Von M. Winternitz
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rote Turbane, rote Kleider, eine Opferschnur, (im Köcher)
eingesteckte Pfeile und Bogen mit abgespannter Sehne. Weber
(Ind. Stud. I, 52) sagt: „Die yaudhäh und die arhantah sind die
Vorgänger der räjanyäh und brähmanäh." Wir sind schwerlich
berechtigt, hier von „Vorgängern" zu sprechen, sondern die
Vrätinas sind wahrscheinlich ein kriegerischer, in Banden
lebender, nichtbrahmanischer Bergstamm, die ein ungezügeltes
Kriegerleben führten (s. Patanjali oben), aber nicht nur Krieger
(yaudhäh), sondern auch Priester unter sich hatten, die sie
Arhats (arhantah)1) nannten, wie auch die Buddhisten und
Jainas ihre heiligen Männer mit diesem Namen bezeichneten.
Von diesen Vrätina-Arhats haben die Brahmanen, wie es
scheint, den Syena übernommen und ihrem Ritual eingefügt.
Man wird, glaube ich, die Vrätyas von den Vrätinas nicht
trennen dürfen. Und es ist wohl kein Zufall, daß der Vrätya-
stoma im Lätyäyana-Sraut. VIII, 6 in unmittelbarer Nähe
des Syena beschrieben wird.
Über das eintägige Vrätyastoma-Opfer werden wir kurz
im Jaiminiya-Brähmana (II, 222)2) und ausführlicher im Tän-
dya-Mahäbrähmana (XVII) unterrichtet. Zu letzterem gibt
Lätyäyana (Sraut. VIII, 6) eine Art Kommentar. Mehr oder
weniger ausführlich handeln auch Kätyäyana-Sraut. XXII,
4 3) und Apastamba-Sraut. XXII, 5, 4—14 über dasselbe
Opfer.
Im Jaiminiya-Brähmana wird erzählt, daß die himm-
lischen Vrätyas (divyä vrätyäh) ein Vrätya-Wanderleben
führten4) mit Budha als ihrem Oberhaupt (sthapati). Sie
beleidigten irgendeinen Gott, Väyu oder Isäna. Dieser strafte
sie, indem er ihr Opfer störte, so daß sie den Weg zum Himmel
nicht fanden. Sie nahmen ihre Zuflucht zu Prajäpati und
9 Schon Weber a. a. O. hat darauf hingewiesen, daß der Titel arhat
schon im Gana brähmana zu Pan. V, 1, 124 Värtt. vorkommt. Die Ver-
mutung liegt nahe, daß die Vrätinas derselben Gegend angehören, wie die
ersten Buddhisten und Jainas.
, W. C aland, Das Jaiminiya-Brähmana in Auswahl, Amsterdam 1919,
S. 183 f.
3) Übersetzt und erläutert von Charpentier, WZKM 25, 363 ff.
4) Vratyam dhavanti in derselben Bedeutung wie vratyam pravasanti
im Tändya-Mbr.
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rote Turbane, rote Kleider, eine Opferschnur, (im Köcher)
eingesteckte Pfeile und Bogen mit abgespannter Sehne. Weber
(Ind. Stud. I, 52) sagt: „Die yaudhäh und die arhantah sind die
Vorgänger der räjanyäh und brähmanäh." Wir sind schwerlich
berechtigt, hier von „Vorgängern" zu sprechen, sondern die
Vrätinas sind wahrscheinlich ein kriegerischer, in Banden
lebender, nichtbrahmanischer Bergstamm, die ein ungezügeltes
Kriegerleben führten (s. Patanjali oben), aber nicht nur Krieger
(yaudhäh), sondern auch Priester unter sich hatten, die sie
Arhats (arhantah)1) nannten, wie auch die Buddhisten und
Jainas ihre heiligen Männer mit diesem Namen bezeichneten.
Von diesen Vrätina-Arhats haben die Brahmanen, wie es
scheint, den Syena übernommen und ihrem Ritual eingefügt.
Man wird, glaube ich, die Vrätyas von den Vrätinas nicht
trennen dürfen. Und es ist wohl kein Zufall, daß der Vrätya-
stoma im Lätyäyana-Sraut. VIII, 6 in unmittelbarer Nähe
des Syena beschrieben wird.
Über das eintägige Vrätyastoma-Opfer werden wir kurz
im Jaiminiya-Brähmana (II, 222)2) und ausführlicher im Tän-
dya-Mahäbrähmana (XVII) unterrichtet. Zu letzterem gibt
Lätyäyana (Sraut. VIII, 6) eine Art Kommentar. Mehr oder
weniger ausführlich handeln auch Kätyäyana-Sraut. XXII,
4 3) und Apastamba-Sraut. XXII, 5, 4—14 über dasselbe
Opfer.
Im Jaiminiya-Brähmana wird erzählt, daß die himm-
lischen Vrätyas (divyä vrätyäh) ein Vrätya-Wanderleben
führten4) mit Budha als ihrem Oberhaupt (sthapati). Sie
beleidigten irgendeinen Gott, Väyu oder Isäna. Dieser strafte
sie, indem er ihr Opfer störte, so daß sie den Weg zum Himmel
nicht fanden. Sie nahmen ihre Zuflucht zu Prajäpati und
9 Schon Weber a. a. O. hat darauf hingewiesen, daß der Titel arhat
schon im Gana brähmana zu Pan. V, 1, 124 Värtt. vorkommt. Die Ver-
mutung liegt nahe, daß die Vrätinas derselben Gegend angehören, wie die
ersten Buddhisten und Jainas.
, W. C aland, Das Jaiminiya-Brähmana in Auswahl, Amsterdam 1919,
S. 183 f.
3) Übersetzt und erläutert von Charpentier, WZKM 25, 363 ff.
4) Vratyam dhavanti in derselben Bedeutung wie vratyam pravasanti
im Tändya-Mbr.