Parte Prima [:] Della Mitologia sacra Sezione II. Della Deitä in particolare · Kommentar
291
Mit mehrerm Grunde könnte man wohl annehmen, daß es Pythia, die Priesterin des Apollo, sey, welche zu Delphos Orakelsprüche
ertheilte und die in den ersten Zeiten eine Jungfrau war (Diodor. Sic. L. 16. p. 428. I. 20.). In der Folge nahm man zu diesem Amte
eine bejahrte Frau; nachdem nemlich ein Jüngling, Namens Echecrates, Eine von diesen Jungfrauen, in die ersieh verliebte, entführt
hatte. Nur die Stellung dieser Figur verträgt sich nicht mit der Idee einer Pythia.
Daher würde ich sie lieber für die Göttin Themis halten, welche vorher, ehe Apollo sie verjagte, im Besitze des delphischen Orakels
war (Themist. orat. 24. p. 305.) und der die Antworten der Götter im Traume ertheilt wurden (Euripid. Iphig. Taur. v. 1259. 1265.
1273.). Diese Abbildung stellt sie nun gerade schlafend vor. Die Dichter haben daher den delphischen Dreyfuß ofi auch den Dreyfuß
der Themis genannt (Id. Orest. v. 163.). Daß sie hier auf einem Felsenstücke sitzt, bedeutet vielleicht, daß Themis und Terra (die
Erde) nur eine und eben dieselbe Gottheit ist (Aeschyl. Prom. v. 208. Eurip. Iphig. Taur. v. 1266.). Themis wird auch anderwärts
die Tochter der Erde genannt (Aeschyl.Eumen. v. 3.) und die Erde war nach der Fabellehre die Mutter der Träume (Eurip. Hecub.
v. 70.). Eben diese Erde, als Mutter des Antheus, welcher in dem Kampfe mit dem Hercules jedes Mal neue Stärke erhielt, so ofi er
die Erde berührte, sieht man in einer alten Abbildung dieses Kampfes mit keinem andern Symbole vorgestellt, als mit einem Steine,
auf welchem sie sitzt (Pitt. del. Sepolcr. de' Nason. Tav. 13.). Auch könnte dieser Stein die rauhe und steinigte Lage von Delphos
anzeigen (Hom. II. A\ v. 405.).
Die Sphinxe oben auf den Füßen und auf der Muschel oder Cortine, welche Homer Γαστήρ τρίποδος (Odyss. Θ. v. 437. Poll. Onom.
L. 2. Segm. 168.), den Bauch des Dreyfußes, Euripides aber Κύτος τρίποδος (Suppl. v. 1202.) nennt, und die sich auch auf einem
sehr schönen bronzenen Dreyfuße im herculanischen Kabinette befinden, spielen vielleicht auf die Dunkelheit der Orakelsprüche an,
die gemeiniglich eben so räthselhafi als das Räthsel des Sphinxes wären.
Aufdem runden Fußgestelle des Dreyfußes sind drey kleine weibliche Figuren eingegraben, die man nicht gut unterscheiden kann;
allein ohne Zweifel gehören sie zum Ganzen und bedeuten vielleicht die drey Horen, die Töchter der Themis und des Jupiter, welche
Eunomia, Dice und Irene heißen. Ich werde hernach noch von ihnen reden.
208 Num. 40: s. Komm, zu 209,10-12.
208 Num. 41: s. Komm, zu 211,24-25.
209.7 mitAnm. 1 statue d’Apollo... colsoprannome di Sauroctonon: Plin. nat. 34,70.
209.8 mit Anm. 2 e se n e conservata Γ idea in una gemma: Gemme mit Darstellung des Apollon Sauroktonos, Berlin,
Antikensammlung FG 9501, ehemals Florenz, Sammlung Stosch. Nach Furtwängler eine moderne Glaspaste nach einem
antiken Stein; vgL CjK Denkmäler 76. 1091.
BeiW.: DescriptionS. 190 Nr. 11.1120.
Lit.: Furtwängler, Antiquarium S. 338 Nr. 9501.
209,10 Lapiüpiccola: Statue des Apollon Sauroktonos, derzeit nicht nachgewiesen, ehemals Rom, Villa Borghese, an einem
Brunnen im Garten (GK Denkmäler 7Ή 301).
209,10-12 lapiü bella... alNum. 40: MI Text S. 208 Abb. 40; Apollon Sauroktonos, Paris, Louvre Ma 441, ehemals Rom,
Villa Borghese (Ct K Denkmäler 76. 299).
