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^ F)er ßamlntrga* ^/etternschast. ^r
Plfi^ptinin von Hamburg ist zur Leit der Lod
^Ipm And immer drohender erhebt die Morh
«j~ - * DaF finstre Haupt, umwallt von Schlangenlocken.
Es schlieszt sich Grab an Grab in düstern Keihn,
Andrst — das Alles möchte schliestlich sein.
Doch die Geschäfte, die Geschäfte stoeben!
Da liegt'F, ihr Herrn, die ihr die Lüget führt.
Die ihr der „Volksvertretung" Sessel ziert
Ahr trennt und kanntet stets nur — die Geschäfte.
Am ehrlichen, im mastigen Prosit,
Am minder reinlichen, doch grützern Schnitt
Erschöpften sich all eure Geistepkräfte.
Geschäft und Kebbach — weiter reicht cs nicht.
Wenn dann herein die grimme Seuche bricht.
So steht ihr hilflos da und lastt sie walten.
Es. ist fatal, nun ja, es wird euch schwül.
Allein ihr habt daF zwingende Gefühl,
Dast ihr die Letzten seid, sie aufzuhalten.
Ahr überlastt der Wüthenden da^ Feld,
Denn sie zu bändigen, daF kostet Geld
Und das sitzt fest bei euch, in sichern Spinden.
Selbst alF der Kod euch auf die Lehen trat —
Wie konntet ihr den Muth zu einer Lhat,
Lu einer Lhat, die Geld erfordert, finden?
WaF den Profit zerstört, beschneidet nur.
Ging euch von jeher wider die Matur —
Man Kann von euch dergleichen nicht verlangen.
Und was in diesem Falle euch die Morh,
Die herrische, die dringende, gebot —
An Herz und Mieren wär' es euch gegangen.
Wo Geld in Frage kommt, kennt ihr kein Mutz;
Ahr werdet euch zu rettendem Eurschlutz,
Der das Geschäft euch störte, nie ermannen.
Und wenn die Welt ihn auch ins Ghr euch schrie,
Ahr bliebt doch taub, und darum werdet nie
Ahr eine Seuche bändigen und bannen.
Hier hilft nur EinF! Schafft eine andre Form
Für die Gesellschaft, eine andre Morin
Alö den Profit, sonst Kommt die Seuche wieder.
Ein Liel allein darf ihr vor Augen stehn.
Um EinF nur darf sich ihre Sorge drehn —
Dap ist die Wohlfahrt aller ihrer Glieder!
Aetzt sind daF Geld und der Profit ihr Gott —
Damit ward sie vor aller Welt zum Spott
Und Hamburgs Weh hat himmelan geschrieen.
Sorgt unablässig sie für Seel' und Leib,
Sorgt sie für Greis und Wird, für Mann und Weib,
So wird wie ein Phantom die Seuche fliehen! x.z.
Mix zu handeln?
d) bin der große Handelsmann.
ID Das Schachern Hab' ich los;
(3-5 Auf Wrchenschacherpolitik
versteh' id) mich famos.
Rix zu handeln?
Bekomm' ich's gut bezahlt, so ist
Mir jedes volksred)t feil.
Des Volkes Wohlfahrt geb' ich hin
Kür — für fein Seelenheil.
Aix zu handeln?
Laprivi. nenne mir den Preis:
Was gilt ein Jesuit?
Lin Dutzend panzersd,iffe? Topp.
Rur immer her damit!
Rix zu handeln?
Hast du ein neues Schulgesetz
Auf Lager? Immer her!
Willionen biet' id) unbeschränkt
Kür neues Militär.
Aix zu handeln?
Willst du besteuern höher noch
Tabak und Branntewein?
Ist dir ein Zoll, ein Monopol
Sefäilig? Ich schlag'ein.
Rix zu handeln?
2d) gieß' ins Arbeitsschutzgesetz
Dir Wasser eimerweis.
Kür klerikale Reaktion
Ist mir zu hod) kein Preis.
Rix zu handeln?
Der deutsche Michel.
Entwurf einer neuen Kulturgeschichte des
deutschen Volkes.
Von Ceutobcrld Trobianus.
