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DEUTSCHE KimST

Die deutfdte Kunft hat im neunzehnten Jahrhundert unter Bedingungen anderer Rrt
gelebt als die franzöfifche oder die englifdte.

Frankreich und England befallen feit Jahrhunderten ein Eentrum des nationalen febens,
das alle oder doch die meiften fchaffenden Kräfte anzog. Wer in der Kunft oder der
Otteratur den Boden der Hauptftadt betrat, hatte die geiftige Heimat gefunden und fühlte
fidi oon der honzentrirten febensenergie feines üolhes umweht. Was er fchuf, enthielt
nidtt nur das l*la*imum feiner eigenen Kraft, fondern war obendrein gefteigert durch
den Rnfchlufj an die in einen Punht gefammelte geiftige Kraft feines üolkes.
In Deutfdiland gab es für die bildende Kunft keinen fotchen Sammelpunkt des natio-
nalen £ebens. Es wurden nidtt nach einem Ort alle Kräfte zufammengezogen, wo fie
in Reibung und Ringen ihr Höchftes geben mufjten. Hohe Kunft wurde in faft einem
Dutjend größerer und kleinerer Städte unabhängig gepflegt, deren jede einen um-
fallenden Rusdruck des gefammten künftlerifdien üermögens anftrebte.
Damit ift fchon gefagt, da(j eine grolje Mannigfaltigkeit der febensäuljerungen bei einer
für den Durdtfdinitt geringeren örtlichen Kraftanfpannung fidi ergeben mufjte, denn

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