EINFÜHRUNG
PLAN DES WERKS
Die Aufgabe besteht darin, fast 1000 Zeichnungen — einschließlich solcher, die wichtige verschollene
Blätter in Kopien wiedergeben so zu gliedern, daß jeder Band mit einem bedeutsamen Einschnitt
im Leben des Künstlers abschließt. Ohne diese Forderung zu übersteigern, da sie schließlich in rein
technischen Bedingungen ihre Grenze hat, wird die vorgenommene Lösung wohl als eine im Stoff
und in der Entwicklung des Zeichners Dürer ausreichend begründete angesehen werden können.
Der 1. Band umschließt mit 267 Abbildungen auf rund 230 Tafeln die Jugend-, Wander-und ersten
sieben Nürnberger Jahre. Es ist, nach den Anfängen des Knaben und Jünglings, Dürers Sturm- und
Drangzeit, die durch die Arbeiten am Marienleben seit den ersten Jahren nach 1500 abgelöst wird.
Es leidet keinen Zweifel, daß die Zeit um 1502 ein bedeutungsvoller Wendepunkt in Dürers Leben
war. Er wird sich des Wertes seiner Leistungen stärker bewußt. Er versieht von 1503 an regelmäßig
seine graphischen und malerischen Arbeiten mit der Jahreszahl, häufig auch die Zeichnungen. Nach
den gigantischen Unternehmungen des im 3. Lebensjahrzehnt Stehenden geht der Dreißigjährige zu
einer intimeren, bewußteren künstlerischen Gestaltung über. Die wissenschaftliche Konstruktion von
Gestalt und Raum fängt an ihn zu beschäftigen.
Der 2. Band mit rund 250 Abbildungen auf 200 Tafeln, der die Zeit von 1503 bis 1510/11 umfaßt,
kann nach der dunklen, vielfach verworrenen Periode der zwanziger Jahre als des Dreißigjährigen
frühklassische Zeit gelten. Planvoller als vordem sammelt er seine Kräfte zu einzelnen größeren Un-
ternehmungen, um die sich die Zeichnungen gruppieren. Marienleben, Grüne Passion, Studien in
Venedig zu den dort ausgeführten Gemälden (Rosenkranzfest usw.), in Nürnberg seit 1507 zu den
ihm dort aufgetragenen Malereien, vor allem zum Helleraltar (1508), die ersten Entwürfe für Bild-
hauer sind die Merkpunkte. Sie bedeuten fast ebenso viele Versuche, zu neuen Lösungen im Gebiet
der Zeichnung zu gelangen, das in der Überschau nun die planende, systematisierende Hand des ge-
staltenden Meisters ganz deutlich erkennen läßt.
Am Anfang des 2. Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts — Dürer war jetzt 40 Jahre alt — gibt der Künst-
ler das Malen auf und wendet sich der Vollendung der alten und den neuen graphischen Folgen zu.
Es ist die Zeit der klassischen Stiche und Holzschnitte. Das gesamte Jahrzehnt, das in weitem Um-
fange mit Arbeiten im Dienste Kaiser Maximilians ausgefüllt war, zehrt von den Höchstleistungen,
die Dürer im Hieronymus im Gehäus, Ritter, Tod und Teufel, Melancholie und den abschließen-
den Holzschnitten der älteren großen Folgen, dem Gnadenstuhl von 1511 und vielen anderen Mei-
sterstücken geschaffen hatte. Dies Jahrzehnt kann ebenfalls als eine Einheit in der Entwicklung Dü-
rers angesehen werden. Es ist die Ausbreitung der gewonnenen Meisterschaft auf viele Gebiete, die
der Zeichnung bisher nicht erschlossen waren, das Jahrzehnt der dekorativen Arbeiten, der Bildnisse
und der Marienbilder, deren wundervollste Schöpfungen dem Jahrzehnt zwischen 1510 und 1520
verdankt werden. Dieser 3. Band wird etwa 250 Abbildungen auf 180 Tafeln bringen.
Als Fünfzigjähriger weilte Dürer in den Niederlanden. Die Ausbeute des mehr als 1 Jahr währenden
Aufenthaltes (1520/21) ist besonders reich und mannigfaltig gewesen. Dürer wird noch einmal jung.
