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Winckelmann, Johann Joachim; Kunze, Max; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]
Schriften und Nachlaß (Band 4,3): Geschichte der Kunst des Alterthums: allgemeiner Kommentar : Erste Auflage Dresden 1764, zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.58925#0101
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I. Teil - Von dem Ursprünge der Kunst

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Weitere Lit.: Georg Ostrogorsky, Geschichte des byzantinischen Staates, HAW XII,1,2, 2. Aufl. Münchenl952 S. 76-77, 155-156, 179, 396.
- Die Überlegung zur Vermischung des Geblüts bei den Griechen bei W. schon 1755 in Gedancken S. 6 (= KS S. 32,22-27).
41.29 daß ihr Geblüt: metonymisch für Volksgeblüt, Volksart; eine heute vergessene, aber im 18. Jh. noch lange
gebräuchliche Bedeutung.
Lit.: DWB IV,1,1 Sp. 1799 (4b) mit diesem Beleg sowie weiteren Belegen; GWB III Sp. 1161,57-64.
41.30 Erziehung: bei W. ein weitgespannter Begriff, im wesentlichen zielt er jedoch auf die Prägung eines Indi-
viduums durch äußere Umstände, (gesellschaftliche) Bedingungen und Einflüsse. Insbesondere eine umfassende
(charakterlich-geistige) Bildung des Menschen im jugendlichen Alter, die nach W.s Verständnis stark geprägt
ist vom antiken griech. Vorbild einer körperlichen, musischen und geistigen Ausbildung und politischen
Anteilnahme.
Lit. zum Wort: DWB III Sp. 1092-1093, 4d (s. v. erziehen) und Sp. 1093 (s. v. Erziehung) bietet wenig; GWB III,4 Sp. 457,15-66 - Zur Sache:
Ulrich Herrmann, Aufklärung und Erziehung. Studien zur Funktion der Erziehung im Konstitutionsprozeß der bürgerlichen Gesellschaft
im 18. und frühen 19. Jh. in Deutschland, Weinheim 1993.
41.31 Bildung: körperliche Bildung, Gestalt, Form; vgl. Abhandlung (für Berg) S. 3 (= KS S. 212,17); DWB II
Sp. 22 (2) mit mehreren Belegen aus W.
41,33 alle aufmerksame Reisenden: So schon in Erläuterung S. 114 (= KS S. 105), wo in einer Anm. genannt
werden: der Mediziner und Botaniker Pierre Belon (1517-1564), Les Observations de plusiers singularitez et
choses memorables, trouvees en Grece, Asie, et Judee I—III, Paris 1553-1555 Bd. III Ch. 34 p. 350 sowie Corneille
le Brun (zweite Hälfte des 17. Jhs.), Voyage au Levant, c’est-ä-dire dans les principaux endroits de l’Asie Mineure,
dans les Isles de Chio, de Rhodes, de Chypre etc., Delft 1700. - Exzerpte aus Belon im Nachlaß Paris vol. 72 p.
123. Belon studierte in Paris Medizin und in Wittenberg Botanik. 1546 brach er zu einer Forschungsreise nach
Griechenland, Kleinasien, Ägypten, Arabien und Palästina auf, von der er 1549 zurückkehrte. - Das Werk Belons
ist in digitalisierter Form zugänglich unter http://gallica.bnf.fr.
Lit. zu Pierre Belon: s. Herkulanische Schriften III Komm, zu 15,12; Schriften zur antiken Baukunst Komm, zu 77,26 mit Anm. 2 .
43,1 geistreich: im 18. Jh. in Anlehnung an frz. esprit und genie; allg. und bei W. in verschiedenen Nuancie-
rungen, oft kombiniert mit anderen Adj. wie beispielsweise ,witzig‘ und wie hier in der Bedeutung ,ausdrucks-
und kraftvoll, von innerem Leben erfüllt^ Auch im Sinne von ,aufgeweckt, schlagfertig, von Witz und Geist
zeugend, damit begabf oder als positives Charakterisierungs- und Urteilswort für ein künstlerisches Werk soviel
wie ,ausdrucksstark, geschmackvoll.
Lit.: DWB IV,1,2 Sp. 2791-2792 mit dem Beleg S. 387 (GK Text S. 365); GWB III, Sp. 1355,27-1356,42; Paul S. 327-328 s. v. Geist.
43,1 groß und völlig: hier ausgeprägt, markant. DWB XII,2 Sp. 672 (5).
43.3 Pöbel: auf lat. populus zurückgehend und ursprünglich mit neutraler Bedeutung ,das gemeine (geringe)
Volk‘. Im 18. Jh. zum Negativwort entwickelt, so daß gegen Ende des Jhs.,pöbelhaft5 für schlechten Geschmack,
grobes oder ungezügeltes Verhalten steht.
Lit.: Herkulanische Schriften I Komm, zu 93,23; LdA S. 432-434 s. v. Volk/Gemeiner Mann/Pöbel (Reinhardt Siegert).
43.4 Weibern: wertfrei und allg. für alle Personen weiblichen Geschlechts; vgl. Herkulanische Schriften I Komm,
zu 106,12. - W. verwendet auch den Begriff „Fraz/, Frauenzimmer“ und, wohl mit leichter Ironie, „ unsere Damen “,
außerdem „ Mädgen “ und „Jungfrauen “.
43.7 stark bezeichneten Formen: deutlich ausgeprägten, markanten Formen. DWB I Sp. 1796 (1) mit diesem Beleg.
43.8 das schöne Gewächs: von W. neu belebtes Wort für ,Wachstum, Wuchs‘, wie hier oft als Bezeichnung des
Schönen, Edlen und Vollkommenen. So schreibt er hier im Text, daß es beinahe unmöglich sei, „ ein Gewächs
zu finden, wie der Vaticanische Apollo ist“; s.GKl S. 155; GK2 S. 271 (GK Text S. 261). Seltener von Tieren
oder Pflanzen oder für körperliche Abweichungen bzw. Besonderheiten. So erscheint ihm der „aufgeworfene
schwülstige Mund“ der Afrikaner als „ein überflüssiges Gewächs“ (GK2 S. 255). Die von Koch, Winckelmann S.
92, für die Bedeutung ,Auswuchs‘ zitierte Stelle Gewächse kleiner Hörner‘ auf dem Kopfe seines Fauns“ aus
Geschichte der Kunst in Eis. IV S. 95 erscheint weder in GK1 noch in GK2, sondern ist eine Einfügung Eiseieins
aus AGK S. 47.
Lit.: DWB IV,1,3 Sp. 4709-4721 bes. 4711-4714 mit zahlreichen Belegen aus W; Zeller S. 66; Koch, Winckelmann S. 92; Herkulanische
Schriften II Komm, zu 30,3.
43,8 siebet man am bequemsten: am besten. Im Text auch in der Bedeutung geeignet, passend, angemessen‘
sowie in der Verneinung (unbequem) das Gegenteil, also ,unpassend, ungeeignet^
 
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