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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte seconda Mitologia storica. Sezione II. della Guerra di Troja. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0570
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568

Kommentare zu S. 351-455

Lit.: Donna Kurtz, John Boardmann, Thanatos, Tod und Jenseits bei den Griechen, Mainz 1985 S. 148 f. (eingemeißelte Lekythos); Christoph Clair-
mont, Classical Attic Tombstones II, Kilchberg 1993 S. 553 f. Nr. 2.436 (einst aufgemalte Lekythos); Richard Posamentir, Bemalte attische Grabstelen
klassischer Zeit, München 2006 S. 83 mit Anm. 982 sowie Kat. Nr. 15, 33 (aufgemalte Lekythen).


430,1-3 certi dipinti ne‘ compartimenti ... della piramide di C. Cestio: Zur Cestius-
Pyramide in Rom s. GK DenkmälerUr. 245a; zu den Wandmalereien in der Grabkammer
s. GKDenkmäler 1042. W. benutzte Falconieris Aufsatz über die Cestiuspyramide, in
dem die Wandmalereien abgebildet sind; dazu s. Komm, zu 221,27-28. Eine Wand zeigte
r. neben der im Komm, zu 221,27-28 abgebildeten Szene mit Victoria fünf große, auf
Sockeln stehende Vasen.
Lit.: Ronald T. Ridley, The Praetor and the Pyramid, in: Bolletino di Archeologia 13-15, 1992 S. 1-29, bes. S.
3-7 Abb. 10.
430,11 conpiü ragione di quella ehe si abbia il Gori:OiT\s s. Komm, zu 429,11-12.

Neun und zwanzigstes Kapitel.
Clytämnestra und Electra.
Zu den Denkmählern, die durch das Ungemach der Witterung und die Sorglosigkeit der Menschen viel gelitten haben, ungeachtet
sie es am wenigsten verdienten, gehört auch das Basrelief in der Villa Medici unter Nr. 147. das ich hier so verstümmelt auffuhre,
wie man es daselbst sieht. Der schlechte Zustand desselben ist in der That sehr zu beklagen, sowohl wegen der daran befindlichen
vortreflichen Arbeit, als worin nur sehr wenige Basreliefs, die uns übrig geblieben sind, damit verglichen werden können, als auch
wegen der Seltenheit des darauf vorgestellten Sujets, welches der Verfolg der Geschichte, die wir auf der vorhergehenden Vase abgebildet
gesehen haben, zu seyn scheint.
Die sehr schöne weibliche Figur zur Linken, welche mit trauriger Miene, mit niedergeschlagenen Augen und mit einer Art von
Diadem, das aus langen Flechten bestehet, um das Haupt, scheint Electra, des Agamemnon Tochter zu seyn. Der Schmerz über den
Tod ihres Vaters und über die Entfernung von ihrem Bruder Orestes, dem sie dadurch, daß sie ihn als einen Knaben nach Phocis
schickte, das Leben gerettet hatte, scheint sie ganz niederzudrücken. Da die Zeit verflossen war, wo sie hoffte, daß er als ein erwach-
sener Jüngling zurückkehren sollte, um an der Clytämnestra wegen ihres schändlichen Verbrechens Rache zu üben; stand sie ganz
betrübt, wie wir sie auf unserm Marmorwerke sehen, gerade zur der Zeit, wo dieser ganz unvermuthet mit seinem Freunde Pylades
zu Mycenä oder zu Argos ankam.
Die andere Figur, welche tanzend vorgestellt ist und ihre Gefährtin, von welcher nur ein elendes Bruchstück übrig geblieben ist, an
der Hand hält, würde meiner Meinung nach Clytämnestra seyn, welche unterJubel und Tanz den Jahrestagfeyerte, wo sie mit Hülfe
des Aegisthus den Agamemnon umgebracht hatte (Sophocl. Electr. v. 280.).

430,20 il bassorilievo della villa Medici alNum. 147: MI TextS. 428 Abb. 147: Bruchstücke zweier neuattischer Reliefs mit
Tänzerinnen, Florenz, Uffizien, Inv. 1914, n. 324, ehemals Rom, Sammlung Capranica, dann Rom, Villa Medici, seit 1783
Florenz. Griech. Marmor. Restaurierungen von Cavaceppi. H. 0,73 m, L. 1,12 m. Nach einem Vorbild des 4. Jhs.v Chr. W.
schlägt in MI TextS. 430 eine mythologische Deutung vor. Grund dafür ist die rechte Figur auf seinem Stich; sie tanzt nicht,
sondern hält den Kopf gesenkt und trauert seiner Meinung nach. Da sie, wie er in einem Brief an Stosch ausführt, zudem
jünger sei als die tanzende und da sie durch ihre ungewöhnliche Haartracht wohl als Prinzessin gekennzeichnet sei, könne es
sich um Elektra handeln, die betrübt zuschaue, wie ihre Mutter Klytaimnestra vor Freude tanze, weil sie sich ihres verhaßten
Mannes entledigt habe. Diese Deutung kann heute ausgeschlossen werden. Denn Friedrich Hauser (a. O.) gelang der zwei-
felsfreie Nachweis, daß die von W. vorgelegten Fragmente nicht zu einem, sondern zu zwei neuattischen Reliefs gehören, die
sich mit Hilfe neu aufgefundener Bruchstücke beide fast vollständig wiedergewinnen lassen. Auf beiden Reliefs waren je drei
Tänzerinnen dargestellt. Auf dem einen bewegten sie sich nach r., auf dem anderen nach links. Die von W. als Klytaimnestra
gedeutete Figur gehörte zu dem einen, die als Elektra gedeutete Figur zu dem anderen Relief. Wie aus den neu gefundenen
Bruchstücken hervorgeht, hat sie ihren Kopf deshalb ernst gesenkt, weil sie im Tanz innehält, um aus einer Oinochoe eine
Trankspende auf die Erde zu gießen. Während auf dem einen Relief die Horen dargestellt sein dürften, ist die Deutung des
anderen unsicher. Hauser vermutete, es seien die Töchter des Kekrops, die Tauschwestern Herse, Pandrosos und Aglauros;
letztere gieße aus ihrer Oinochoe Tau auf die Erde. Die Vorbilder der Figuren wurden hypothetisch mit verschiedenen Werken
bedeutender Künstler des 4. Jhs.v.Chr. in Verbindung gebracht, zusammenfassend dazu s. Kron a.O.
 
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