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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Oth.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0013

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VORWORT

„Sieht man es denn Albrecht Dürern sonderlich an, daß er
in Venedig gewesen? Dieser Treffliche läßt sich durchgängig
aus sich selbst erklären.“
Goethe in „Kunst und Altertum am Rhein und Main“.
Seit mehr als hundert Jahren werden Dürers Handzeichnungen von der Wissenschaft gesammelt,
verzeichnet und in neuzeitlichen Wiedergaben bekannt gemacht. Im Laufe der Jahre sind sie in einem
7-bändigen großen Werke, das der Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts, Friedrich Lippmann,
im Verein mit der Reichsdruckerei Anfang der 1880er Jahre begründete und das der Unterzeich-
nete vollenden durfte, in originalgetreuen Nachbildungen festgehalten worden. Die fast über ein hal-
bes Jahrhundert sich erstreckende Arbeit an dem Unternehmen enthüllt die Schwierigkeiten, die der
Verwirklichung entgegenstanden, und doch war es ein Glück, daß das Werk nicht schneller vorwärts
kam. Am Ende konnte das, was sich im Laufe der Zeit, nicht zuletzt infolge des Erscheinens der ersten
Bände, als Arbeit Dürers herausstellte, in das große Werk eingefügt werden. Ein gewisser Abschluß
ist damit erreicht, wenn auch noch manche Zeichnung Dürers, vielleicht sogar noch die eine oder
andere Sammlung Dürerscher Zeichnungen auftauchen wird.
Lippmann war von dem persönlichen Entgegenkommen der Besitzer und Verwalter Dürerscher Zeich-
nungen sehr abhängig. Ein fester Plan, nach dem von Anbeginn an gearbeitet wurde, konnte nicht
aufgestellt werden. So ist sein grundlegendes Werk, in dem der 1. Band mit einem Großteil des Ber-
liner Besitzes, der 3. mit dem der Londoner und Pariser öffentlichen Sammlungen, der 5. mit dem der
Albertina in Wien die Grundpfeiler des Werkes sind, im Gebrauch sehr umständlich geworden, so
daß sich nur der, der oft damit gearbeitet hat, darin zurechtfindet. Ihm eine wohlfeilere, handlichere
Ausgabe zur Seite zu stellen, ist eine Aufgabe, die der deutschen Kunstwissenschaft von dem Augen-
blick an gestellt war, in dem das große Unternehmen als abgeschlossen gelten durfte.
In dem Wunsche nach Verwirklichung des neuen Werkes begegnen sich die, die sich davon einen
Fortschritt der Dürerforschung versprechen, mit denen, die den größten bildenden Künstler Deutsch-
lands dem Kunstfreunde näher bringen wollen.
Die Wissenschaft ist seit langem darauf aus, eine feste Ordnung des Gesamtwerkes Dürers zu gewin-
nen. Die fast unübersehbar zahlreichen Einzeluntersuchungen wie von Zeit zu Zeit erscheinende Ge-
samtdarstellungen dienten nicht zuletzt diesem Zweck. Zusammengefaßt wurden diese Bemühungen
zum erstenmal in den beiden Ausstellungen sämtlicher Arbeiten Dürers in der Abfolge ihrer Entste-
hung, die vor 25 Jahren Martin Conway in Liverpool und Gustav Pauli in Bremen veranstalteten.
Ihre Verzeichnisse wurden von Eduard Flechsig vor 5 Jahren im Anhang seines Dürerbuchs vielfach
verbessert. Aber gerade sein Werk hat gezeigt, daß die Kritik der Zeichnungen noch in ihren Anfän-
gen steckt. Es bedarf wohl kaum einer näheren Darlegung, daß die Grundlage für ersprießliche Er-
örterungen erst mit einer leicht zugänglichen anschaulichen Darbietung der Entwicklung des
Zeichners Dürer gegeben ist.
So unleugbar groß die Vorteile des neuen ^Verkes für die Forschung sein werden, die Anregungen,
welche den nichtzünftigen Kunstfreund erwarten, werden kaum geringer sein, wenn er sich bewußt
bleibt, daß er Nachbildungen, keine Originale vor sich hat. Auf diesen Punkt ist freilich der aller-
 
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