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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Balensiefen, Lilian [Mitarb.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Primo: A sua Emmineza, Indicazione. Prefazione, Trattato preliminare. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0045
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Indicazione [Erläuterung der Vignetten] · Kommentar

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verschiedenen Stichen publiziert und in Kopien in Parks und Gärten verbreitet. Es handelt sich um ein eklektisches Werk:
Während sich der Fackelträger an Vorbildern des fortgeschrittenen 5. JkvChr aus dem Umkreis des griech. Bildhauers Polyklet
orientiert (Doryphoros [GK Denkmäler Nr. 546]), folgt die andere Figur dem ,Sauroktonos‘ {GK DenkmälerTG. 299), einer
Apollon-Statue des im 4. Jh. v Chr. tätigen griech. Bildhauers Praxiteles. Klassizistische Werke dieser Art waren vor allem in den
beiden Jahrhunderten um die Zeitenwende beliebt. Wahrscheinlich stammt die Gruppe aus der Zeit des röm. Kaisers Augustus
(27 v. Chr.-14 n. Chr.). Bei Maffei, Raccolta S. 113 zu Taf. 121 heißt es, daß die Statuengruppe üblicherweise als Castor und
Pollux bezeichnet würde; der Abbate Filippo della Torre deute sie hingegen als zwei Natur-Genien beim Opfer an die Natur
(versinnbildlicht durch Isis); er selbst aber halte die beiden für Phosphorus und Hesperus (Morgen und Abend). W.s in MIS.
XXI-XXII {MI Text S. 21-22) gegebene Deutung als Orest und Pylades am Grabe des Agamemnon überzeugt nicht, da die
beiden Jünglinge zwar ein Opfer darbringen, aber wohl nicht an einem Grabaltar, sondern in einem Heiligtum, worauf die
neben ihnen stehende, als Stütze dienende Statue der Isis hindeutet. Zudem spricht W.s Verweis auf Verse in der „Elektra“
des Euripides (Eur. El. 90-93; s. Komm, zu 22,5-6) keineswegs für seine Interpretation, da Orest - Euripides zufolge - sein
Totenopfer heimlich und allein in der Nacht vollzog und Pylades erst am nächsten Tag davon berichtete. Bislang liegt keine
allgemein akzeptierte Deutung der Gruppe vor.
BeiW.: Abhandlung (für Berg) S. 19 (= KSS. 223,25); MIS. X, XXI (MITextS. 16, 21-22); Br II Nr. 450 S. 189.
Lit.: Stephan Schröder, Katalog der antiken Skulpturen des Museo del Prado in Madrid II, Idealplastik, Mainz 2004 S. 371-379 Nr. 181; Axel Rügler,
Die Ildefonso-Gruppe in Winckelmanns Monumenti antichi ineditii (El Grupo de San Ildefonso en los Monumenti Antichi Inediti de Winckelmann)
in: El Legado de Johann Joachim Winckelmann en Espafia — Das Vermächtnis von Johann Joachim Winckelmann in Spanien (Akten des internationalen
Kongresses Madrid 20.—21. Oktober 2011) hrsg. von Max Kunze und Jorge Maier Allende, Mainz, Ruhpolding 2014 S. 193-206; Hellmut Sichtermann,
Wirkungen der Gruppe von San Ildefonso, in: Madrider Mitteilungen 36, 1995 S. 298-302 Taf. 32-33; Haskell - Penny S. 173-174 Nr. 19 Abb. 90.
9,20 II bassorilievo della villa di Belvedere a Frascati: MI Text MM S. 14; Sarkophag, Achilleus auf Skyros, Woburn Abbey;
ehemals Frascati, Villa Belvedere ( CjK Denkmäler (G. 939; dazu auch: Max Wegner, Goethes Anschauung antiker Kunst, Berlin
1944 S. 92-93).
9,33 Pirro: Bei Homer heißt der Sohn des Achilleus und der Deidameia ,Neoptolemos‘ (z.B. Hom. Od. 11,506-537). Der
Name ,Pyrrhos‘ findet sich erst seit dem 4. Jh. v. Chr. häufiger. Hygin (Hyg. fab. 96) zufolge nannte Lykomedes seinen Enkel
,Pyrrhos‘, weil dessen Vater Achilleus auf Skyros als verkleidetes Mädchen den Namen ,Pyrrha‘ getragen habe.