Erste Epoche.
Michel ist ein Heide und schläft auf seiner Bären-
haut am User des Rheins. Er trinkt immer noch
eins, ehe er geht. Er betet unter der Wotans-
Eiche. Er geht auf die Jagd, erlegt Auerochsen,
Wildschweine und Hirsche und hat es dabei ganz
gut. Er steht aber etwas unter dem Pantoffel
und seine Heiligen sind weiblichen Geschlechts. Da
kommen die Römer und wollen ihm seine Bären-
haut wegnehmen. Michel wehrt sich, aber sie wird
ihm doch genommen. Michel sucht sich durch eifriges
Kneipen über den Verlust der Bärenhaut zu trösten.
Zweite Epoche.
Nachdem das Zeitalter der Bärenhäuter vor-
über, wird Michel Christ. Ein Mönch kommt und
haut die Wotans-Eiche um. Michel muß nun in
der Kirche beten. Am meisten ärgert es ihn, daß
seine neuen Heiligen in der Mehrzahl männlichen
Geschlechts sind. Aber das kommt noch, schlimmer.
Nachdem die große Eiche umgehauen, erscheinen
eine Menge Mönche, die sich damit beschäftigen,
Michels Wein auszutrinken. Es ist ihm das sehr
satal, aber er ergiebt sich in sein Schicksal.
Drille Epoche.
Michel wird feudal. Er baut den Rittern
eine Menge Schlösser auf die Berge und schleppt
mit vieler Mühe die Steine dazu hinauf. Die
Ritter wollen droben auch etwas zu leben haben.
Michel bringt ihnen die Früchte des Feldes hinauf.
Wenn er nicht genug gicbt, so wird er von den
Rittern in das Burgvcrließ geworfen, wo er so
lange bleiben muß, bis er ein Lösegeld aufbringen
kann. Die Ritter jagen auch gerne; sie jagen lischt
nur Rehe und Hirsche und Sauen, sondern auch
Herrn Michels Frau und Tochter, sofern diese
hübsch sind. Sie behalten dann Beide auf dem
Schloß, so lang es ihnen behagt, und wenn sie
derselben überdrüssig werden, so schicken sie Frau
und Tochter dem Michel zurück. Michel ist sehr
ärgerlich über dieseil Unfug und wird einige Maile
so wild, daß die Ritter Angst kriegen. Schließlich
aber ergiebt er sich darein. Er hat die Geduld
von seinen Vorfahren, den Bärenhäutern, geerbt.
Vierte Epoche.
Michel wird ein gebildeter Mann. Er lernt
nicht nur Bücher lesen, sondern sie auch schreiben
und drucken. Er wird so gelehrt, daß er einen
großen Streit mit dem Papst in Rom bekommt,
weil ihm der Papst seine Bücher verbrennen will.
Der Papst wird grob und Michel wird auch grob.
Es geht Michel schlecht, denn es mischen sich noch
andere Leute in de» Streit. Spanier, Italiener,
Franzoseli, Niederländer, Dünen, Schweden, Kroaten,
Slowaken inld allerlei andere Völker kommen in
Michels Behausung und prügeln sich da dreißig
Jahre lang mit ihm und unter sich herum. Als
sie endlich abziehen, nehmen sie Michel'n seinen
Rock. Er trägt auch das mit der gewohnten Ge-
duld und läuft in Hemdärmeln umher.
Fünfte Epoche.
Michel wird ein moderner Mensch. Er macht
Geschäfte und zahlt viele Steuern. Aber Michel
ist kein guter Geschäftsmann und die Steuern sind
sehr hoch, die Lebensmittel sehr thcuer. Häufig
stellt sich ein Besuch bei ihm ein, der gar nicht
gerne von ihm gesehen wird. Das ist der Exekutor.
Michel schwört manchmal den Manifestationseid;
aber er kann nicht verhindern, daß ihm vom
Exekutor Hose, Weste und schließlich auch noch das
Hemd genommen werden. Strümpfe und Schuhe
hat er aus Verzweiflung in Schnaps angelegt. Es
friert ihn manchmal sehr und er wünscht sich, wieder
Bärenhäuter zu sein.
