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Das Leilige.

(Skizze zur Religionsphilosophie.)

Problem und Methode, Ziele und Wege der Religions-
philosophie lasseu sich vom kritischen Standpunkt aus
leicht und einfach bestimmen. Es handelt sich darum,
die Stellung aufzuweisen, welche die Religion in dem
zweckvollen Zusammenhange der Fuuktionen des vernünf-
tigen Bewußtseius einnimmt, und von da aus alle ihre
einzelnen Lebensäußerungen zu verstehen und zu bewerten.
Und zwar ist der Gegenstand, der dabei kritisch unter-
sucht wird, kein anderer als die wirkliche Religion — die
Religion, wie wir sie alle kennen und erleben —, nicht
etwa eine sog. wahre Religion, eine philosophische, eine
erst durch die Philosophie zu schaffende Religion. So wie
die Tage des Naturrechts vorüber sind, worin dem wirk-
lichen Rechte das „wahre", das „richtige" Recht gegen-
übergestellt wurde, d. h. das Recht, wie es nach der
Meinung des Herrn Professors sein sollte, so denkt auch
die Philosophie nicht mehr daran, aus der Wissenschaft
heraus eine Religion erzeugen zu wollen, wie es die Neu-
platoniker oder die Deisten der Aufklärung versucht haben:
uns erscheint das heute gerade so weise, wie wenn die
Logik, die kritische Theorie der Wissenschaft, selber erst
das „richtige" Wissen machen, oder wenn die Ästhetik,
die Philosophie der Kunst, von sich aus die „wahre"
Kunst, wenn die Ethik erst die rechte Sittlichkeit erzeugen
wollte.

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