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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]; Balensiefen, Lilian [Contr.]
Schriften und Nachlaß (Band 6,2): Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati: Roma 1767; Kommentar — [Darmstadt]: von Zabern, 2014

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Volume Secondo: Parte seconda Mitologia storica. Sezione II. della Guerra di Troja. Kommentar
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https://doi.org/10.11588/diglit.58930#0582
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580

Kommentare zu S. 351-455

437,16-19 mit Anm. 3 narrasi, ehe Pallade... neponesse... un altro de‘favorevoli: So AischyL Eum. 735.
437,19-21 mit Anm. 4 suffragium Minervae ... lafacoltä data dalsenato: Als ein ,suffragium Minervae‘ (oder: ,calculus
Minervae‘; gr.: Άθηνάς ψήφος; „Stimme der Minerva”) galt die bei juristischen Abstimmungen noch hinzugefügte eine Stimme,
mit der bei Stimmengleichheit die Entscheidung zugunsten des Angeklagten fiel. In diesem Sinne besaß die Bezeichnung in
der Antike sprichwörtliche Bedeutung, wie die angegebenen Textpassagen belegen. Aelius Aristeides (Aristeid. 37,17; Aelius
Aristides, ed. Keil S. 308-309) preist in seiner Rede auf Pallas Athene auch die Menschenfreundlichkeit der Göttin und erin-
nert dabei daran, daß diese nach dem unentschiedenen Ausgang der Volksabstimmung mit ihrer Stimme Orest gerettet habe,
und fügt hinzu, daß man seitdem bis in seine Zeit (2. Jh.n.Chr) in Prozessen bei ungleichem Stimmausgang Athenas Stimme
hinzuzähle, um den Angeklagten zu retten. Zu der von W. benutzten Edition der Reden des Aristides s. GKKommentar zu
105,2. Philostrat (Philostr. soph. 2,3; ed. Kayser II S. 74) berichtet in seiner Lebensbeschreibung des Sophisten Aristokles
(2. JkaChr), wie der Gelehrte und Staatsmann Herodes Atticus gleichsam wie eine ,Stimme der Athena‘ bewirkt habe, daß
Aristokles, der wegen seines Lebenswandels keinen guten Ruf gehabt hatte, aufgrund seiner Lehrtätigkeit in Pergamon zu
großem Ansehen kam. Zu der von W. benutzten Ausgabe der gesammelten Werke der Philostrate s. GK Kommentar zu 15,30.
Lit. zum ,suffragium Minervae’: Reinhold Meyer, Last words on the Calculus Minervae, Classical Philology 76, 1981, 137-140. - Zu der von W. in den
MI zitierten Aristides-Edition: Johann Joachim Winckelmann, History of the Art of Antiquity, introduction by Alex Potts, translation by Harry Francis
Mallgrave, Los Angeles 2006 S. 375.
437,24-25 stat ductis sortibus urna: W. zitiert aus der „Aeneis“ (Verg. Aen. 6,22): „Die kirne steht da; die Lose sind gezo-
gen.“ (Übers.: Edith Binder, Gerhard Binder). Jedes Jahr mußten die Athener zur Sühne eines Verbrechens dem Minotaurus
in Kreta 14 Jungen und Mädchen opfern, die durch Los ausgewählt wurden. Vergil beschreibt eine bildliche Darstellung dieser
mythischen Episode.
437,26 mit Anm. 5-6 unafava o una tavoletta: Daß die Athener Bohnen zur Abstimmung benutzt haben sollen, sagt das
von W. zitierte Scholion (Sch. Aristoph. Equ. 41; Scholia vetera in Aristophanis Equites, ed. by D. Mervyn Jones, et Scholia
Tricliniana in Aristophanis Equites, ed. by Nigel G. Wilson, Groningen 1969, S. 16-17 zu 41 g—i;). Zu der von W. benutzten
AusgabeF der Komödien des Aristophanes, die auch die Scholien enthielt, s. GKKommentar zu 25,10. Dasselbe belegt Lukian