209,13 mit Anm. 3 Ambedue lefigure... Apolline ancoragiovanetto (Βονπαις): Die „Anthologia Graeca“ (Anth. Gr. 9,238)
überliefert ein Gedicht des Antipater von Thessalonike auf eine Apollonstatue des Onatas: „Dieser Apollon, ein Jüngling,
[Βούπαις ώπόλλων], das eherne Werk des Onatas, / deutet der Leto und Zeus’ strahlende Schönheit uns an, / kündet, nicht
grundlos hat Zeus die Leto geliebt, und Kronion / ist, wie das Sprichwort besagt,,strahlend an Augen und Haupt‘. / Selbst
nicht Hera vermag den Guß des Onatas zu tadeln, / da bei des Werkes Geburt Eileithyia ihm half.“ (Übers.: Anthologia Graeca,
ed. Beckby III S. 147). Zur Diskussion, ob Apollon in dieser Statue als Knabe oder Jüngling dargestellt sei, s. GKDenkmäler
Nr. 299.
209.14- 15 Apollinem ... quem Sauroctona vocant: Plinius (Plin. nat. 34,70) schreibt: „Er schuf auch einen jugendlichen
Apollon, der einer in der Nähe herankriechenden Eidechse mit einem Pfeil nachstellt.“ (Übers.: Plinius, Naturkunde XXXIV
S. 55); s. GK2S. 679 (GKTextS. 659) und GK Kommentar zu 659,12-13.
209.15- 16 mitAnm. 4 cognominato Νόμιος, Pastore, edAnfrisio, dalfiumeAnfriso: Im Apollon-Hymnus des Kallimachos
(Kall. h. 2,47) wird Apollon mit folgenden Worten angerufen: „Phoibos rufen wir an als ,Nomios‘ [d.h. „den der Hirten“] seit
jener Zeit, als er am Fluss Amphryssos die Jochstuten weidete, von Liebe entflammt zum jungen Admet.“ (Übers.: Markus
Asper). Admet war der Sohn des Königs Pheres, dem Apollon als Sühneleistung zu dienen hatte (Eur. Ale. 1-9), was hier von
Kallimachos in eine erotische Bindung umgedeutet wird. Der von dem Namen des Flusses Amphryssos abgeleitete Beiname
Amphrysios wird vor allem in der lat. Poesie erwähnt, so etwa in Verg. georg. 3,1-2; Lucan. 6,367; Stat. silv. 1,4,105.
Lit.: Frederick Williams, Callimachus, Hymn to Apollo. A commentary, Oxford 1978 S. 49.
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Mit mehrerm Grunde könnte man wohl annehmen, daß es Pythia, die Priesterin des Apollo, sey, welche zu Delphos Orakelsprüche
ertheilte und die in den ersten Zeiten eine Jungfrau war (Diodor. Sic. L. 16. p. 428. I. 20.). In der Folge nahm man zu diesem Amte
eine bejahrte Frau; nachdem nemlich ein Jüngling, Namens Echecrates, Eine von diesen Jungfrauen, in die ersieh verliebte, entführt
hatte. Nur die Stellung dieser Figur verträgt sich nicht mit der Idee einer Pythia.
Daher würde ich sie lieber für die Göttin Themis halten, welche vorher, ehe Apollo sie verjagte, im Besitze des delphischen Orakels
war (Themist. orat. 24. p. 305.) und der die Antworten der Götter im Traume ertheilt wurden (Euripid. Iphig. Taur. v. 1259. 1265.
1273.). Diese Abbildung stellt sie nun gerade schlafend vor. Die Dichter haben daher den delphischen Dreyfuß ofi auch den Dreyfuß
der Themis genannt (Id. Orest. v. 163.). Daß sie hier auf einem Felsenstücke sitzt, bedeutet vielleicht, daß Themis und Terra (die
Erde) nur eine und eben dieselbe Gottheit ist (Aeschyl. Prom. v. 208. Eurip. Iphig. Taur. v. 1266.). Themis wird auch anderwärts
die Tochter der Erde genannt (Aeschyl.Eumen. v. 3.) und die Erde war nach der Fabellehre die Mutter der Träume (Eurip. Hecub.
v. 70.). Eben diese Erde, als Mutter des Antheus, welcher in dem Kampfe mit dem Hercules jedes Mal neue Stärke erhielt, so ofi er
die Erde berührte, sieht man in einer alten Abbildung dieses Kampfes mit keinem andern Symbole vorgestellt, als mit einem Steine,
auf welchem sie sitzt (Pitt. del. Sepolcr. de' Nason. Tav. 13.). Auch könnte dieser Stein die rauhe und steinigte Lage von Delphos
anzeigen (Hom. II. A\ v. 405.).
Die Sphinxe oben auf den Füßen und auf der Muschel oder Cortine, welche Homer Γαστήρ τρίποδος (Odyss. Θ. v. 437. Poll. Onom.
