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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Oth.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0372

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DIE ERSTEN NÜRNBERGER JAHRE
MITTE 1495 BIS ETWA 1499
D ie Zahl der aus den ersten Nürnberger Jahren — den Jahren in denen D. seine Werkstätte be-
gründete und ausbaute — erhaltenen Z. liegt zwar noch unter der, die er später in gleichen Zeit-
räumen zu schaffen pflegte. Gegenüber dem, was wir aus der vorhergehenden Zeit besitzen, ist sie
aber beträchtlich größer, obgleich manches Stück in unserer Anordnung bei den Wanderjahren un-
tergebracht sein dürfte. Ebenso befinden sich vielleicht unter den Z. des folgenden Abschnitts solche,
die hierher gehören.
Der Inhalt der Darstellungen ist es, der hier erstmalig die Anordnung bestimmt hat. Die 70 Z. des
Abschnittes sind eine zu umfangreiche Gruppe, als daß bei dem Mangel an datierten Blättern und
der kurzen Spanne Zeit, in der sie entstanden sind, eine rein chronologische Anordnung hätte gewagt
werden können. Die gegenständliche Gruppierung ist auch deshalb naheliegend, weil nahezu die
Hälfte aller Blätter auf Landschaftsdarstellungen aus der Umgebung Nürnbergs und auf die Folge
der Tarocchi entfällt. Es empfahl sich, die verbleibenden Blätter in solche mit religiösem bzw. welt-
lichem Inhalt zu teilen. Im Ganzen darf diese Zeit, in der die großen aufsehenerregenden Holzschnitt-
unternehmungen und die ersten Stiche entstanden, die D. zum einflußreichsten Künstler nördlich der
Alpen machten, als die bezeichnet werden, die am schwersten zu überblicken ist. Sie ist trotz der ge-
waltigen Erstlingswerke der Apokalypse und Großen Passion, trotz der meisterlichen Stiche die im
Einzelnen schwer deutbare Sturm- und Drangzeit des werdenden Mannes, die recht eigentlich dunkle
und verworrene Strecke seines Lebensweges. Freilich offenbart sie sich im einzelnen Werk wie bei
jedem genialen Menschen mit einer Gestaltungskraft, die auch der geringsten Hervorbringung den
Stempel des Schöpferischen aufprägt, sodaß sich unter den hier vereinigten Z. nicht weniger vollendete
bedeutende Leistungen als in denen der anderen Phasen seines Lebens finden.
I. LANDSCHAFTEN AUS DER UMGEBUNG NÜRNBERGS UND VERWANDTES,
MEIST 1495/97
In dieser Gruppe ist die Entstehungszeit der Mehrzahl der Z. eindeutig durch ihre Verwendung in
Stichen D.’s aus den ersten Jahren nach seiner Rückkehr aus Venedig festgelegt.
Die Steinbrüche in Mailand und Bremen (Nr. 107, 108) sind in der Buße des hl. Chrysostomus und
in dem hl. Hieronymus benützt worden, beides Stiche aus den ersten Jahren, vermutlich von 1496.
Auch der andere Steinbruch in Bremen (Nr. 109) scheint von D. zum letztgenannten Stich herange-
zogen worden zu sein. Sicher ist er gleichzeitig mit dem vorhergehenden Bremer Blatt entstanden,
wie wohl immer angenommen wurde. Eine überraschende Bestätigung fand dies durch eine Feststel-
lung, die W. v. Alten in bezug auf den Londoner Steinbruch (Nr. 110) jüngst gemacht hat. Diese Z.
gibt eine Art Gesamtansicht der Örtlichkeit des Steinmassivs wieder (vgl. die Bemerk, dort). Es kann
danach kaum zweifelhaft sein, daß auch die Federzeichn. bei Bonnat (Nr. 106) dieselbe Ört-
lichkeit veranschaulicht. D. hat die Motive, die die Gegend bot — sie ist wohl in dem be-
 
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