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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Oth.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0021

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EINFÜHRUNG

XV

SAMMLUNGEN VON ZEICHNUNGEN DÜRERS
^Jachdem J. Heller am Beginn des vorigen Jahrhunderts in umfassender Weise Nachrichten über
die Herkunft der Zeichnungen Dürers gesammelt hat, ist dieser Frage erst in jüngster Zeit, vor allem
von Ed. Flechsig und dem Verfasser, wieder mehr Beachtung geschenkt worden. Fürs erste genügen
die folgenden Hinweise.
Dürer wird nur einen kleinen Teil seines zeichnerischen Werkes zu seinen Lebzeiten weggegeben
haben. Die Hauptmasse erbte seine Witwe und nach ihrem Tode ihr Schwager, Dürers Bruder, der
Goldschmied Andreas. Von seiner 1560 verstorbenen Witwe gelangte der Nachlaß in die Hände
des älteren Willibald Imhoff, eines Enkels von Dürers Freund Willibald Pirckheimer, der sich ange-
legen sein ließ, alles in Nürnberg Erreichbare von Dürers Hand in seinem Besitz zu vereinigen. Sein
Großvater wird wenig oder nichts davon hinterlassen haben, da er nur antiquarischen Neigungen
huldigte. Willibald Imhoffs Erben haben einen großen Teil ihres Besitzes an Kaiser Rudolf II. ver-
kauft. Die weltberühmte Wiener Albertina hat ihren Ruf von diesem einzigartigen Schatz. Wohl nur
ganz wenige Stücke kamen von anderer Seite hinzu, hingegen verlor die Albertina im ersten Viertel
des 19. Jahrhunderts durch unlautere, heute kaum noch zu durchschauende Machenschaften mehr
als die Hälfte des ursprünglichen Bestandes. Nach einer Nachricht von 1783 umfaßte die Sammlung
371 Zeichnungen. Ihr verblieben rund 150 Blatt, so daß also etwa 220 verloren gegangen sind. Zif-
fern- und wertmäßig ist sie immer noch die bedeutendste Sammlung von Zeichnungen Dürers. Wien
besitzt, wenn man die Blätter des Kunsthistorischen Museums hinzunimmt, noch heute das Überge-
wicht über alle anderen Städte. Allerdings fehlen die frühen Arbeiten, die Landschaften und Skizzen
der verschiedensten Art bis auf vereinzelte Stücke. Die Sammlung ist systematisch gereinigt um nicht
zu sagen geplündert worden.
Derjenige, der zuerst Teile des Nachlasses erbeutete, ist der General Andreossy (+ 1828) gewesen.
Er war 1809 französischer Gouverneur von Wien. In seinem Besitz waren über 50 der allerschön-
sten Zeichnungen Dürers, insgesamt besaß er mindestens 70 Blatt. Daß er seine Dürerzeichnungen
aus der Albertina hatte, ist verschiedentlich überliefert. Neben dem Auktionskatalog der Sammlung
(1864) erschließt die Sammlung Lawrence den großartigen Besitz des Generals. Lawrence kaufte
einen beträchtlichen Teil der Dürerzeichnungen Andreossys. Der bekannte Maler war der Besitzer
einer der größten Zeichnungensammlungen, die es jemals gegeben hat. So hat er auch an 100 Blätter
von Dürer besessen, von denen die Hälfte 1836 in London ausgestellt war1. Nach den genauen Her-
kunftsangaben des Kataloges stammten die meisten von Andreossy. In zahlreichen Wiener Sammlun-
gen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind größere Mengen Dürerscher Blätter nachweisbar, so
in den seit den 1820 er Jahren verfolgbaren Sammlungen Le Fevre, des ungetreuen Verwalters der
Albertina, und Grünling, eines der Hauptvermittler bei den Verkäufen, sodann in den Sammlungen
zweier polnischer Hocharistokraten. Des einen Besitz landete im Lubomirski-Museum in Lemberg
(27 Blatt) und wurde erst 1927 veröffentlicht. Der andere kam noch später zutage (8 Blatt) und wurde
bis auf eine Zeichnung von der Albertina zurückerworben. Ältere Wiener Sammlungen wie Birken-
stock, Graf Fries, Festetics, sowie die bekannte des Pariser Kunstkommissars Napoleons, des Barons
Vivant Denon, die sämtlich Blätter aus der Albertina besessen haben dürften, harren noch der Re-
konstruktion. Größere Sammlungen in Wien sind außerdem die etwas späteren von J. Böhm und
A, Posonyi gewesen. Erstere, die mindestens 25 ausgewählte Blätter ihr eigen nannte, speiste die
ehern. Sammlung Hausmann in Hannover (jetzt Blasius-Braunschweig, rund 20 Blatt), letztere mit

9 Außer dem Katalog der Ausstellung von Woodburn existiert ein
tern der Lawrence-Sammlung im Burl. Fine Arts Club in London.

handschriftliches Verzeichnis von 85 Dürerblät-
 
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