Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wo man's packt, da ift's interessant!

Vriefkayrn.

F. in Geestemünde. Die Klage des Fürsten Bismarck
gegen den Tagelöhner Ulrich ist thatsächlich seiner Zeit erfolgt.
Jm Jnseratentheil des „Reichsanzeigers" wurde folgende öffent-
liche Zustellung des Gerichtsschreibers des königlichen Amts-
gerichts zu Rummelsburg, Nikel, vom 7. September 1891 ver-
öffentlicht :

Seine Durchlaucht der Fürst von Bismarck zu Varzin,
vertreten durch den Oberförster Westphal daselbst, klagt gegen
den Tagelöhner Ulrich, unbekannten Aufenthalts, mit der
Behauptung, daß er vom Beklagten:

a. aus einem Mietverträge Miethzinsrückstand Jt 35.00

b. als Werth für Nichtlieferung zweier Hühner
und einer Gans, zu deren Lieferung Be-
klagter vertragsmäßig verpflichtet war . Jt 5.00

c. für unterlassene Arbeitsleistungen, zu denen

er kontraktlich verpflichtet war . . . . Jt 65.50
zusammen Jt 105.50
zu fordern habe, mit dem Anträge, den Beklagten zu ver-
urtheilen, an den Kläger Jt 105.50 zu zahlen.

Die Musik dazu können Sie sich selbst machen; der „Wahre
Jacob" hat seine Meinung darüber in Nr. 136 geäußert.

R B Z Mit den Bazillen geht es wie mit manchen
hochgestellten Schwindlern: man kennt die Spitzbuben, aber
man kann sie nicht fassen.

Mann vun de Waterkannt in Hamburg. „In

Hamburg besteht ein großes, mit einer strenggläubigen, christ-
lichen Sekte eng verbundenes Kaufhaus. Dasselbe giebt seinen
jungen Kommis Sonntags sechs Mark zum Reklametanzen auf
den öffentlichen Bällen, um die kleinen Schneiderinnen und
Konfektionösen zu dem alleinseligmachenden Glauben an die Güte
seiner Waaren zu bekehren. Wahrlich, das Reich Gottesist nahe!"

Chr. in Thüringen. Der betr. Zeitungsredakteur muß
ein sehr gewandter Mann sein, wenigstens seinem Programm
nach, in welchem es u. A. heißt:

Ich Hab das Ziel gestecket mir auf Erden,

Stets alle Bürger zu erfreuen.

Ich lob' Private, lobe die Behörden,

Ich wünsche Jedem alles ganz allein.

Ich lob' das Vaterland mit seinen Söhnen,

Den Himmel und das Firmament;

Sogar im Dorfe lob' ich alle Schönen,

Der ganzen Welt mach' ich ein Komplü
Ich lob' die Krieger-, Turner-, Sänger
Bei jedem Feste, wo sie sich erfreu«,

Gedeihen wünsch' ich allen immer wiede:

Und bring' so manches Inserat herein.

Das Letztere wird wohl der Hauptzweck und das ■
des biederen Nationalliberalen sein.

T. in Berlin. „Als der Minister Goblet in se
am lOOjähr. Gedenktag der Marseillaise sagte, es s

Triumph derselben, daß der Zar sie stehend angehört habe, fing
Rouget de Liste im Elysium an, sich die Haare auszuraufen.
Da trat Beethoven zu ihm und sagte: „Tröste dich, Bruder, es
geht mir um kein Haar besser. Auch ich mußte mir gefallen lassen,
daß ein übergeschnappter Musikus meine „Eroica" einem Bis-
marck gewidmet hat." — Das Bild im „Sozialist" stammt nicht
aus dem vorigen Jahrhundert; es ist ein Clichö von dem Ge-
mälde, das Gustav Doro 1870 nach der Kriegserklärung malte.

Guter Freund aus dem 22. sächs. Neichstags-
wahlkreis. Das „Dichten" ist ein eigen Ding, ganz be-
sonders aber wenn man nicht umhin kann zu singen:

„Vom Wahlkreis zweiundzwanzig.

Ward Kurtz' Mandat zu ranzig.

Im schönen Sachsenland
Man's allgemein empfand!"

Na, Kurtz hat das Seinige weg, er wird nicht wieder kommen,
— deshalb unterdrücken wir den Rest.

G. A. in Berlin. Um Ihnen „eine Freude zu machen",
drucken wir die erste Strophe des „neuen Marsches" ab:

„Ich bin ein Preuße von der rechten Sorte,

Das wahre Muster eines Unterthan;

Am schönsten dünken mir Kommandoworte,

Am liebsten zieh' ich Waffenkleider an.

Die Polizei soll leben.

Die Steuern gleich daneben,

Denn ohne sie kann ich nicht glücklich sein:

Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein."

Verantwortlich für die Redaktion' Georg Baßler in Stuttgart. — Druck m

H. W. Dietz in Stuttgart.
 
Annotationen