Parte Prima [:] Della Mitologia sacra Sezione II. Della Deitä in particolare · Kommentar
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ich nun den weitern Beweis dieses auf sie allein eingeschränkten Unterscheidungszeichens in einer der beyden Statuen des Castor und
Pollux, welche oben auf dem Capitolium stehen. Die Ohren dieser Statue sind genau eben so gestaltet, wie ich vorhin angegeben habe.
Daß sich diese Ohren aber nur an der einen Statue finden; das kommt, ausserdem daß der Kopfder zweyten neu aufgesetzt ist, auch
daher, weil Castor hauptsächlich Vergnügen an Pferden fand. Pollux dagegen suchte seine Herzhaftigkeit im Kämpfen mit Riemen
(Hom. Iliad. Γ. v. 237.) zu zeigen, wovon ihm auch dem Lucian (Dial. Apoll, et Merc. p. 236.) zufolge einige Zeichen im Gesichte
verblieben. Hieraus folgt, daß die Statue mit dem antiken Kopfe Pollux selbst seyn müsse. Wir haben auch noch die Abbildungen
von zwey andern Cästiarien in hoch erhabener Arbeit in der Villa Aldobrandini; da sie aber zu hoch aufgestellt sind, so daß man die
Gestalt [der] Ohren nicht genau beobachten kann; so weiß ich nicht, ob sie meine Behauptung bestätigen. Sie mögen indessen gestaltet
seyn, wie sie wollen; mir genügen die beyden oben angeführten Stellen aus dem Plato, und vorzüglich die zweyte, in welcher er auf
das deutlichste und bestimmteste von der oben beschriebenen Gestalt der Ohren der Pancratiasten redet.
Um aber endlich nach einer so langen Ausschweifung wieder auf unsern Hauptsatz zurückzukommen, daß nemlich unter der
Figur unseres vorhin aufgeführten Basreliefs Pollux vorgestellt seyn müsse, und zwar theils weil die Ohren gequetscht und zerstoßen
sind, theils auch weil sie den Arm aufgehoben hält, um einer andern auf der Erde liegenden Figur einen Streich zu versetzen; so kann
ich wenigstens so viel behaupten, daß sie wegen der eben genannten Stellung einen Pancratiasten vorstellt. Um nun zu beweisen, daß
dieser Pancratiast Pollux selbst sey, bedarf es gar keiner Weitläufigkeit. Ich brauche nur anzuführen, daß die Stellung der Figur die
Rache andeutet, welche Pollux an dem Lyncäus, einem Sohne des Aphareus, nahm, welcher, wie ich schon gesagt habe, seinen Bruder
Castor umgebracht hatte. Man sieht zugleich einfliegedes Pferd. Dieses gehört entweder der auf der Erde liegenden Figur oder dem
Pollux selbst, der es scheint am Zaume zurückhalten zu wollen, wenn derselbe gleich nicht am Pferde ausgedrückt ist.
Auch selbst der Ein wurf, daß mein angeblicher Pollux nicht die gewöhnliche kegelförmige Mütze auf dem Kopfe habe, kann meine
Meinung nicht widerlegen. Denn dies ist bey weitem nicht das einzige Kunstwerk, auf welchem beyde Zwillings brüder ohne Mütze
erscheinen; es giebt deren Mehrere, unter denen mir nur eine Lampe von gebranntem Thone einfällt (Bartol. Luc. ant. P. 2. tab. 8.).
Leh will hiervon bemerken, daß ich mich nicht erinnere, irgend einen Helden oder eine andere männliche Gestalt so, wie man hier
den Pollux sieht, mit einer Art von leichtem Hemde ohne Ermel bekleidet gesehen zu haben, den Telephus ausgenommen, den ich
unter Nr. 72. beybringe.
Uebrigens hat sich der Künstler, der gegenwärtiges Basreliefergänzt hat, die Freyh eit genommen, dem Pollux eine Axt in die rechte
Hand zu geben, indem ersieh nach der zweyschneidigen Streitaxt richtete, die man in der Villa Borghese an einem Baume zwischen
zweyen Figuren sieht, welche man ohne die geringste Wahrscheinlichkeit für den Castor und Pollux hält. Diese Gattung von Waffen,
die man bey Helden nie findet und die vielmehr für die Amazonen (Pausan. L. 10. p. 849. I. 1.) und barbarischen Völker gehören,
unter deren Trophäen man sie auch oft sieht, könnte indessen auch der Künstler hier angebracht haben, um seine Gelehrsamkeit zu
zeigen; denn unter den erhaben gearbeiteten Werken in dem Tempel des Jupiter zu Elis war auch Theseus mit einer zweyschneidigen
Streitaxt vorgestellt, wie er mit den Ceutauren kämpft (Pausan. L. 5. p. 400.). Die Griechen hatten auch eine mit Streitäxten be-
waffnete Lnfanterie (Suid. v. Ιππική.) und Diejenigen, welche bey Th ermopylä gegen die Gallier fochten (Pausan. L. 10. p. 848.
