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deutsches haus

Die Ruswahl der Kunfiwerhe felber kann natürlidi nur in befdtränktem IVlaaße eine
flnfchauung uon dem in den Königlichen Schlöffern wirhtich Vorhandenen gewähren.
Die Schwierigkeiten des Transportes und die Beftimmung der Räume, in denen fie
placirt find, haben Kunftwerke non der Ruswahl ausgefdtloflen, die man in erfter
ünie gerne in Paris gefehen haben würde. Das Gebotene repräfentirt aber allein noch
immer eine Gruppe franzöfifdier Kunftwerke des t$. Jahrhunderts, wie fie in einem
Befike wohl nicht wieder Bereinigt werden kann. Im üordergrunde flehen die Cieb-
lingsmaler des 6ro(jen Königs: Watteau, Cancret, Pater und Chardin. Don den
t3 Bildern Watteaus, die fidt im Königlichen Befi^e befinden, find 4 auf der flus-
fiellung nertreten, alle oon heruorragender Bedeutung, wenn auch gerade hier das
Fehlen der großartigften KunfiTdiöpfungen des ganzen Jahrhunderts, des „Cmbarque-
ment pour Cuthere" und des „Cnseigne", uon manchem Kunftfreunde fchmerzlidi empfun-
den werden wird. Rusgefiellt find die Gemälde: „Der Ciebesunterricht", „Die Ciebe auf
dem Cande", „Die Hirten", „Das Konzert".

In umfaflenderer Weife konnte die durch 26 Gemälde im Befitje des Kaifers uertretene
Kunft nicolaus £ancrets den Kunftfreunden feiner Heimat wieder zugänglich gemacht
werden, indem tO Bilder zur Rusftellung gelangt find, unter denen fich einige der
Hauptwerke des Künftlers befinden. Rn erfter Stelle find hier „Das Woulinet" und
„Die Gefellfchaft im Gartenpamllon" zu nennen, die 6raf Rothenburg im Jahre IT44
aus dem nachlafie des Prinzen Carignan für den König erwarb. Sie bilden fonft den
Schmuck des Theezimmers in der Wohnung Friedrichs im Potsdamer Stadtfchloffe. Don
befonderem mterefie find auch der bezeichnete und tT32 datirte ländliche Tanz", das
ebenfalls bezeichnete „Btindekuhfpiel", „Das beendete 6a(tmahl", „Die Tänzerin Camargo",
„Der Guchkafienmann" und der „Tanz an der Pegafus-Fontäne".
Jean-Baptifte-Jofeph Pater, der in einigen Bildern feinem Cehrer Watteau uon defien
Schülern am nächften kam, ift in der Sammlung des 6roßen Königs mit 3$ Gemälden
tiertreten. Uon diefen konnten 6 der fdtönften auf der Rusfiellung Bereinigt werden,
denen dann noch t4 uon Pater gemalte llluftrationen des „Roman comique" uon Scarron
beigefügt find. Das „Teil im Freien", bezeichnet und datirt tT33, mit feinen gegen
hundert Figuren in liebeuollfter Ausführung und tadellofer Erhaltung dürfte in dem
Werke Paters einzig dafiehen und in ihm denfelben Plak einnehmen wie das „Cm-
barquement" unter den Bildern Watteaus. fluch die Bilder: „Badende Mädchen", „Der
Tanz im Freien", „Das Bad" und das „Blindekuhfpiel" find uorzügliche Beifpiele aus
der beften Zeit des Künftlers.

Jean-Baptifte-Simeon Chardin ifi mit 4 Gemälden in der Sammlung des Kaifers uer-
treten, uon denen 3 ausgeftellt werden konnten. „Die Brieffieglerin" uon tT33 mit
ihren bei Chardin ungewohnten lebensgroßen Figuren mußte leider der Rusfiellung fern
bleiben, aber auch „Der Zeichner", datirt tT3T, ifi eine der retzuollften Cinzelfiguren
des Künfilers. 6anz befondere Freude werden den die Rusfiellung befuchenden Kunft-
freunden auch die beiden kleinen Bilder Ckardins machen, die durch die tT42 er-
fchienenen Stiche uon Cepicie" als „Ca Pouruoieuse" und „Ca Ratisseuse" bekannt find.
Das erfie Bild, datirt tT3S, hat Chardin in dem U39 datirten 6*emplare des Couure
noch einmal wiederholt.

Die Bilder diefer uier Künfiler bilden den werthuollften Theil der ausgeftellten 6emälde
aus der Sammlung Friedrichs des Großen, neben denen eine reizuolle „Ciebeserklärung"

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