Er hat damals unendlich viel gezeichnet. 2 Skizzenbücher, viele große Bildnisse und ganz neue Fas-
PLAN DES WERKS
Die Aufgabe besteht darin, fast 1000 Zeichnungen — einschließlich solcher, die wichtige verschollene
Blätter in Kopien wiedergeben so zu gliedern, daß jeder Band mit einem bedeutsamen Einschnitt
im Leben des Künstlers abschließt. Ohne diese Forderung zu übersteigern, da sie schließlich in rein
technischen Bedingungen ihre Grenze hat, wird die vorgenommene Lösung wohl als eine im Stoff
und in der Entwicklung des Zeichners Dürer ausreichend begründete angesehen werden können.
Der 1. Band umschließt mit 267 Abbildungen auf rund 230 Tafeln die Jugend-, Wander-und ersten
sieben Nürnberger Jahre. Es ist, nach den Anfängen des Knaben und Jünglings, Dürers Sturm- und
Drangzeit, die durch die Arbeiten am Marienleben seit den ersten Jahren nach 1500 abgelöst wird.
Es leidet keinen Zweifel, daß die Zeit um 1502 ein bedeutungsvoller Wendepunkt in Dürers Leben
war. Er wird sich des Wertes seiner Leistungen stärker bewußt. Er versieht von 1503 an regelmäßig
seine graphischen und malerischen Arbeiten mit der Jahreszahl, häufig auch die Zeichnungen. Nach
den gigantischen Unternehmungen des im 3. Lebensjahrzehnt Stehenden geht der Dreißigjährige zu
einer intimeren, bewußteren künstlerischen Gestaltung über. Die wissenschaftliche Konstruktion von
Gestalt und Raum fängt an ihn zu beschäftigen.
Der 2. Band mit rund 250 Abbildungen auf 200 Tafeln, der die Zeit von 1503 bis 1510/11 umfaßt,
kann nach der dunklen, vielfach verworrenen Periode der zwanziger Jahre als des Dreißigjährigen
frühklassische Zeit gelten. Planvoller als vordem sammelt er seine Kräfte zu einzelnen größeren Un-
ternehmungen, um die sich die Zeichnungen gruppieren. Marienleben, Grüne Passion, Studien in
Venedig zu den dort ausgeführten Gemälden (Rosenkranzfest usw.), in Nürnberg seit 1507 zu den
ihm dort aufgetragenen Malereien, vor allem zum Helleraltar (1508), die ersten Entwürfe für Bild-
hauer sind die Merkpunkte. Sie bedeuten fast ebenso viele Versuche, zu neuen Lösungen im Gebiet
der Zeichnung zu gelangen, das in der Überschau nun die planende, systematisierende Hand des ge-
staltenden Meisters ganz deutlich erkennen läßt.
Am Anfang des 2. Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts — Dürer war jetzt 40 Jahre alt — gibt der Künst-
ler das Malen auf und wendet sich der Vollendung der alten und den neuen graphischen Folgen zu.
Es ist die Zeit der klassischen Stiche und Holzschnitte. Das gesamte Jahrzehnt, das in weitem Um-
fange mit Arbeiten im Dienste Kaiser Maximilians ausgefüllt war, zehrt von den Höchstleistungen,
die Dürer im Hieronymus im Gehäus, Ritter, Tod und Teufel, Melancholie und den abschließen-
den Holzschnitten der älteren großen Folgen, dem Gnadenstuhl von 1511 und vielen anderen Mei-
sterstücken geschaffen hatte. Dies Jahrzehnt kann ebenfalls als eine Einheit in der Entwicklung Dü-
rers angesehen werden. Es ist die Ausbreitung der gewonnenen Meisterschaft auf viele Gebiete, die
der Zeichnung bisher nicht erschlossen waren, das Jahrzehnt der dekorativen Arbeiten, der Bildnisse
und der Marienbilder, deren wundervollste Schöpfungen dem Jahrzehnt zwischen 1510 und 1520
verdankt werden. Dieser 3. Band wird etwa 250 Abbildungen auf 180 Tafeln bringen.
Als Fünfzigjähriger weilte Dürer in den Niederlanden. Die Ausbeute des mehr als 1 Jahr währenden
Aufenthaltes (1520/21) ist besonders reich und mannigfaltig gewesen. Dürer wird noch einmal jung.
Er hat damals unendlich viel gezeichnet. 2 Skizzenbücher, viele große Bildnisse und ganz neue Fas-