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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0020

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XIV

EINFÜHRUNG

selbst gehalten wird, mit des Künstlers Namenszeichen versehen (viele in Koburg und Wien). Offen-
bar hat er die dürerartigen in seiner Sammlung gleichzeitig mit dem bekannten Namenszeichen des
großen Künstlers versehen. Das D wird oft von dem unteren Querbalken des A durchschnitten, der
rechte Vertikalbalken wird zweimal gezeichnet. Das Zeichen ist sehr leicht zu erkennen. Büheler hat
sich, soviel man bis jetzt sehen kann, etwa bei einem Drittel geirrt. Auf die älteren Blätter setzte er
das bekannte Schongauermonogramm. Unter ihnen dürfte freilich kaum ein einziges sein, das wirk-
lich von Schongauer herrührt. Das „geschleuderte“ Monogramm gewinnt dadurch an Interesse, daß
die Dürerblätter vermutlich von Baldung aus Nürnberg mitgenommen worden sind, als dieser sich
um 1507/09 nach Straßburg begab. Aus stilistischen Gründen sind sie in die Frühzeit Dürers zu set-
zen. Tatsächlich ist keine unter ihnen, die nach 1507/09 gesetzt werden muß. Bemerkenswert ist auch,
daß sich 4 Frühwerke des Hans von Kulmbach darunter befinden, die also wohl auch damals ihren
Weg nach Straßburg nahmen. Baldung wird sie von Kulmbach erworben haben. Insofern kommt
dem „geschleuderten“ Monogramm eine gewisse Bedeutung für die Datierung der Zeichnungen ge-
rade des vorliegenden 1. Bandes zu. Eine Rekonstruktion der Büheler’schen Sammlung, zu der auch
ein Großteil der über 100 Zeichnungen des „Meisters der Gewandstudien“ (oder „der Koburger
Runde“) gehört haben muß, steht noch aus (vgl. Flechsig II S. 44 ff.).
Unter den von Flechsig (II S. 51 ff.) aufgestellten Gruppen von nachträglich hinzugefügten Namens-
zeichen und Jahreszahlen ist die interessanteste die, die er mit Hans von Kulmbach in Ver-
bindung bringt (II S. 54, 93). Soweit ich die Originale daraufhin prüfen konnte, scheint mir Flech-
sig recht zu haben, wenn er behauptet, daß Jahreszahlen wie 1514, 1515, 1517 auf etwa 15 Zeichnun-
gen Dürers von Hans von Kulmbach auf die Zeichnungen geschrieben sind. Dieser wird sie also da-
mals von dem ihm befreundeten Meister erhalten haben. In der Bibliotheca Ambrosiana in Mailand,
in der die Zeichnungen Dürers in Schaukästen ausgestellt sind, läßt sich feststellen, daß nicht nur die
beiden von Flechsig genannten Zeichnungen Nr. 81 und 102 unseres Verzeichnisses sondern auch
Nr. 112 und 244 — was auf den Wiedergaben nicht zu sehen ist — von Hans von Kulmbach be-
schriftet sind. Es scheint sich mit Sicherheit zu ergeben, daß ein größerer Teil der Mailänder Zeich-
nungen von derselben Hand Zeichen und Jahreszahl erhalten hat und daß auch zahlreiche Blätter
in anderen Sammlungen dazu gehören. Dann wären also viele Zeichnungen Dürers schon zu Leb-
zeiten des Künstlers von Kulmbachs Hand zutreffend bezeichnet worden und diese Bestimmung
hätte fast denselben Wert wie eine eigenhändige Signatur. Es wäre recht wichtig, wenn die Unter-
suchung — ausgehend von den Blättern in Mailand, wo ein sehr geeignetes Material ist — fortgesetzt
würde. Vgl. im übrigen die Bemerkungen zu Nr. 61 und vor allem zu Nr. 112 des vorliegenden
Werkes.
 
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