L. 2. Segm. 168.), den Bauch des Dreyfußes, Euripides aber Κύτος τρίποδος (Suppl. v. 1202.) nennt, und die sich auch auf einem
sehr schönen bronzenen Dreyfuße im herculanischen Kabinette befinden, spielen vielleicht auf die Dunkelheit der Orakelsprüche an,
die gemeiniglich eben so räthselhafi als das Räthsel des Sphinxes wären.
Aufdem runden Fußgestelle des Dreyfußes sind drey kleine weibliche Figuren eingegraben, die man nicht gut unterscheiden kann;
allein ohne Zweifel gehören sie zum Ganzen und bedeuten vielleicht die drey Horen, die Töchter der Themis und des Jupiter, welche
Eunomia, Dice und Irene heißen. Ich werde hernach noch von ihnen reden.
208 Num. 40: s. Komm, zu 209,10-12.
208 Num. 41: s. Komm, zu 211,24-25.
209.7 mitAnm. 1 statue d’Apollo... colsoprannome di Sauroctonon: Plin. nat. 34,70.
209.8 mit Anm. 2 e se n e conservata Γ idea in una gemma: Gemme mit Darstellung des Apollon Sauroktonos, Berlin,
Antikensammlung FG 9501, ehemals Florenz, Sammlung Stosch. Nach Furtwängler eine moderne Glaspaste nach einem
antiken Stein; vgL CjK Denkmäler 76. 1091.
BeiW.: DescriptionS. 190 Nr. 11.1120.
Lit.: Furtwängler, Antiquarium S. 338 Nr. 9501.
209,10 Lapiüpiccola: Statue des Apollon Sauroktonos, derzeit nicht nachgewiesen, ehemals Rom, Villa Borghese, an einem
Brunnen im Garten (GK Denkmäler 7Ή 301).
209,10-12 lapiü bella... alNum. 40: MI Text S. 208 Abb. 40; Apollon Sauroktonos, Paris, Louvre Ma 441, ehemals Rom,
Villa Borghese (Ct K Denkmäler 76. 299).
209,13 mit Anm. 3 Ambedue lefigure... Apolline ancoragiovanetto (Βονπαις): Die „Anthologia Graeca“ (Anth. Gr. 9,238)
überliefert ein Gedicht des Antipater von Thessalonike auf eine Apollonstatue des Onatas: „Dieser Apollon, ein Jüngling,
[Βούπαις ώπόλλων], das eherne Werk des Onatas, / deutet der Leto und Zeus’ strahlende Schönheit uns an, / kündet, nicht
grundlos hat Zeus die Leto geliebt, und Kronion / ist, wie das Sprichwort besagt,,strahlend an Augen und Haupt‘. / Selbst
nicht Hera vermag den Guß des Onatas zu tadeln, / da bei des Werkes Geburt Eileithyia ihm half.“ (Übers.: Anthologia Graeca,
ed. Beckby III S. 147). Zur Diskussion, ob Apollon in dieser Statue als Knabe oder Jüngling dargestellt sei, s. GKDenkmäler
Nr. 299.
209.14- 15 Apollinem ... quem Sauroctona vocant: Plinius (Plin. nat. 34,70) schreibt: „Er schuf auch einen jugendlichen
Apollon, der einer in der Nähe herankriechenden Eidechse mit einem Pfeil nachstellt.“ (Übers.: Plinius, Naturkunde XXXIV
S. 55); s. GK2S. 679 (GKTextS. 659) und GK Kommentar zu 659,12-13.
209.15- 16 mitAnm. 4 cognominato Νόμιος, Pastore, edAnfrisio, dalfiumeAnfriso: Im Apollon-Hymnus des Kallimachos
(Kall. h. 2,47) wird Apollon mit folgenden Worten angerufen: „Phoibos rufen wir an als ,Nomios‘ [d.h. „den der Hirten“] seit
jener Zeit, als er am Fluss Amphryssos die Jochstuten weidete, von Liebe entflammt zum jungen Admet.“ (Übers.: Markus
Asper). Admet war der Sohn des Königs Pheres, dem Apollon als Sühneleistung zu dienen hatte (Eur. Ale. 1-9), was hier von
Kallimachos in eine erotische Bindung umgedeutet wird. Der von dem Namen des Flusses Amphryssos abgeleitete Beiname
Amphrysios wird vor allem in der lat. Poesie erwähnt, so etwa in Verg. georg. 3,1-2; Lucan. 6,367; Stat. silv. 1,4,105.
Lit.: Frederick Williams, Callimachus, Hymn to Apollo. A commentary, Oxford 1978 S. 49.