I. vlt.), trugen die nemlichen Waffen.
I.
249,30 IIbassorilievo alNum. 61... nella villaMedicia Roma: MITextS. 248 Abb. 61; Sarkophag mit der Darstellung des
Raubes der Leukippiden, Florenz, Uffizien Inv. 104, ehemals Rom, Sammlung Valle-Capranica (bis 1584), dann Rom, Villa
Medici (bis ca. 1780/1788). Pentelischer Marmor. H. 0,58 m, L. 2,23 m, T 0,78 m. Mitte 2. JkirChr
Bei W.: Allegorie S. 46.
Lit.: Mansuelli I S. 234-235 Nr. 252; Koch - Sichtermann, Griechische Mythen S. 39 Nr. 34 Taf. 79-81; Cecchi - Gasparri, Villa Medicis IV S. 239
Nr. 301.1 (mit weiterer Lit.).
249,32 mit Anm. 2 a Amicle in una sedia da Baticle... uno de’piü antichi artefici: Nach Pausanias (3,18,6-19,6) stammte
Bathykles aus Magnesia und fertigte gegen Ende des 6. Jhs. v. Chr. für die Spartaner den sog. Amykleischen Thron im Heiligtum
des Apoll von Amyklai; s. dazu auch GKKommentar zu 293,30; 605,19.
250 Num. 62: s. Komm, zu 251,23-24.
251,1 mit Anm. 3-4 Ilfatto esposto da Pindaro, da Teocrito, e da altri mitografi, e questo: Pind. N. 10,49-90 und Theokr.
22,137-223.
251,6-7 berretta... allusivo alguscio di quello chefupartorito da Leda: Nach einer Sagenversion sind die Dioskuren Kastor
und Pollux aus einem Ei geboren, das Leda hervorgebracht hat, nachdem Zeus sich mit ihr in Gestalt eines Schwans verei-
nigt hatte; in manchen Quellen ist auch von zwei Eiern die Rede. Zu den Attributen der Zwillingsbrüder gehört der ,Pilos‘
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ich nun den weitern Beweis dieses auf sie allein eingeschränkten Unterscheidungszeichens in einer der beyden Statuen des Castor und
Pollux, welche oben auf dem Capitolium stehen. Die Ohren dieser Statue sind genau eben so gestaltet, wie ich vorhin angegeben habe.
Daß sich diese Ohren aber nur an der einen Statue finden; das kommt, ausserdem daß der Kopfder zweyten neu aufgesetzt ist, auch
daher, weil Castor hauptsächlich Vergnügen an Pferden fand. Pollux dagegen suchte seine Herzhaftigkeit im Kämpfen mit Riemen
(Hom. Iliad. Γ. v. 237.) zu zeigen, wovon ihm auch dem Lucian (Dial. Apoll, et Merc. p. 236.) zufolge einige Zeichen im Gesichte
verblieben. Hieraus folgt, daß die Statue mit dem antiken Kopfe Pollux selbst seyn müsse. Wir haben auch noch die Abbildungen
von zwey andern Cästiarien in hoch erhabener Arbeit in der Villa Aldobrandini; da sie aber zu hoch aufgestellt sind, so daß man die
Gestalt [der] Ohren nicht genau beobachten kann; so weiß ich nicht, ob sie meine Behauptung bestätigen. Sie mögen indessen gestaltet
seyn, wie sie wollen; mir genügen die beyden oben angeführten Stellen aus dem Plato, und vorzüglich die zweyte, in welcher er auf
das deutlichste und bestimmteste von der oben beschriebenen Gestalt der Ohren der Pancratiasten redet.
Um aber endlich nach einer so langen Ausschweifung wieder auf unsern Hauptsatz zurückzukommen, daß nemlich unter der
Figur unseres vorhin aufgeführten Basreliefs Pollux vorgestellt seyn müsse, und zwar theils weil die Ohren gequetscht und zerstoßen
sind, theils auch weil sie den Arm aufgehoben hält, um einer andern auf der Erde liegenden Figur einen Streich zu versetzen; so kann
ich wenigstens so viel behaupten, daß sie wegen der eben genannten Stellung einen Pancratiasten vorstellt. Um nun zu beweisen, daß
dieser Pancratiast Pollux selbst sey, bedarf es gar keiner Weitläufigkeit. Ich brauche nur anzuführen, daß die Stellung der Figur die
Rache andeutet, welche Pollux an dem Lyncäus, einem Sohne des Aphareus, nahm, welcher, wie ich schon gesagt habe, seinen Bruder
Castor umgebracht hatte. Man sieht zugleich einfliegedes Pferd. Dieses gehört entweder der auf der Erde liegenden Figur oder dem
Pollux selbst, der es scheint am Zaume zurückhalten zu wollen, wenn derselbe gleich nicht am Pferde ausgedrückt ist.
