de la methode antique de graver en pierres
fines, comparee avec la methode moderne, et expliquee en diverses planches, London 1754, sind keine Skarabäen
auf Taf. 3 abgebildet. Sollte W. also vielleicht nicht Natter meinen, sondern P. J. Mariette, Traite des pierres
gravees, Paris 1750? Dafür spräche, daß der der von W. abgekürzte Titel am besten auf dieses Buch passen würde
und daß der umfängliche erklärende Text zu den ab gebildeten Steinen jeweils direkt unter ihnen ab gedruckt ist,
was verständlich machen würde, warum W. keine Seitenzahlen angibt, sondern nur die Abb.-Nr. Doch auch hier
ergibt sich kein inhaltlicher Bezug zu W.s Aussage. - In Abhandlung (für Berg) S. 6-7 (= KS S. 214) hatte W. im
Prinzip dieselben Vorwürfe gegen Natter gerichtet wie hier, dort allerdings in allgemeinerer Form: Wie Taf. 3 und
6 in Natters Buch zeigen würden, halte dieser alles, was von schlechter künstlerischer Qualität sei, für bes. alt,
während W. im Gegensatz dazu meint, daß viele der kunstlosen Stücke gerade aus der Spätantike stammen. Auch
diese allgemeinere Aussage läßt sich aus keinem der drei genannten Bücher herauslesen.
Natter bei W.: Br. I Nr. 192 S. 308, 577; Br. II Nr. 471 S. 211, 448 (Kritik an Natter, der behauptet, gut die Hälfte der Steine der Slg. Stosch
sei neu; s. auch Nr. 480 S. 224, Br. IV Nr. 3 S. 15-17, 422-423); Br. III Nr. 256a S. 409, 581; Abhandlung (für Berg) S. 7 (= KS S. 453 zu 214,
34); GK2 Reg. 3.
Lit.: ADB XXIII S. 286-288; Walter Kittel, Lorenz Natter zum 200. Todestag, in: Schwäbische Heimat XV, 1964; Elisabeth Nau, Lorenz
Natter, Biberach a. d. Riss 1966; Zazoff, Gemmensammler S. 12, 388, 392, 395; J. Kagan, O. Neverov, Lorenz Natter's Museum Britannicum.
Gern Collectingin Mid-Eighteenth-Century England, in: Apollo. The Magazine of the Arts 120, London 1984, August S. 114-118; September
S. 162-169.
91,18 wie ich im vierten Capitel beweisen werde: GK Text S. 277,21-34; 279,20-27.
91,18-19 mit Anm. 2 Dienst dieser Gottheit... durch den ersten Ptolemäus in Aegypten eingeführet: Macr. Sat.
1.7.14 (vgl. Komm, zu 15,8-9). Welcher Quelle W. seine Behauptung entnahm, daß der Serapis-Kult aus Thrakien
stamme, bleibt unklar. Das alte Kultbild, das Ptolemaios I. bei der Schaffung des Serapis heranzog, stammte
nicht aus Thrakien, sondern aus Sinope am Schwarzen Meer (vgl. Tac. hist. 4,83-84; Plut. mor. 361f [Is. 28]).
Außerdem verweist W. auf den frz. Gelehrten Pierre Daniel Huet (1630-1721), der 1662 die frz. Akademie der
Wissenschaften gründete und von Ludwig XIV. zum Erzieher des Dauphin ernannt wurde. In dem hier von W.
zitierten, in zahlreichen Ausgaben und Auflagen erschienenen Werk: Petri Danielis Huetii Demonstratio evangelica
ad serenissimum delphinum, Paris 1679, versuchte er die Wahrheit der biblischen Schriften mathematisch zu
beweisen.
Bei W: Nachlaß Paris vol. 65 p. 76; vol. 67 p. 31 v; vol. 69 p. 33-34v; vol. 70 p. 105v; vol. 72 p. 31, 147 finden sich Exzerpte aus diversen
Schriften Huets, allerdings nicht aus dem hier zitierten.
Lit. zur Biographie: BBK II (1990) Sp. 1126-1128; Archives Biographiques Fran^aises, Fiche I 143, 72-73; 524,351-433; II 344, 391-400.
91,21-22 Steine die man Abraxas nennet... Gnostiker undBasilidianer: Vor allem im 2. und 3. Jh. n. Chr., als sich
die von der Kirche festgelegten und bis heute bewahrten christlichen Vorstellungen noch nicht als allg. verbindlich
durchgesetzt hatten, existierten diverse christliche Sekten, deren Mitglieder als Gnostiker bezeichnet wurden. Sie
verbanden christliche mit antiken und orientalischen Religionsvorstellungen. Über ihre Lehren ist im einzelnen
kaum etwas bekannt, da nur sehr wenige ihrer Schriften die Zeiten überdauerten. Und gegen die „Gnostiker“
gerichtete polemische Schriften der ältesten Kirchenschriftsteller wie Irinaeus (Adversus omnes haereses) und
Hippolytus (Refutatio omnium haeresium) vermitteln nur eine schwache Ahnung von ihren Vorstellungen. Eine
der berühmteren gnostischen Sekten wurde etwa zwischen 130 und 140 n. Chr. von Basileides in Alexandria
gegründet. Irinaeus zufolge verehrten die Basilidianer Gott als Heiligen Geist unter dem Namen Abraxas als
 
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