^ F)er ßamlntrga* ^/etternschast. ^r
Plfi^ptinin von Hamburg ist zur Leit der Lod
^Ipm And immer drohender erhebt die Morh
«j~ - * DaF finstre Haupt, umwallt von Schlangenlocken.
Es schlieszt sich Grab an Grab in düstern Keihn,
Andrst — das Alles möchte schliestlich sein.
Doch die Geschäfte, die Geschäfte stoeben!
Da liegt'F, ihr Herrn, die ihr die Lüget führt.
Die ihr der „Volksvertretung" Sessel ziert
Ahr trennt und kanntet stets nur — die Geschäfte.
Am ehrlichen, im mastigen Prosit,
Am minder reinlichen, doch grützern Schnitt
Erschöpften sich all eure Geistepkräfte.
Geschäft und Kebbach — weiter reicht cs nicht.
Wenn dann herein die grimme Seuche bricht.
So steht ihr hilflos da und lastt sie walten.
Es. ist fatal, nun ja, es wird euch schwül.
Allein ihr habt daF zwingende Gefühl,
Dast ihr die Letzten seid, sie aufzuhalten.
Ahr überlastt der Wüthenden da^ Feld,
Denn sie zu bändigen, daF kostet Geld
Und das sitzt fest bei euch, in sichern Spinden.
Selbst alF der Kod euch auf die Lehen trat —
Wie konntet ihr den Muth zu einer Lhat,
Lu einer Lhat, die Geld erfordert, finden?
WaF den Profit zerstört, beschneidet nur.
Ging euch von jeher wider die Matur —
Man Kann von euch dergleichen nicht verlangen.
Und was in diesem Falle euch die Morh,
Die herrische, die dringende, gebot —
An Herz und Mieren wär' es euch gegangen.
Wo Geld in Frage kommt, kennt ihr kein Mutz;
Ahr werdet euch zu rettendem Eurschlutz,
Der das Geschäft euch störte, nie ermannen.
Und wenn die Welt ihn auch ins Ghr euch schrie,
Ahr bliebt doch taub, und darum werdet nie
Ahr eine Seuche bändigen und bannen.
Hier hilft nur EinF! Schafft eine andre Form
Für die Gesellschaft, eine andre Morin
Alö den Profit, sonst Kommt die Seuche wieder.
Ein Liel allein darf ihr vor Augen stehn.
Um EinF nur darf sich ihre Sorge drehn —
Dap ist die Wohlfahrt aller ihrer Glieder!
Aetzt sind daF Geld und der Profit ihr Gott —
Damit ward sie vor aller Welt zum Spott
Und Hamburgs Weh hat himmelan geschrieen.
Sorgt unablässig sie für Seel' und Leib,
Sorgt sie für Greis und Wird, für Mann und Weib,
So wird wie ein Phantom die Seuche fliehen! x.z.
Mix zu handeln?
d) bin der große Handelsmann.
ID Das Schachern Hab' ich los;
(3-5 Auf Wrchenschacherpolitik
versteh' id) mich famos.
Rix zu handeln?
Bekomm' ich's gut bezahlt, so ist
Mir jedes volksred)t feil.
Des Volkes Wohlfahrt geb' ich hin
Kür — für fein Seelenheil.
Aix zu handeln?
Laprivi. nenne mir den Preis:
Was gilt ein Jesuit?
Lin Dutzend panzersd,iffe? Topp.
Rur immer her damit!
Rix zu handeln?
Hast du ein neues Schulgesetz
Auf Lager? Immer her!
Willionen biet' id) unbeschränkt
Kür neues Militär.
Aix zu handeln?
Willst du besteuern höher noch
Tabak und Branntewein?
Ist dir ein Zoll, ein Monopol
Sefäilig? Ich schlag'ein.
Rix zu handeln?
2d) gieß' ins Arbeitsschutzgesetz
Dir Wasser eimerweis.
Kür klerikale Reaktion
Ist mir zu hod) kein Preis.
Rix zu handeln?
Der deutsche Michel.
Entwurf einer neuen Kulturgeschichte des
deutschen Volkes.
Von Ceutobcrld Trobianus.