Lit.: NP VIII (2000) Sp. 830-832 s.v Neoptolemos (Johannes Scherf); LIMC VI (1992) S. 774 s.v Neoptolemos (OdetteTouchefeu-Meynier).
10,6 II cesto gittato sotto d’Achille: Unter Achill liegt sowohl im Stich W.s wie auch im Original lediglich der prachtvolle
Helm. Ein umgestürzter Wollkorb befindet sich neben dem linken Knie der Deidameia. Einen umgestürzten Wollkorb unter
Achill sieht man aber auf der im folgenden Satz erwähnten Frontseite eines damals wie heute in Rom, Villa Doria Pamphili,
befindlichen Sarkophags ( CjK Denkmäler (G. 938); s. Komm, zu 10,7-8. Offenbar geriet hier etwas in W.s Text durcheinander.
10,7-8 uri altro bassorilievo della villa Panfili: W. bezieht sich auf die Vorderseite des Achilleus-Sarkophags Rom, Villa
Doria Pamphili {GK DenkmälerFG. 938). Entgegen seiner Aussage sind keine neun, sondern nur sechsTöchter des Lykomedes
dargestellt. Möglicherweise war die Sarkophagplatte früher um einige Figuren ergänzt. Auf keinem der bekannten Achilleus-
Sarkophage sind neun Töchter dargestellt.
Lit.: Calza, Doria Pamphilj S. 142-143 Nr. 169 Taf. 107; Carl Robert, Mythologische Cyclen, ASRII, Berlin 1890 [Nachdruck 1968] S. 47-48 Nr. 33 Taf. 19.
10,10 principio dell’Achilleide di Stazio: Das erste Buch der „Achilleis“ des Statius und das Relief entsprechen sich in ihren
Grundzügen. In dem Epos werden zunächst in aller Ausführlichkeit die Sorgen der Thetis um das Leben ihres Sohnes Achilleus
geschildert, bevor (Stat. Ach. 349 ff) erzählt wird, wie Achilleus als Mädchen verkleidet dem Lykomedes zur Erziehung an-
vertraut wird. In Stat. Ach. 560 ff. entwickelt sich die Liebe zwischen Achilleus und Deidameia, in Stat. Ach. 750 ff. dringt
die Kunde von der Ankunft des Odysseus ins Frauengemach und in Stat. Ach. 845 ff. werden die Geschenke des Odysseus
begutachtet. Gegen Ende des Buchs macht sich Achilleus bereit, um mit den Griechen nach Troja zu ziehen.
10,10-11 unapittura descrittaci da Filostrato juniore: Es gibt mehrere antike literarische Beschreibungen von Bildern, die den
Titel „Eikones“ trugen. Zwei von ihnen stammen von gleichnamigen Autoren, nämlich von Philostratos d.A. und Philostratos
dj. „Achilleus auf Skyros“ ist das Thema des ersten im Werk des sog. Jüngeren Philostrat beschriebenen Bildes (Philostr. iun.
imag. 1; ed. Kayser II S. 392-394). Auf diesem Bild ist dargestellt, wie die Töchter des Lykomedes und der als Mädchen ver-
kleidete Achilleus auf einer Wiese Blumen pflücken. Odysseus, Diomedes und ein Trompeter stehen dabei. W. benutzte eine
Ausgabe, die die Werke beider Philostrate zusammen mit einer lat. Übers, und einem Kommentar enthielt: Philostratorum quae
supersunt omnia.Vita Apollonii libris VIII, vitae Sophistarum libris II, heroica, imagines priores atque posteriores et epistolae
accessere ApolloniiTyanensis epistolae, Eusebii Über adversus Hieroclem, Callistrati descript. statuarum omnia [...] recensuit
notis perpetuis illustravit versionem totam fere novam fecit Gottfridus Olearius, Lipsiae 1709.
Lit. zu den beiden Autoren namens,Philostrat“: NP IX (2000) Sp. 888-894 s.v. Philostratos [5] und [8] (Ewen Bowie).
 
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