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1346

Vasilio'^ ßartje, oder: Wo ist dle Natzr

(Frei nach Beaumarchais.)

Vasilio-Vismarck: Was ich sagte von dem Pagen, war nur Argwohn, nur vermuthung.
Graf-Laprivi: Jetzt begreife Alles ich.

verzeichnet finden, welche durch die Zölle vom Hungertode errettet wurden;
ferner die Namen der Lieutenants, deren Schulden die Väter zahlen konnten,
die Champagner-Lieferungen und viele andere schöne Dinge, welche durch
den Goldstrom der Zollerträgnisse den Agrariern zum Wohle gereichten.
Freilich wird dieses Bild eine fatale Kehrseite haben, es ist jedoch — bei
der großen Kurzsichtigkeit der Staatsmänner in sozialen Dingen — nicht
zu fürchten, daß diese Kehrseite den maßgebenden Personen ins Auge fällt
und ihre gute Laune stört.

In der kolonialen Abtheilung wird als ein räthsclhaftcs Monstrum
das Projekt des Wißmann-Dampfers ins Auge fallen. Das Projekt hat
die Kosten der Ausführung verschlungen und ist doch Problem geblieben; es
ist ins Wasser gesallen und doch liegt der Dampfer auf dem Trockenen.
Vielleicht findet sich in Amerika ein Schaubudcnbesitzer, der das Ding an-
kanft und es als Wunderkind der deutschen Kolonialpolitik auf den Messen
und Märkten herumschleppt.

Der Militarismus sollte durch eine Riesenkanone vertreten sein, unter
welcher, hübsch gruppirt, die Reste des deutschen Nationalwohlstandes ihren
Platz finden könnten. Man würde daraus erkennen, daß dieselben den Zweck
haben, verpulvert zu werden und daß unsere wirthschaftlichcn Zustände unter
der Kanone sind.

Das beste System.

A. : Warum wird in den Zeitungen das System Stumm als das
beste für die Arbeiter gepriesen?

B. : Weil nichts so bequem ist, als wenn die Klagen und Beschwerden
der Arbeiter einfach auf Befehl verstummen müssen.

Sinnreiches Mittel.

Der preußische Finanzminister hat endlich ein Mittel gefunden, um den
streikenden Abgeordneten Bismarck in den Reichstag zu locken. Miquel
wird eine Reichs-Vermögenssteuer beantragen, und da dieselbe den
geizigen Abgeordneten Bismarck sehr schwer treffen würde, so ist es wahr-
scheinlich, daß er trotz der Diätenlosigkeit nach Berlin reist, um gegen diese
Steuer zu kämpfen.

Preußisches.

A. : Das war wirklich an der Zeit, daß dem Ministerpräsidenten
Eulenburg ein Gehalt bewilligt wurde.

B. : Warum?

A.: Seine Wirksamkeit war bisher äußerst gehaltlos.

Aus dem Examen.

Professor: Können Sie sich einen Begriff von der E w i g k e i t machen?
Student: Ja.

Professor: Wie stellen Sie sich dieselbe vor?

Student: Ungefähr wie die Berathungen der Kommission für
das bürgerliche Gesetzbuch.

ax® Mante'F Gutachten. (sxs>

<jSd kann et nich anders leugnen, als daß die verflixte Arbeetslosigkeet bei
S?« die reichen Leite noch viel schlimmer jrassirt, als wie bei unsereencn.
Den janzen Dag bummeln die nnter'n Linden rum, un die Bolizei is nich
eenmal so freindlich, bet se die Bummler eenen Arbeets-Uffdrag jäben- dähte,
so daß se schließlich mit Weib un Kind uff de Walze nach Baden-Baden
oder jar nach Wörrishofen jehcn müssen, man blos um de Zeit dodzuschlagen.
Dabei jeben se uns Arbeetern een jlorreiches Beispiel, indem se nämlich
jar nich über die.Arbeetslosigkeet schimfen. Det kommt daher, weil der
Rcichthum det cenzigste soziale Heilmittel sein dnht. Ick habe et aber
schon immer jesagt: Wat der Eene zu viel hat, dadervon wird der Andere
noch lange »ich satt.

Sächsisches.

St.: Was sollte cs eigentlich bezwecken, daß der sozialdemokratischen
Landesversammlnng in Sachsen polizeilich verboten wurde, eine Pause in
ihren Berathungen eintreten zu lassen?

B.: Die üichsische Polizei sicht eben ihren Beruf darin, dafür zu sorgen,
daß die Sozialdemokraten stets zu ununterbrochener Thätigkcit An-
laß haben.

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