Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Koch, Adolf; Winkelmann, Eduard [Editor]
Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 - 1508 (Band 1): 1214 - 1400 — Innsbruck, 1894

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2356#0014
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
XV

CausaAurelianensis ergibt, wird man alle diese Auszüge, falls sie nicht von anderer Seite als richtig
bestätigt werden, nur mit grösster Vorsicht benützen, vielfach ganz bei Seite lassen müssen.

Wenn Kriegsnoth und Plünderung im 17. und 18. Jahrhundert auch in dem pfälzischen Archive ihre
Spuren zurückgelassen, so hat, was ammeisten zu bedauern ist, vor Allem die Interesselosigkeit des beginnenden
Jahrhunderts an diesem Zerstörungswerke ganz besonders mitgewirkt. Dies beweist uns am besten eine von
uns benützte, auch für den zweiten Band in Betracht kommende grosse Urkundensaramlung, der sogenannte
Gatterer-Apparat im Staatsarchive zu Luzern.1) Diese von dem Göttinger Professor Johann Christoph
Gatt er er (f 5 April 1799) für Vorlesungen angelegte und später von seinem Sohne dem Heidelberger Professor
Christoph Wilhelm Jacob Gatterer (f 1838) erweiterte Sammlung von Urkunden, Handschriften und Siegeln ist
wiederum ein Stück des pfälzischen Arehives. Eine kurze Durchsieht lässt sofort erkennen, dass der Hauptbe-
stand, die zahlreichen Urkunden2) pfälzischer im 16. Jahrhundert säcularisirter Stifter und Klöster einst dem
Archive der geistlichen Kirchengüter- und Gefällenverwaltung8) zu Heidelberg angehört hat. Die nähern Um-
stände unter welchen sie in Gatterers Hände gekommen sind, wissen wir nicht. Aber bezeichnet für damalige
historische Studien an unseren Universitäten bleibt es, dass nach Gatterers Tode die Heidelberger Hochschule
sich die Gelegenheit nehmen lies, diese für die Geschichte ihrer nächsten Umgebung wichtige Sammlung, für
palöographisch-diplomatische Lehrzwecke um verbältnissmässig geringen Preis zu erwerben und in dieser Gleich-
gültigkeit sogar durch ein Gutachten ihres Historikers Sehlosser unterstützt wurde. So musste die stattliche
Sammlung schliesslich bei den Benediktinern von St. Urban Aufnahme finden, gerade bei jenem ehrwürdigen
Orden, dem unsere Diplomatie ihre.wissenschaftliehe Begründung und Förderung zu verdanken hat, um nach
Aufhebung des Klosters zuerst in die Kantonsbibliothek und dann in dasStaatsarchiv-zu Luzern als ein merk-
würdiger Fremdling einzuziehen. Beim Verkauf scheint man die historisch wichtigen Urkunden ausgeschieden zu
haben, den an Zahl nicht unbedeutenden Rest, in historischer Beziehung dagegen minderwertigen, glaube ich
in der G r a i m b e r g 'sehen, jetzt städtischen Sammlung zu Heidelberg nachweisen zu können4). Es wäre wünschens-
werth, dass dieser Apparat, der für das Luzemer Archiv selbstverständlich gar keine Bedeutimg hat, wieder
nach Heidelberg oder Karlsruhe zurückkäme. So weit ich die Verhältnisse kenne, dürfte bei einigem Entgegen-
kommen die Erwerbung, sei es durch Kauf oder Tausch, keine Schwierigkeiten haben.

Selbstverständlich haben die bairischen Archive einen sehr bedeutenden Beitrag geliefert. Zwar kam
von dem reichhaltigen Fürstenselect des allg. Reichsarchivs zu München nur ein kleiner Theil in Betracht,
weil die schon durch die Monumenta und Regesta Boica und daraus beiBöhmer veröffentlichten Urkunden sich
auf bairisehe Lokalitäten bezogen; doch befinden sich dort eine Reihe, die Mainzer Streitigkeiten betreffende und
andere wichtige Stücke, so besonders Theilungsverträge u. a. Hier befindet sich auch das werthvolle Lehensbuch
Ruprechts III, welches ich am Schlüsse der Regesten mitgetheilt habe, ein prächtiger Pergamentband, auf den
Neudegger zum ersten Mal aufmerksam gemacht hat. Doch enthält die sorgfältig ausgeführte Handschrift
mehrere Verschreibungen.5) Das Geh. Staatsarchiv, welches die Bestände des pfälzischen Kurarchives be-
wahrt, lieferte eine grosse Reihe von Urkunden, die auch für die allgemeine Reichsgeschichte Bedeutung haben,
wichtigere Familiensachen fanden sich im Hausarchiv. An Originalurkunden haben diese beiden Archive die
meisten Beiträge geliefert, war auch ein Theil davon schon publicirt oder theilweise bekannt, so ist es immerhin
von Werth, ihren Aufbewahrungsort zu wissen. Die wesentlichste Grundlage dieses Bandes bilden aber dieKarls-
ruher Archivalien insbesondere die dortigen Copialbücher. Von dieser grossen Sammlung kamen etwa 34 Bände

') Liebenau, Gattereis Lehrapparat in Luzern. (Arehivalische Zeitschrift 1, 204—226.)

s) Dazu gehörten die in dem Arehivalienverueächniss nr. 1625 der Deutschen Handschriften d. k. Hof- u. Staats-
bibliothek zu München erwähnten Stücke. Vgl. JUeudegger s. 335—36.

») Mit einer Säkularisation des 18. Jahrhunderts, wie Liebenau s. 205 annimmt, haben diese Urkunden
■ nichts zu thun.

*) Diese Sammlung, welche noch von Gafcterers Hand, kurze Regesten auf den Umschlägen trägt, ist der
Heidelberger Universitätsbibliothek zur Aufbewahrung übergeben worden. Die von mir begonnene Repertorisirung wird
in Bälde über den Inhalt genaue Auskunft geben.

s) a. a. 0. 1, 208 näher beschrieben.
 
Annotationen