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DEUTSCHES HRUS

litterarifchen fleigungen und feinen Beziehungen zu Uoltaire, d'Rlembert, d'Rrgens und
mandien Rnderen Hand in Hand geht. Sdion in Rheinsberg waren feine Zimmer mit
Werken Watteaus und feiner Schule gefüllt, und der franzöfifche Hofmaler Rntoine
Pesne war faft ausfchliepch damit befchäftigt, die Decken diefes uon Friedrich erbauten
Schlößchens mit feinen 6emälden zu fchmticken und den Kronprinzen mit feinen Freunden
in meifterhaften Bildniffen der flachwelt zu überliefern. Mit der Fhronbefteigung wurde
der junge König in die Cage uerfekt, diefen fleigungen in umfafienderer Weife nachzu-
gehen, als es galt, feine neu erbauten Wohnungen und Schlöfler in Charlottenburg,
Berlin, Stadtfchlofj Potsdam und fpäter neues Palais, auszuftatten und mit Kunftwerhen
zu füllen. £s hat einen großen Reiz, der Thätigkeit Friedrichs auf diefem ßebiete nach-
zugehen, auf dem er Erholung uon den Staatsgefchäften und den Rnftrengungen der
Feldzüge fuchte, und wir muffen dabei zu dem SchluflTe kommen, daß die Kunft, und
gerade die zeitgenöffifche franzöfifche Kunft, neben Dichtkunft und Wufik uon uiel höherer
Bedeutung für fein geiftiges Ceben gewefen ift, als man bisher anzunehmen geneigt war.
6anz eigenartig berühren uns die Korrefpondenzen Friedrichs mit feinem 6efandten
in Paris, dem Grafen Rothenburg, und fpäter mit feinen Rgenten, in denen er eigen-
händig eingehende Rufträge ertheilt und die Waaße der Räume und Wände angiebt,
für deren Rusfchmückung er 6emälde und andere Kunftwerke uerlangt. Wichtige üer-
mehrungen erhielten diefe Sammlungen auch durch öefchenke, unter denen fünf uon
Couis XV. gefandte Warmorgruppen uon Pigalle und Cambert-Sigisbert fldam das her-
tiorragendfte ift. Rber auch im eigenen Cande fuchte er die franzöfifche Kunft heimifch zu
machen, und eine Rnzahl Waler, wie Rntoine Pesne und Charles-Rmedee-Philippe uan Coo,
fowie Bildhauer, wie Franfois-öaspard Rdam, Sigisbert Michel und taflaert, find in Pots-
dam und Berlin andauernd thätig gewefen und haben hier im märkifchen Sande Kunft-
werke gefdxaffen, die den Königlichen Schlöflern noch heute zur Zierde gereichen und für
die ganze Entwichelungsgefchichte der Kunft in Berlin uon Bedeutung geworden find.
Die Ciebe zur Kunft hatte Friedrich mit feinen 6efdiwi(tern gemeinfam, uon denen na-
mentlich Prinz Heinrich die üorliebe des Königs für Frankreich mit feiner Kunft und
Kultur theilte. Prinz Heinrich ift felber zweimal in Paris gewefen und hat uon dort
namentlich Porzellane und Wandteppiche als koftbare öefchenke des franzöfifchen Königs
in die Heimat mitgebracht. Ruch zu Parifer Künftlern trat er in nähere Beziehungen,
fo namentlich zu dem berühmten Bildhauer Houdon und der Malerin Madame Dig&
Cebrun, die ihn auch als Emigrantin in Rheinsberg befucht hat.

* *

Durch die 6nade Seiner Wajeftät des Kaifers ift es ermöglicht worden, aus diefen Samm-
lungen eine Ruswahl zu treffen, mit der die Repräfentationsräume des „Deutfchen Haufes"
einen Schmuck erhalten haben, wie er uornehmer und künftlerifcher nicht gedacht wer-
den hann. Hm fo eigenartiger und finnreicher erfcheint diefer Schmuck, wenn wir uns
die Bedeutung franzöfifcher Kunft und franzöfifchen öefchmackes für die künftlerifche
Entwickelung Deutfchlands im tS. Jahrhundert ins öedächtniß zurückrufen; dann er-
fcheint diefe Darbietung zugleich als Huldigung für Friedrich den örofjen, den wärmften
üerehrer und Freund franzöfifcher Kunft, WifTenfchaft und Philofophie, und für die
ruhmreiche Kunftgefdtichte des franzöfifchen üolkes.

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