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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,3): Geschichte der Kunst des Alterthums: allgemeiner Kommentar : Erste Auflage Dresden 1764, zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.58925#0100
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Kommentare zu S. 2-51

Idealisch ist, ist es hier; sein Fleisch gleichet der Röthe der Finger, welche man gegen die Sonne hält, und sein
Colorit ist gegen jene, wie das ächte Porcellan gegen eine Glascomposition“ {Abhandlung [für Berg] = KS S. 231).
W.s abschließendes Urteil findet sich in einem Brief an den Grafen Cobenzl vom Februar 1768: „Je conclus que
Rubens est la gloire de Bart, de son ecole, de son siede et des tous les siecles [...] ä venir; [...] mais il me semble qu’il
n’avoitpas rendu des sacrifices aux Deesses de la beaute, (Horae) et aux Graces“ (Br. III Nr. 937 S. 370).
Bei W.: Allegorie S. 20; Nachlaß Paris vol. 61 p. 9v-ll (Exzerpte aus: de Piles, Dissertation sur les ouvrages des plus fameaux peintres, Paris
1681 [über die ital. Malerei und Rubens]; Tibal S. 104; Justi4 I S. 333; Baumecker S. 14-15, 22-28, 55-56, 106, 108; Rehm in: Br. II S. 486.
Lit.: Roger de Piles, La Vie de Rubens, Paris 1681; Ordenberg Bock von Wülfingen, Rubens in der dt. Kunstgesichtsschreibung, Berlin
1947 S. 15-33; Bernard Teyssedre, Roger de Piles et les debats sur le coloris au siede de Louis XIV, Paris 1965; Jacques Thuillier, Le Brun et
Rubens, Bulletin Koninklije Musea voor Schone Künsten van Belgie XVI, Brüssel 1967 S. 247-267; Jacques Thuillier, Doctrines et querelles
en France au XVII siede, Aarchives de l’art francais XXIII, 1968 S. 125-217; Jan Gerrit van Gelder, Das Rubens-Bild. Ein Rückblick, in:
Peter Paul Rubens. Werk und Nachruhm, München 1981 S. 11-45; Ronald Forsyth Millen, Robert Erich Wolf, Heroic Deeds and Mystic
Figures. A New Reading of Rubens' Life of Maria de'Medici, Princeton 1989.
41,15-16 mit Anm. 1-2 dick und fett... als die Einwohner von Cairo beschrieben werden: W. verweist auf das
Werk des niederl. Arztes und Geographen Olfert (frz. Olivier) Dapper (1636-1690), Description de l’Afrique,
Amsterdam 1686 (Reprint New York 1967), das ursprünglich in Holländisch erschienen war, aber in kürzester
Zeit ins Dt. (1668, Reprint Stuttgart 1964), Engi, und Frz. übers, wurde. Außerdem verweist er auf den wohl im 2.
Jh. n. Chr. entstandenen Roman des alexandrinischen Rhetors Achilleus Tatios ,Leukippe und Kleitophon‘. Ach.
Tat. 3,9,2 werden ägypt. Räuber als „dickleibig“ (ro ckopa Ttax£Ä) beschrieben. W. benutzte die Ausgabe: Achillis
Tatii de Clitophontis et Leucippes amoribus libri VIII opera et Studio Claudii Salmasii, Lugduni Batavorum
1640.
Lit. zu Dapper: Biografisch Archief van de Benelux, Fiche I 175,215-226; African Biographical Archive Fiche I 88, 242-247.
41,20-21 die heutigen Aegypter ein fremder Schlag von Menschen: W. meint die Bevölkerungsvermischung in
Folge der Eroberung Ägyptens durch die Griechen 332 v. Chr., der Araber 638 und der Türken 1516/1517. Um
ca. 900 hatte sich der Islam als die am weitesten verbreitete Glaubensrichtung im Lande durchgesetzt.
41.23 unglaubliche Bevölkerung: unfaßbar zahlreiche Bevölkerung. DWB XI,3 Sp. 965-966 (15).
41.24 mit Anm. 3 ihre vornehmste Absicht gieng auf den Ackerbau: Lukian. Icar. 16. W. zitiert hier die Ausgabe
(vgl. GK1 Verzeichniß angeführter Bücher): Luciani Samosatensis opera, cum nova versione Tiberii Hemsterhusii
et loannis Matthiae Gesneri, Graecis scholiis ac notis [...] notas suas adjecit loannes Fredericus Reitzius,
Amstelodami 1743. Wie aus GK2 Reg. III (vgl. auch GK Fext S. 539,14 mit Anm. 1 u. ö.) hervorgeht, benutzte
W. auch die von Johannes Graevius (1632-1703) hrsg. zweibändige Ausgabe: Luciani Samosatensis opera, ex
versione loannis Benedicti, cum notis integris loannis Bourdelotti [...], accedunt inedita scholia in Lucianum, ex
bibliotheca Isacii Vossii, Amstelodami 1687; dazu Kochs, Winckelmanns Studien S. 114.
41,24-25 ihre Speise bestand mehr in Früchten, als in Fleisch: Nach Diod. 1,80,5 wurden die Kinder in Ägypten
vegetarisch, u. a. mit gerösteten Papyrusstengeln, ernährt; vgl. auch Diodors Bericht über die Lebensweise der
ältesten Ägypter (1,43).
41,28-30 die heutigen Griechen ... mit den Saamen so vieler Völker... vermischet: In byzantinischer Zeit war
Griechenland nur ein Randgebiet des Reiches und konnte über lange Zeiträume militärisch kaum abgesichert
werden. Vor allem im 7. und 8. Jh. drangen immer wieder Bulgaren und mit ihnen verbündete, benachbarte
slavische Volksstämme ins Land ein und ließen sich dort nieder. Bis vor wenigen Jahren (da fand eine staatlich
gelenkte Umbenennung der Orte statt) zeugten selbst auf der Peloponnes noch überall slavische Ortnamen von
dieser Einwanderung. - Obwohl W. selber anscheinend recht gut über die byzantinische Geschichte und die
Völkerwanderungen nach Griechenland unterrichtet war, geriet sie im Zuge der durch ihn ausgelösten Begeisterung
für das antike Hellas fast ganz in Vergessenheit. Erst als die Philhellenen sich am griech. Freiheitskampf
beteiligten, in der Hoffnung, das alte Griechenland wiedererstehen zu lassen, wies Jacob Philipp Fallmerayer
wieder vehement auf die hier von W. angesprochene Vermischung der Griechen hin. Sein Buch ,Geschichte der
Halbinsel Morea I—II, Stuttgart 1830’ beginnt S. III-IV mit den Sätzen: „Das Geschlecht der Hellenen ist in
Europa ausgerottet. Schönheit der Körper, Sonnenflug des Geistes, Ebenmaß und Einfalt der Sitte, Kunst [...] ist
von der Oberfläche des griech. Continents verschwunden. [...] auch nicht ein Tropfen ächten und ungemischten
Hellenenblutes fließet in den Adern der christlichen Bevölkerung des heutigen Griechenlands. [...] Scythische
Slaven, illyrische Arnauten, Kinder mitternächtlicher Länder, Blutsverwandte der Serbier und Bulgaren, der
Dalmatiner und Moskowiten sind die Völker, welche wir heute Hellenen nennen.“
 
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