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Ein merkwürdiges Geschick fügte es so, dass Castruccio
als Ghibelline unter dem Lilienbanner seine ersten Lor-
beeren pflückte. Seine Verdienste müssen nicht gering ge-
wesen sein, wenn er mit zweiundzwanzig Jahren an die
Spitze einer so ansehnlichen Schar gestellt wurde. Wir
erfahren jedoch nur, dass er sich mit der angeborenen Ge-
wandtheit des Italieners aus einer gefährlichen Situation zu
ziehen wusste, das einzige, was sich aus jener Ueberlieferung
als zweifellose Thatsache herausstellt. Denn das weitere
lässt sich mit Sicherheit in das Bereich der Fabel verweisen.
Die Spuren verlieren sich zwar mit dem Friedensschluss,
der noch in demselben Jahre erfolgte. Beweisen lässt sich
jedoch, dass Castruccio nicht erst 1313 nach Pisa, sondern
bedeutend früher in die Lombardei zurückgekehrt ist. Den
sichersten Anhalt bietet zunächst die Erwähnung der Städte
Brescia, Vicenza, Soncino und Capodistria in seinem Testa-
ment,1 die auf die Zeit vor dem Tode Heinrichs VII. hin-
weisen muss. Dafür tritt ferner die Stelle in einer 1320
von Friedrich dem Schönen ausgestellten Urkunde ein, nach
welcher Graf Werner von Homburg Castruccio wiederholt
und angelegentlich zur Belehnung mit dem Reichsvikariat
von Lucca empfohlen hat. Werner wurde 1312 von Kaiser
Heinrich zum Generalkapitän der Lombardenliga ernannt,
und unterstützte die Ghibellinenhäupter, besonders Can-
grande della Scala und Passerino von Mantua in den
Kämpfen mit den welfischen Städten. Wo anders als dort
hätte er Castruccios Reichstreue und eifrige Gesinnung, die
er rühmte, erfahren können?
In späteren Geschiehtswerken findet sich nur einmal
1. Manucci doc. 22. Item cum in multis partibus Tusciae
et Lombardiae et maxime Brisciae, Soncini, Vincentiae, in Ca-
podistria et alibi occasione guerrae et aliis occasionibus con-
scientiam habemus, quod de bonis multarum et singularum per-
sonarum et Communium inlicite habuimus et percepimus.
Ein merkwürdiges Geschick fügte es so, dass Castruccio
als Ghibelline unter dem Lilienbanner seine ersten Lor-
beeren pflückte. Seine Verdienste müssen nicht gering ge-
wesen sein, wenn er mit zweiundzwanzig Jahren an die
Spitze einer so ansehnlichen Schar gestellt wurde. Wir
erfahren jedoch nur, dass er sich mit der angeborenen Ge-
wandtheit des Italieners aus einer gefährlichen Situation zu
ziehen wusste, das einzige, was sich aus jener Ueberlieferung
als zweifellose Thatsache herausstellt. Denn das weitere
lässt sich mit Sicherheit in das Bereich der Fabel verweisen.
Die Spuren verlieren sich zwar mit dem Friedensschluss,
der noch in demselben Jahre erfolgte. Beweisen lässt sich
jedoch, dass Castruccio nicht erst 1313 nach Pisa, sondern
bedeutend früher in die Lombardei zurückgekehrt ist. Den
sichersten Anhalt bietet zunächst die Erwähnung der Städte
Brescia, Vicenza, Soncino und Capodistria in seinem Testa-
ment,1 die auf die Zeit vor dem Tode Heinrichs VII. hin-
weisen muss. Dafür tritt ferner die Stelle in einer 1320
von Friedrich dem Schönen ausgestellten Urkunde ein, nach
welcher Graf Werner von Homburg Castruccio wiederholt
und angelegentlich zur Belehnung mit dem Reichsvikariat
von Lucca empfohlen hat. Werner wurde 1312 von Kaiser
Heinrich zum Generalkapitän der Lombardenliga ernannt,
und unterstützte die Ghibellinenhäupter, besonders Can-
grande della Scala und Passerino von Mantua in den
Kämpfen mit den welfischen Städten. Wo anders als dort
hätte er Castruccios Reichstreue und eifrige Gesinnung, die
er rühmte, erfahren können?
In späteren Geschiehtswerken findet sich nur einmal
1. Manucci doc. 22. Item cum in multis partibus Tusciae
et Lombardiae et maxime Brisciae, Soncini, Vincentiae, in Ca-
podistria et alibi occasione guerrae et aliis occasionibus con-
scientiam habemus, quod de bonis multarum et singularum per-
sonarum et Communium inlicite habuimus et percepimus.