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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Oth.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0019
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EINFÜHRUNG

XIII

NAMENSZEICHEN UND JAHRESZAHLEN AUF DEN ZEICHNUNGEN
Die in diesem ersten Band vereinigten Zeichnungen sind von Dürer nur vereinzelt mit Namenszei-
chen oder Datum versehen worden. Erst 1503 beginnt der Künstler, und zwar bei allen Werken,
seien es Gemälde, Stiche, Holzschnitte oder Zeichnungen, ziemlich regelmäßig beides, das weltbe-
kannte Monogramm und das Entstehungsjahr, hinzuzufügen. Die meisten Ausnahmen gab es natur-
gemäß bei Zeichnungen, doch wird sich das Fehlen in manchen Fällen dadurch erklären, daß die Blät-
ter später von Sammlern beschnitten wurden, die vor allem eine bildmäßig wirkende, in der Mitte des
Blattes sitzende, nicht zu weit gerahmte Zeichnung haben wollten.
Der vorliegende 1. Band schließt mit dem Jahre 1502 ab. Trotzdem wird der Leser auf vielen, ja den
meisten Abbildungen Dürers Namenszeichen finden. Es ist nun nicht so, daß wie bei so unendlich
vielen Gemälden jener Zeit irgend eine grobe Hand ein elendes Machwerk durch die nachträgliche
Beschriftung zum Rang eines Dürer erhöhen wollte. Manche Zeichnung mag auf diese Weise fälsch-
lich mit dem großen Namen in Beziehung gebracht worden sein. Sieht man genauer zu, so waltet doch
bei den von fremder Hand auf den eigenhändigen Zeichnungen aufgetragenen Dürermonogrammen
ein geheimes Gesetz, das noch nicht recht ergründet ist.
Die Zeichnungen Dürers waren nicht versprengte Gegenstände der Sammelleidenschaft wie seine Bil-
der, Stiche und Holzschnitte. Große Teile des Dürerschen Zeichenwerkes sind immer beisammen
geblieben, andere sind schon wenige Jahrzehnte nach seinem Tode in Imhoff’schem Besitz vereinigt
worden. Der Kreis der Sammler von Zeichnungen ist ein beschränkter gewesen. Infolgedessen ist das
Zeichen Dürers sehr häufig nicht zu irgend einer Zeit auf dieses, zu einer anderen auf jenes Blatt ein-
getragen worden. Vielmehr scheinen es wenige Hände gewesen zu sein, die bald diese, bald jene
Gruppe nachträglich mit dem Namen des Urhebers versehen hatten. Man wird sogar in unseren ver-
kleinerten Abbildungen gelegentlich die Ähnlichkeit der Zeichen beobachten können.
Auf die Frage der echten und falschen Beschriftung haben erst Ed. Flechsig’s Untersuchungen, die
hier grundlegend sind, Licht geworfen. Viele Landschaftsaquarelle scheinen von der gleichen Hand
beschriftet zu sein. Der Schreiber des „geschleuderten“ Monogramms, der des „A“ mit dem daneben-
gestellten gotischen d, der Schreiber von einer Reihe mit „1514“ und „1515“ datierter Blätter, offen-
bar Hans von Kulmbach, sind festgestellt. Alles in allem kann man sagen, daß in diesen bis vor kur-
zem für eigenhändig gehaltenen, jetzt als „von fremder Hand hinzugefügt“ erkannten Signaturen
doch mehr gute Überlieferung steckt, als man in der ersten Enttäuschung geglaubt haben wird. In-
sofern bieten diese Zeichen eine willkommene Stütze für alle die Zuschreibungen, die in der Haupt-
sache auf stilkritischer Grundlage beruhen. Böte sich die Gelegenheit noch einmal, wie sie in Nürn-
berg 1928 vorhanden war, viele Werke Dürers nebeneinander zu sehen, wir würden ein paar Schritte
weiter in der Gruppierung dieser nachträglich hinzugefügten Zeichen kommen. Auf alle Fälle sind
von der Fortsetzung der Flechsig’schen Untersuchungen noch manche Ergebnisse zu erwarten.
Das „geschleuderte“ Monogramm Dürers, eine Bezeichnung, die häufig zu finden und auch in das
vorliegende Werk übernommen ist, bezieht sich auf ein Namenszeichen, das heute auf über 30 Zeich-
nungen Dürers und seines Umkreises zu finden ist. Die Blätter, die zuletzt ausführlich von Eietzes
(S. 331) und Flechsig (II S. 45 u. 48) besprochen worden sind, harren noch einer endgültigen Zu-
sammenstellung. In der Literatur ist mehr als ein Viertel der Gesamtzahl noch nicht beachtet. Das
Zeichen wird von der jüngsten Forschung auf den Straßburger Chronisten Sebald Büheler zurückge-
führt, der als Besitzer des Nachlasses des Straßburger Malers Hans Baldung mit diesem auch Zeich-
nungen von Dürer und Künstlern des 15. Jahrhunderts wie Schongauer erlangt hatte. Er hat die von
Baldung herrührenden Blätter und viele von einem Entwerfer für Scheiben, der oft noch für Baldung
 
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