Auch selbst der Ein wurf, daß mein angeblicher Pollux nicht die gewöhnliche kegelförmige Mütze auf dem Kopfe habe, kann meine
Meinung nicht widerlegen. Denn dies ist bey weitem nicht das einzige Kunstwerk, auf welchem beyde Zwillings brüder ohne Mütze
erscheinen; es giebt deren Mehrere, unter denen mir nur eine Lampe von gebranntem Thone einfällt (Bartol. Luc. ant. P. 2. tab. 8.).
Leh will hiervon bemerken, daß ich mich nicht erinnere, irgend einen Helden oder eine andere männliche Gestalt so, wie man hier
den Pollux sieht, mit einer Art von leichtem Hemde ohne Ermel bekleidet gesehen zu haben, den Telephus ausgenommen, den ich
unter Nr. 72. beybringe.
Uebrigens hat sich der Künstler, der gegenwärtiges Basreliefergänzt hat, die Freyh eit genommen, dem Pollux eine Axt in die rechte
Hand zu geben, indem ersieh nach der zweyschneidigen Streitaxt richtete, die man in der Villa Borghese an einem Baume zwischen
zweyen Figuren sieht, welche man ohne die geringste Wahrscheinlichkeit für den Castor und Pollux hält. Diese Gattung von Waffen,
die man bey Helden nie findet und die vielmehr für die Amazonen (Pausan. L. 10. p. 849. I. 1.) und barbarischen Völker gehören,
unter deren Trophäen man sie auch oft sieht, könnte indessen auch der Künstler hier angebracht haben, um seine Gelehrsamkeit zu
zeigen; denn unter den erhaben gearbeiteten Werken in dem Tempel des Jupiter zu Elis war auch Theseus mit einer zweyschneidigen
Streitaxt vorgestellt, wie er mit den Ceutauren kämpft (Pausan. L. 5. p. 400.). Die Griechen hatten auch eine mit Streitäxten be-
waffnete Lnfanterie (Suid. v. Ιππική.) und Diejenigen, welche bey Th ermopylä gegen die Gallier fochten (Pausan. L. 10. p. 848.
I. vlt.), trugen die nemlichen Waffen.
I.
249,30 IIbassorilievo alNum. 61... nella villaMedicia Roma: MITextS. 248 Abb. 61; Sarkophag mit der Darstellung des
Raubes der Leukippiden, Florenz, Uffizien Inv. 104, ehemals Rom, Sammlung Valle-Capranica (bis 1584), dann Rom, Villa
Medici (bis ca. 1780/1788). Pentelischer Marmor. H. 0,58 m, L. 2,23 m, T 0,78 m. Mitte 2. JkirChr
Bei W.: Allegorie S. 46.
Lit.: Mansuelli I S. 234-235 Nr. 252; Koch - Sichtermann, Griechische Mythen S. 39 Nr. 34 Taf. 79-81; Cecchi - Gasparri, Villa Medicis IV S. 239
Nr. 301.1 (mit weiterer Lit.).
249,32 mit Anm. 2 a Amicle in una sedia da Baticle... uno de’piü antichi artefici: Nach Pausanias (3,18,6-19,6) stammte
Bathykles aus Magnesia und fertigte gegen Ende des 6. Jhs. v. Chr. für die Spartaner den sog. Amykleischen Thron im Heiligtum
des Apoll von Amyklai; s. dazu auch GKKommentar zu 293,30; 605,19.
250 Num. 62: s. Komm, zu 251,23-24.
251,1 mit Anm. 3-4 Ilfatto esposto da Pindaro, da Teocrito, e da altri mitografi, e questo: Pind. N. 10,49-90 und Theokr.
22,137-223.
251,6-7 berretta... allusivo alguscio di quello chefupartorito da Leda: Nach einer Sagenversion sind die Dioskuren Kastor
und Pollux aus einem Ei geboren, das Leda hervorgebracht hat, nachdem Zeus sich mit ihr in Gestalt eines Schwans verei-
nigt hatte; in manchen Quellen ist auch von zwei Eiern die Rede. Zu den Attributen der Zwillingsbrüder gehört der ,Pilos‘