(Lukian. vit. auct. 6; Lukian, ed. Graevius I S. 373). An anderer Stelle spricht Lukian (Lukian. Herrn. 57; Lukian, ed. Graevius
I S. 547) von beschriebenen Stimmtäfelchen (γραμματεία), die in eine Urne geworfen werden. Zu den von W. benutzten
Lukian-Editionen s. GKKommentar zu 41,24.
437,27-30 mit Anm. 7-8 il vaso ... detto or Κάδος or Κληρωτή ριον ... Άκυρος ... gli altri voti: In den „Ekklesiazusen“
(„Weibervollversammlung“) des Aristophanes (Aristoph. Eccl. 681; V. 677 in beiden von W. benutzten Aristophanes-Ausg.; zu
diesen s. GK Kommentar zu 25,10) ist von einem κληρωτήριον („Stimmurne“, „Losurne“) die Rede, aus der für jeden Bürger
das Los darüber gezogen wird, wo er sich zum Essen einfmden soll. In den „Wespen” (Aristoph. Vesp. 320-322; V. 319-320
in: Aristophanes, ed. Küster; zu dieser Ausg. s. GKKommentar zu 25,10) wird für das Ziehen vor Gericht die Formulierung
„Gehen zu den καδίσκοι („Stimmurnen“)“ gebraucht. Der Scholiast (in: Aristophanes, ed. Küster S. 290) verweist in seiner
Erläuterung auf die Gefäße (κάδοι), die in den Gerichten bei den Abstimmungen benutzt wurden. Die Suda s. v. Καδίσκος (ed.
Adler IIIS. 2; Suda, ed. Küster II S. 216-217) gibt zu καδίσκος folgende Definition: „Ein Gefäß, in das die Richter die Stimmen
warfen, wurde so genannt.“ Küster aO. S. 217 verweist in seinem Kommentar auf zwei Scholien (zu Passagen in den „Wespen“
des Aristophanes), von denen das erste einen Beleg für die Definition der Suda liefert, das zweite die in W.s Ausführungen ein-
geflossenen Erläuterungen zu den verschiedenen Funktionen der drei Abstimmungsurnen. Demnach wurde bei Strafprozessen
als „κύριος κάδος“ die Urne bezeichnet, die für die gültigen und damit für die Stimmzettel bestimmt war, mit denen die
Richter für eine Verurteilung oder für Freispruch stimmten; „άκυρος κάδος“ hieß die Urne, die für die ungültigen Stimmen
bestimmt war. Eine dritte, aus Bronze bestehende Urne habe dazu gedient, nach der Stimmabgabe alle Stimmen aufzunehmen.
438,2 mit Anm. 9 Βήμα... Άντιμίνσιον: Die Suda s.v Βήμα (ed. Adler IS. 469; ed. Küster IS. 432, s.v) gibt folgende Definition
zu dem Wort βήμα („Podium“, „Podest, „Tribüne“): „Βήμα, δικαστική τράπεζα. Ού μακράν δε των πυλών τό δικαστικόν
βήμα προσέταξε δοθήναι.“ („Podium. Gerichtspodium. Er ließ das Gerichtspodium in der Nähe der Türen aufstellen.“)
Das Wort άντιμίνσιον (Antiminsion‘), für das W. keine Quelle zitiert, wird in der Suda nicht erwähnt. Es findet sich erst im
griech. Vokabular der byzantinischen Zeit als Fachterminus für den transportablen Altar, der aus Leinen oder Seide besteht und
eingenähte Reliquien enthält. Es handelt sich demnach nicht, wie W. meint, um ein Synonym für das altgriech. Wort βήμα.
438,5-8 mit Anm. 10-11 Interrogata costei... Έγγώνιος τράπεζα: In den „Ekklesiazusen“ des Aristophanes (Aristoph. Eccl.
673-678) wird Praxagora nicht vom Chor, sondern von ihrem Mann Blepyros gefragt, wie sie die Gerichtshöfe zu reformieren
gedenke. Sie antwortet, sie wolle sie in Speisesäle verwandeln. Auf die βήματα („Podien“) der Gerichtssäle wolle sie Kratere und
Hydrien (Weinmisch- und Wassergefäße) stellen. Auch könne sich darauf ein Knabenchor postieren, um Kriegs- und Spotdieder
 
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