Wer sind die Vrätyas? Die Frage ist sehr verschieden
beantwortet worden. Die Inder erklären die Vrätyas in der
Regel als Leute, die zwar in einer der drei höheren Kasten ge-
boren sind, aber durch Vernachlässigung der brahmanischen
Weihen, insbesondere des Upanayana, ihre Kaste verloren
haben. A. Weber und die meisten Indologen nach ihm haben
in ihnen Angehörige arischer, aber nichtbrahmanischer Stämme
gesehen, die durch das Vrätyastoma-Opfer in die brahmanische
Gesellschaft aufgenommen wurden. Nach J. Charpentier
sind sie „sivaitische Asketen", „unzweifelhaft die Begründer
des ausgedehnten Rudra-Siva-Kultus, die geistlichen Ahn-
herren der späteren und jetzigen sivaitischen Gläubigen."
Und kürzlich hat J. W. Hauer sich nachzuweisen bemüht,
daß die Vrätyas nichts anderes sind, als primitive Wildeksta-
tiker aus Kriegerstamm, die Vorläufer der Yogins. Der dunkle
Hymnus vom Vrätya im Atharvaveda XV hat nach R. Roth
„die Idealisierung des frommen Vagranten oder Bettlers
(pärivräjaka usw.)" zum Zweck; nach M. Bloomfield die
mystische Verherrlichung des Vrätya, der durch seine Über-
führung in die brahmanische Gemeinschaft eine Art Brahma-
cärin geworden ist und mit dem Brahman, dem göttlichen
Prinzip, identifiziert wird. Charpentier sieht in dem Vrätya-
Hymnus „eine kleine Psalmensammlung der Sivaverehrer",
während er nach Hauer „richtig verstanden, ein uraltes Yoga-
Handbuch, eine praktische Lehre des Yoga" darstellen soll.1)
, Literatur: A. Weber, Indische Studien I, 33; Indische Literatur-
geschichte, 2. Aufi., Berlin 1876, S. 73, 85 f., 88, 122 ff., 163; Th. Auf-
recht, Ind. Stud. I, 121 ff.; R. Roth im Petersburger Wörterbuch s. v.
vrätya; A. Hillebrandt, Ritual-Literatur (Grundriß), S. 139 f.; M. Bloom-
field, The Atharvaveda (Grundriß), S. 94, 95; Räjäräm Bhägavat, JBRAS
19, 1896, 357 ff.; E. W. Hopkins, Transactions of the Connecticut Academy
of Arts and Sciences 15, 31 f.; W. D. Whitney and Ch. Lanman, Athar-
vaveda Transl. (Harvard Or. Ser. Vol. 8) II, p. 769 ff.; A. A. Macdonell
and A. B. Keith, Vedic Index, London 1912, II, 341 ff.; J. Charpen-
tier, WZKM 23, 151 ff.; 25, 355 ff.; A. B. Keith, JRAS 1913, 155 ff.;
J. W. Hauer, Die Anfänge der Yogapraxis, Berlin 1922, S. 11 ff., 172 ff.
beantwortet worden. Die Inder erklären die Vrätyas in der
Regel als Leute, die zwar in einer der drei höheren Kasten ge-
boren sind, aber durch Vernachlässigung der brahmanischen
Weihen, insbesondere des Upanayana, ihre Kaste verloren
haben. A. Weber und die meisten Indologen nach ihm haben
in ihnen Angehörige arischer, aber nichtbrahmanischer Stämme
gesehen, die durch das Vrätyastoma-Opfer in die brahmanische
Gesellschaft aufgenommen wurden. Nach J. Charpentier
sind sie „sivaitische Asketen", „unzweifelhaft die Begründer
des ausgedehnten Rudra-Siva-Kultus, die geistlichen Ahn-
herren der späteren und jetzigen sivaitischen Gläubigen."
Und kürzlich hat J. W. Hauer sich nachzuweisen bemüht,
daß die Vrätyas nichts anderes sind, als primitive Wildeksta-
tiker aus Kriegerstamm, die Vorläufer der Yogins. Der dunkle
Hymnus vom Vrätya im Atharvaveda XV hat nach R. Roth
„die Idealisierung des frommen Vagranten oder Bettlers
(pärivräjaka usw.)" zum Zweck; nach M. Bloomfield die
mystische Verherrlichung des Vrätya, der durch seine Über-
führung in die brahmanische Gemeinschaft eine Art Brahma-
cärin geworden ist und mit dem Brahman, dem göttlichen
Prinzip, identifiziert wird. Charpentier sieht in dem Vrätya-
Hymnus „eine kleine Psalmensammlung der Sivaverehrer",
während er nach Hauer „richtig verstanden, ein uraltes Yoga-
Handbuch, eine praktische Lehre des Yoga" darstellen soll.1)
, Literatur: A. Weber, Indische Studien I, 33; Indische Literatur-
geschichte, 2. Aufi., Berlin 1876, S. 73, 85 f., 88, 122 ff., 163; Th. Auf-
recht, Ind. Stud. I, 121 ff.; R. Roth im Petersburger Wörterbuch s. v.
vrätya; A. Hillebrandt, Ritual-Literatur (Grundriß), S. 139 f.; M. Bloom-
field, The Atharvaveda (Grundriß), S. 94, 95; Räjäräm Bhägavat, JBRAS
19, 1896, 357 ff.; E. W. Hopkins, Transactions of the Connecticut Academy
of Arts and Sciences 15, 31 f.; W. D. Whitney and Ch. Lanman, Athar-
vaveda Transl. (Harvard Or. Ser. Vol. 8) II, p. 769 ff.; A. A. Macdonell
and A. B. Keith, Vedic Index, London 1912, II, 341 ff.; J. Charpen-
tier, WZKM 23, 151 ff.; 25, 355 ff.; A. B. Keith, JRAS 1913, 155 ff.;
J. W. Hauer, Die Anfänge der Yogapraxis, Berlin 1922, S. 11 ff., 172 ff.