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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 1.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.9078#0005
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Nr. 1.

Erscheint am ersten eines jeden Monats. Preis pro Nummer 10 Pfennig.

1884.

Berlin. In diesem Jahre ist noch keine Zeitung konfiscirt worden.
Belgrad. Die Skupschtina erließ an Milan folgende Adresse:
Wir verstehen Euch nicht, glauben aber Euch bald zu fassen.
Wien. Der Kronprinz kann schon spanisch.

Madrid. Der König hat es zu einer bedeutenden Fertigkeit im
Jodeln gebracht.

Dresden. Bebel und Liebknecht sind zu Fabrikinspcktorcn ernannt.
Ackermann leidet an einem schweren Durchfall.

Brüssel. Zur Förderung des Imports chinesischer Kulis hat sich
eine Aktiengesellschaft „Freihandel" gebildet. Mit dem Verein „Schutz
der nationalen Arbeit" sind große Lieferungsverträge abgkfchlosscn.

Hamburg. Der „wahre Jacob" ist wieder da.

Peking. Ein Rekrut hat den Rock falsch zugeknöpft. Es herrscht
große Bewegung, die zu den schlimmsten Befürchtungen Veran-
lassung giebt.

Hölle. Der Satan erläßt einen eigcnklauigen Brief an die Nihi-
listen, worin er denselben die Hölle verbietet. Herr Satan befürchtet bei
seinem zunehmenden Alter eine Störung der höllischen Gemüthlichkcit.

-E Gruß zum Neujahr 1884.

Ich grüß' euch, Freunde kreu und brav,
Und Hab' euch nicht vergessen,

Wenn ich auch einen langen Schlaf
Grlhan Hab' unterdessen.

Ich Hab' an euch so viel gedacht,
Geträumt von euch nicht minder,

Drum Hab' ich euch was mitgebrachl;
Freut euch, ihr lieben Kinder!

Nur müßt ihr für das neue Jahr
Ruch Freundschaft mit mir machen,
Damit der Leser luss'ge Schaar
Hak immer waszu lachen.

Dem Kanzler böt' ich gern was an,
Ich mrin's mit Allen ehrlich,

Jedoch bei solchem mächt'grn Wann
Ist mir's etwas gefährlich.

Er nimmt's am Ende krullrul und läßt
Vom Staatsanwalt mich rupfen;

Drunr birt' ich nur zu diesem Fest
Die Dose ihm zum Schnupfen.

Die Liberalen liegen ganz
Betrübt auf ihrer Kammer;

Ich sende einen Heringsschwanz
Für ihren Katzenjammer.

Aus Jarobs Wunderhorn.

Der Fortschritt pflegt heut gar so laut
Und fürchterlich zu brüllen;

Ich send' ihm eine Löwenhaut,

Um sich darein zu hüllen.

Und eine Wetterfahne schön

Laß ich mit vielen Freuden

Heut an die Herrn vom Centrunr geh'n,

Dir schwenkt nach alleil Seiten.

Ich laß das Recht der ersten Nacht
Urkundlich neu verbriesen,

Damit es ihnen Freude macht,

Den Herrn Konservativen.

Ein kleines Narrenhaus von Hol;

Schenk' ich den Anarchisten;

Ich weiß, es ist ihr ganzer Stolz,

Mit solchem sich zu brüsten.

Vennigsen steckt jetzt tief im Pfuhl,
Wie ists um ihn so schade!

Ich send' ihm einen Ministerstuhl,
Jedoch von Chokolade.

Am Cnd' ist er von Wulh entbrannt
Uild reist mit Kind und Kegel
Dem kleinen Laskeiz nach ins Land
Der Freiheit und der Flegel.

Herr Aichter, der viel Hassende,
Schwatzt müd sich auf der Bühne;

Ich schick' ihm eine passende
Reseroeschwatzmaschine.

Herrn Stöcker auch vergesst ich nicht
Und sende ihin, dem Guten,

Zu einem Frühstück ein Gericht
Von wohlgeschmorten Juden.

Aus Hamburg schickt' ich Windtlzorst schon Der Gen'ral Vumbum thut gar dick;
Voll Kaviar rin Tönnchen; Ich will Hans Most nicht kränken,

Was grb' ich heuer denn zunr Lohn Vielleicht send' ich ihm einen Strick,

Dem guten allen Männchen? Um sich daran zu heukeil.

Ein junges Mädchen vvlll Ballet,
Das schafft ihm wohl Behagen
Und lehrt den Eiertanz ihn nett
In seinen allen Tagen.

Uild dem Philister send' ich heul
Mir liegt« einmal im Blute —

Zu solcher schöueil Weihnachtszeit
Durch's Christkiild eiue Ruthe.

So Hab' ich gründlich ausgrlerrt
Die Taschen mir in Güte;

Führt ihr nun auch, was ich bescherrt,
Euch gründlich zu Gemüthe.

Zuletzt schenlb'-.ich mich selber noch
Euch und ihr müßt, svll's klappen,
Mjr für meist wrrthrs Ich denn doch
Ein Vickelstück Lerappeu.

Jacob.

tr. /
 
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