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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]
Schriften und Nachlaß (Band 4,3): Geschichte der Kunst des Alterthums: allgemeiner Kommentar : Erste Auflage Dresden 1764, zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.58925#0265
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I. Teil - Von dem Wesentlichen der Kunst

263

Mängel ihrer Geliebten beschönigen, indem sie diese mit Kosenamen benennen und somit als Vorzüge erscheinen
lassen. ,niger‘ und ,melichrus‘ sind hier, W. entgegen, auf die Haut-, nicht auf die Haarfarbe zu beziehen; vgl.
Lucreti de natura rerum libri sex, with [...] translation and commentary by Cyrill Bailey, Oxford 1947 II S. 626,
Anm. zu Vers 1160. Ein dunkler Teint entsprach nicht dem Schönheitsideal der Antike. Zu ,niger‘ (dunkelhäutig)
vgl. Verg. ecl. 2,15, wo Corydon die dunkle Hautfarbe (niger) des Hirten Menalcas dem hellen Teint (candidus) des
geliebten Alexis gegenübergestellt.
353,23 würde...dem Vater der Dichter widersprechen: Gemeint ist Homer. MI S. 47 merkt W. in ähnlichem
Zusammenhang an, daß Homer in dem Hymnos auf Apollon die Haarfarbe des Gottes zwar nicht beschreibe,
blondes Haar allerdings als Merkmal der Schönheit Helden wie Achilleus (11. 1,197 u. ö.) und Menelaos (11. 3,284
u. ö.) gegeben habe.
353,26 Plutarchus ..., wenn er vorgiebt, daß die Künstler nur auf das Gesicht aufmerksam gewesen: Plutarch,
Alexander 1,3 (p. 665a), behauptet, daß die Maler dem Gesicht und den Augen besondere Sorgfalt widmen würden,
da sich darin der Charakter eines Menschen bes. deutlich ausdrücke; den übrigen Teilen würden sie weniger
Aufmerksamkeit schenken. Er selber, als Schriftsteller, wolle es ähnlich machen und vor allem die Charakterzüge
berühmter Menschen schildern; die Beschreibung ihrer Taten überlasse er anderen.
354,1-2 das ungelehrte Urtheil derjenigen ..., die in den Händen ... Fehler gefunden: Gemeint ist Jonathan
Richardson, An Account of some of the Statues, Bas-reliefs, Drawings and Pictures in Italy, London 1722 S.
55-56. - Zu Richardson vgl. Komm, zu XXI,18.
354,10 mit Anm. 1 Bemerkungen der alten Weisen über die Füße: W. verweist auf Aristot. phgn. 3.808a23 (danach
gelten große und kräftige Füße als Zeichen eines hitzigen Gemütes) und 6.810a 15-24 (dort werden die Rückschlüsse,
die sich von der Gestalt der Füße auf den Charakter gewinnen lassen, an mehreren Beispielen erläutert).
Lit. zur antiken Physiognomik: NP IX (2000) Sp. 997-998 s. v. Physiognomik (Alain Touvaide).
354.12 mit Anm. 2-3 Beschreibungen ... der Polyxena, und der Aspasia: Dares 12 (Polyxena) und Ail. var. 12,1
(Aspasia).
354.13 mit Anm. 4 Füße Kaisers Domitianus: Sueton, Dom. 18, beschreibt Domitian als schön und wohlgestaltet
mit Ausnahme der Füße, deren Zehen zu kurz waren.
355,8 mit Anm. 1-2 Hände der Pallas, auch Hände des Polycletus genennet: Die Epigramme Anth. Gr. 5,94
(Rufinos) und Anth. Gr. 5,15 (Rufinos),l, preisen beide die Schönheit einer gewissen Melite. Im erstgenannten
Epigramm heißt es, sie habe Hände wie Pallas Athene. Im zweiten fragt sich der Dichter verzweifelt, wessen
Meisters Hand ihm wohl ein Bild ihrer Schönheit schaffen könne. In diesem Zusammenhang wird Polyklet
erwähnt. Gemeint sind nicht von jenem geschaffene Hände, sondern dessen eigene kunstfertig schaffende Hände.
Auf beide Epigramme verweist W. nochmals GK2 S. 477 Anm. 1-2 (GK Text S. 451).
355,25 Der schöne Apollo Hn. Mengs in der Villa Albani: Ein unbekleideter Apollo, umgeben von neun Musen
und ihrer Mutter Mnemosyne, steht im Mittelpunkt des von Mengs 1760/1761 ausgeführten Deckenbildes „Der
Parnaß“ in der Villa Albani-Torlonia in Rom, das zwei Tondi flankieren, s. unten GK2 S. 382 (= GK Text S.
361,21). Mengs bricht in diesem programmatischen Werk mit der barocken Tradition, indem er die Raumdecke
nicht optisch öffnet, sondern durch ein Fresko, das wie ein Staffeleibild komponiert ist, abschließt. W. schätzte
es außerordentlich und betrachtete es möglicherweise als Veranschaulichung seiner Kunsttheorie. Vgl. auch W.s
Vergleich mit dem Apollo von Guido Reni: „Sein Apollo in der berühmten Aurora ist nichts weniger, als eine
schöne Figur, und ist gegen den Apollo von Mengs unter den Musen in der Villa Albani, wie ein Knecht gegen
dessen Herrn “ {Abhandlung [für Berg] S. 26 = KS S. 229). An gleicher Stelle (= KS S. 230): „ Thiepolo macht mehr
in einem Tage, als Mengs in einer Woche; aber jenes ist gesehen und vergesses; dieses bleibt ewig. “
Lit.: Kurt Gerstenberg, Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs, Halle 1929 S. 14-16; Dieter Hönisch, Anton Raphael
Mengs und die Bildform des Frühklassizismus, Recklinghausen 1965 S. 27-28; Steffi Röttgen, Mengs, Winckelmann und Alessandro Albani.
Idee und Gestalt des Parnaß in der Villa Albani, in: Storia dell’arte 30, 1977 S. 87-156; Gisold Lammel, Kunst im Aufbruch. Malerei,
Grafik und Plastik zur Zeit Goethes, Stuttgart, Weimar 1998 S. 12-13 Abb. 3; Steffi Roettgen, Anton Raphael Mengs 1728-1779, Bd. 1: Das
malerische und zeichnerische Werk, München 1999 Nr. 304 Taf. XV.
355, 27 welche ich im zweyten Theile beschreiben werde: GK2 S. 848 ff. = GK Text S. 809, 811.
355,30 Bemerkungen der alten Philosophen: vgl. Komm, zu 354,10-11 mit Anm. 1.
355,31-32 Beschreibungen ... der Polyxena, und der Aspasia: vgl. Komm, zu 354,12 mit Anm. 2-3.
 
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