Erste Epoche.
Michel ist ein Heide und schläft auf seiner Bären-
haut am User des Rheins. Er trinkt immer noch
eins, ehe er geht. Er betet unter der Wotans-
Eiche. Er geht auf die Jagd, erlegt Auerochsen,
Wildschweine und Hirsche und hat es dabei ganz
gut. Er steht aber etwas unter dem Pantoffel
und seine Heiligen sind weiblichen Geschlechts. Da
kommen die Römer und wollen ihm seine Bären-
haut wegnehmen. Michel wehrt sich, aber sie wird
ihm doch genommen. Michel sucht sich durch eifriges
Kneipen über den Verlust der Bärenhaut zu trösten.
Zweite Epoche.
Nachdem das Zeitalter der Bärenhäuter vor-
über, wird Michel Christ. Ein Mönch kommt und
haut die Wotans-Eiche um. Michel muß nun in
der Kirche beten. Am meisten ärgert es ihn, daß
seine neuen Heiligen in der Mehrzahl männlichen
Geschlechts sind. Aber das kommt noch, schlimmer.
Nachdem die große Eiche umgehauen, erscheinen
eine Menge Mönche, die sich damit beschäftigen,
Michels Wein auszutrinken. Es ist ihm das sehr
satal, aber er ergiebt sich in sein Schicksal.
Drille Epoche.
Michel wird feudal. Er baut den Rittern
eine Menge Schlösser auf die Berge und schleppt
mit vieler Mühe die Steine dazu hinauf. Die
Ritter wollen droben auch etwas zu leben haben.
Michel bringt ihnen die Früchte des Feldes hinauf.
Wenn er nicht genug gicbt, so wird er von den
Rittern in das Burgvcrließ geworfen, wo er so
lange bleiben muß, bis er ein Lösegeld aufbringen
kann. Die Ritter jagen auch gerne; sie jagen lischt
nur Rehe und Hirsche und Sauen, sondern auch
Herrn Michels Frau und Tochter, sofern diese
hübsch sind. Sie behalten dann Beide auf dem
Schloß, so lang es ihnen behagt, und wenn sie
derselben überdrüssig werden, so schicken sie Frau
und Tochter dem Michel zurück. Michel ist sehr
ärgerlich über dieseil Unfug und wird einige Maile
so wild, daß die Ritter Angst kriegen. Schließlich
aber ergiebt er sich darein. Er hat die Geduld
von seinen Vorfahren, den Bärenhäutern, geerbt.
Vierte Epoche.
Michel wird ein gebildeter Mann. Er lernt
nicht nur Bücher lesen, sondern sie auch schreiben
und drucken. Er wird so gelehrt, daß er einen
großen Streit mit dem Papst in Rom bekommt,
weil ihm der Papst seine Bücher verbrennen will.
Der Papst wird grob und Michel wird auch grob.
Es geht Michel schlecht, denn es mischen sich noch
andere Leute in de» Streit. Spanier, Italiener,
Franzoseli, Niederländer, Dünen, Schweden, Kroaten,
Slowaken inld allerlei andere Völker kommen in
Michels Behausung und prügeln sich da dreißig
Jahre lang mit ihm und unter sich herum. Als
sie endlich abziehen, nehmen sie Michel'n seinen
Rock. Er trägt auch das mit der gewohnten Ge-
duld und läuft in Hemdärmeln umher.
Fünfte Epoche.
Michel wird ein moderner Mensch. Er macht
Geschäfte und zahlt viele Steuern. Aber Michel
ist kein guter Geschäftsmann und die Steuern sind
sehr hoch, die Lebensmittel sehr thcuer. Häufig
stellt sich ein Besuch bei ihm ein, der gar nicht
gerne von ihm gesehen wird. Das ist der Exekutor.
Michel schwört manchmal den Manifestationseid;
aber er kann nicht verhindern, daß ihm vom
Exekutor Hose, Weste und schließlich auch noch das
Hemd genommen werden. Strümpfe und Schuhe
hat er aus Verzweiflung in Schnaps angelegt. Es
friert ihn manchmal sehr und er wünscht sich, wieder
Bärenhäuter zu sein.